Dolly Buster – die tschechische Ex-Porno-Diva exklusiv für Radio Prag
Dolly Buster, sie ist Lustobjekt, Medienfrau, Ikone, Diva, Moderatorin – und das alles auf dem schlüpfrigsten Parkett der Welt. 2004 wollte sie sogar für das Europäische Parlament kandidieren. Neben Karel Gott und Václav Havel zählt die Ex-Pornodarstellerin zu den 100 berühmtesten Tschechen der Welt, wie das Fernsehen ihrer alten Heimat herausfand. Julia Angelov traf Dolly auf der weltweit größten Erotikmesse „Venus“.
Kateřina Nora Bochníčková wurde am 23. Oktober 1969 in Prag geboren. Ballonbusen, Piepsstimme, Puppengesicht – so präsentiert sich Dolly Buster alljährlich auf der Venus in Berlin. Hier trifft sich die Crème de la Crème der Erotikbranche, hier ist Dolly Buster ein Weltstar. Dolly bringt Glamour ins Spiel. Das Mädchen aus Prag wusste schon sehr früh, was es will.
„Ich wusste nicht, dass es Erotikfilme gibt oder geben wird. Zu diesem Zeitpunkt hat es das zumindest in Tschechien noch gar nicht gegeben. Aber als ich bereits drei Jahre alt war, wusste ich eins: Ich will bekannt werden. Ich stand da, hatte einen Kochlöffel anstatt eines Mikrofons in der Hand und habe da hereingeplärrt und einen seltsamen Fruchtbarkeitstanz gemacht, den ich im Fernsehen gesehen hatte. Alle Erwachsenen standen um mich herum und fragten: ‚Was machst Du da eigentlich?’ Ich sagte: ‚Seht ihr nicht? Ich mache Programm, denn ich werde berühmt!’“
„Dann ging das eigentlich sehr unspektakulär weiter. Ich bin in Tschechien zur Schule gegangen, bin dann 1983 nach Deutschland gekommen. Als ich 18 war, bin ich in eine Diskothek gegangen. Dort hat man mich ganz direkt angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, Aktaufnahmen zu machen. Allerdings war ich auch so angezogen, dass man mir kein anderes Angebot hätte unterbreiten können. Dekolleté, kürzeste Hotpants, Highheels von meiner Mutter. Da habe ich gedacht: „Das ist doch mal ein Anfang. Endlich merkt hier einer mal was!’“
Am nächsten Tag geht sie mit dem Fotografen in ein Studio. Da führt eins zum anderen…
„Eigentlich hatte ich damit nichts zu tun, ich habe nur auf die Location gewartet. Da wurde ein Pornofilm gedreht und die waren noch nicht fertig. Und aus dem Warten heraus hat man mich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, Pornofilme zu drehen. Da hab´ ich gedacht: ‚Stück für Stück geht’s doch!’“
Der Pornoproduzent, der Dolly angesprochen hat, ist Dino Baumberger und heute mir ihr verheiratet. Er ist ein zurückhaltender Typ, man könnte ihn auch für ihren Vater halten. Er vermutete damals in Dolly die geborene Geschäftsfrau. Baumberger tippt richtig. Mit mehr als 30 Filmen wurde Dolly das Zugpferd seiner Firma. Sex mit Drehpartnern hatte Dolly natürlich auch vor den Augen ihres Mannes, dem Produzenten. Ein Problem?
„Man kann sehr wohl eine Grenze ziehen. Ich bin so, dass ich gucke, wie ist das Licht, bist Du denn noch geschminkt oder ist der Lippenstift mittlerweile im Dekolleté? Dann ist es natürlich etwas anstrengender. Es macht schon Spaß, man lässt sich auch irgendwo gehen, aber bei weitem nicht so, wie man das zu Hause machen würde.“
Heute leben Dolly und Dino Baumgartner in Wesel. Dolly landete hier, weil Dino in Wesel einen Sexshop hatte, bevor er anfing, Pornos zu produzieren. Sie ist froh über die schicksalhafte Begegnung mit ihrem Dino, der ihr den Weg für eine einmalige Karriere ebnete:
„Ich hatte das Glück, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Heute gibt es gar nicht mehr die Sendungen im Fernsehen wie „Wa(h)re Liebe“, „Liebe Sünde“ oder „Peep“, die Erotikdarstellern eine Plattform geben. Diese Sendungen waren zwar sehr beliebt, aber die Werbungsschaltenden wollten in dem Umfeld nicht ihre Werbung haben. Obwohl die Quote perfekt war, haperte es an Geld, an der Werbung.“
Die blonde Sexbombe gelangt in kürzester Zeit zu enormer Berühmtheit. Ob ihre Eltern damit gerechnet hatten?
