Drei Könige sammeln Spenden für Caritas-Projekte

Foto: Martina Schneibergova

In diesen Tagen kann man ihnen in den Straßen der tschechischen Städte wieder begegnen: Kindern, die als die drei Weisen aus dem Morgenland gekleidet sind. Sie sprechen die Passanten an und bitten um eine Spende für karitative Zwecke. Die so genannte "Dreikönigs-Spendensammlung" wird dieses Jahr von der Tschechischen Katholischen Caritas bereits zum siebten Mal organisiert. In Prag wurde die Spendensammlung am Dienstag auf der Prager Burg feierlich eröffnet.

An der Eröffnung der Dreikönigs-Spendensammlung nahmen im erzbischöflichen Palais auf dem Hradschin Kinder aus Prag und seiner Umgebung sowie etwa 60 Jugendliche aus Polen teil, die aus der Partnerdiözese von Katowice gekommen sind, um den Pragern bei der traditionellen karitativen Veranstaltung zu helfen. Unter den als Caspar, Melchior und Balthasar gekleideten Spendensammlerinnen und -sammlern waren sowohl junge Neulinge, die noch den Kindergarten besuchen, aber auch erfahrene Teilnehmer dieser Veranstaltung. Obwohl die Spendensammlung, bei der sich die tschechischen Caritas-Mitarbeiter durch das deutsche Sternsingen inspirieren ließen, inzwischen bereits zum siebten Mal durchgeführt wird, gibt es immer noch Menschen, die den Spendensammlern misstrauisch gegenüber stehen. Das Mädchentrio Bibiana, Alena und Eva aus Benesov bei Prag ist nicht zum ersten Mal mit dabei. Die zehnjährige Eva räumt ein, dass sie nicht immer akzeptiert werden:

Von links: Bibiana,  Alena,  Eva
"Ich habe schon manchmal Angst, dass sich die Leute beschweren und uns die Tür vor der Nase zumachen und dass sie uns aus dem Haus jagen."

Bibiana hält es zwar für unangenehm, wenn die Drei Könige von den Vorbeigehenden abgelehnt werden, aber sie weiß Rat:

"Auf der Straße versuchen wir die Leute zu überzeugen. Wir sagen ihnen, dass wir anderen helfen wollen und dass wir das zum Beispiel für Mütter mit Kindern aus dem Heim machen."

Der dritte König oder genauer gesagt Königin Alena sieht das gelassener:

"Es ist zwar ein wenig unangenehm, wenn sich die Leute wegdrehen, wenn sie sehen, dass wir sie ansprechen wollen. Aber meistens spenden sie doch etwas."

Foto: Martina Schneibergova
Im vergangenen Jahr betrug der Erlös der Spendensammlung in ganz Tschechien fast 55 Millionen Kronen (rund 1.960.000 Euro). Unterwegs waren mehr als 12.000 Dreikönigs-Gruppen, also etwa 30.000 bis 40.000 Menschen. Allein in der Prager Erzdiözese wurden dabei voriges Jahr etwa drei Millionen Kronen gesammelt, sagt der Caritas-Mitarbeiter Pavel Simek:

Kardinal Miloslav Vlk
"Voriges Jahr konnten ähnlich wie jedes Jahr 65 Prozent der finanziellen Mittel für karitative