„Mein Vater wusste davon erst einmal gar nichts. Meine Mutter hat gesagt, wenn es ihr in ihrer Jugend möglich gewesen wäre, Aktfotos machen zu lassen, hätte sie das auch gemacht. Aber das gab es ja damals einfach nicht. Im Kommunismus war das alles verboten. Meine Mutter fand das also gut. Dass es Pornofilme geworden sind, war ihr eigentlich auch schon klar. Als ich von ‚Filmen’ gesprochen habe, wusste sie, dass es vermutlich nicht die Lindenstraße ist.“
Nach nur zwei Jahren setzt Buster Ende der Neunziger ihrer Karriere als Darstellerin ein Ende. Allerdings nicht aus Rücksicht auf ihren Mann.
„Ich habe 1997 bereits wieder aufgehört. Genau zu dem Zeitpunkt, als ich gemerkt habe: Es ist genug. Ich habe genug Filme gemacht, ich habe genug erlebt. Ich entwickelte mich an diesem Punkt nicht mehr weiter. Sex ist zwar schön, auch Sex vor der Kamera. Aber ich habe so viel Sex vor der Kamera gehabt, dass es mir nichts mehr gab.“
Dolly Buster hat in den letzten Jahren mehrere Kriminalromane veröffentlicht, sie malt und stellt ihre Bilder aus. Inzwischen ist die Schauspielerin hinter die Kamera getreten und produziert ihre eigenen Pornofilme. Eine eigene Erotikshop-Kette namens „Dolly Buster“ nennt sie ihr eigen. Sie kennt die Branche mit all ihren Licht- und Schattenseiten wie keine andere.
„Die Erotikindustrie hat sich sehr verändert. Genauso wie sich das ganze Land und die gesamte Wirtschaftslage verändert hat. Heute ist es so, dass die Produzenten damit zu kämpfen haben, dass die Kunden kein Geld haben. Und das, was früher vorgeworfen wurde, dass die Produktionen zu billig seien, das ist heute in Wahrheit eingetreten.“
„Als man noch die Vorwürfe machte, das ist alles husch-husch gedreht und kostet nichts, da war es noch teuer. Ich selbst habe gedreht auf Hawaii, in Las Vegas, Los Angeles, Afrika. Das waren noch Produktionen, in die man investiert hat. Alleine die Flüge für Darsteller und Crew kosteten schon ein Vermögen. Heutzutage haben DVDs so einen starken Preisverlust, dass man so teuer nicht mehr drehen kann. Viele haben das auch gar nicht zu schätzen gewusst, wie es ist, wenn man in der Steppe dreht und da hinten kommen Elefanten… Aber es war doch irgendwie schön und romantisch und man war sehr stolz darauf! Ich bin mir sicher, dass es das in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird.“
Neben der schwierigen Wirtschaftslage werden deutsche Anbieter von Erotik im Internet durch die strengen Jugendschutzbestimmungen extrem eingeschränkt. Dolly Buster kommt damit begrenzt klar.
„Der Jugendschutz ist ja vollkommen richtig. Im Gegenteil: Es geht darum, dass wir ein weltweites Web haben, aber keine weltweit gleichen Gesetze. Normalerweise müssten wir wesentlich strengere Gesetze haben, die sich um das komplette Internet kümmern und nicht nur den Deutschen das Angebot kaputt machen. Aber aus Amerika kann sich jeder Zwölfjährige alles anschauen. Das kann nicht sein. Das ist absolut falsch und das finde ich nicht in Ordnung. Wenn ich mir vorstelle, dass es in den USA verboten ist, öffentlich nur mal ne Brustwarze zu zeigen. Wie kann es dann sein, dass sich jeder in Deutschland in das amerikanische Programm einklicken kann und Pornografie umsonst ohne Jugendschutz gucken darf? Wenn das geregelt würde, könnte es wieder aufwärts gehen.“
Dolly Buster – ein Kunstprodukt aus Make-up und Wasserstoff? Das weiß sie sehr wohl. Und genau das unterscheidet die Tschechin von anderen Blitzlicht-Existenzen. Sie singt, schreibt Bücher und schauspielert, aber sie behauptet nie, Sängerin, Schriftstellerin oder Schauspielerin zu sein. Bodenständig wie eh und je blickt sie in die Zukunft:
„Ich sehe mich im Grunde genommen, da wo ich heute auch bin. Wenn es ne Venus gibt in zehn Jahren, komme ich auch wieder her, gebe Autogramme, werde mir das alles mal angucken. Ich denke, ich werde genauso leben wie jetzt.“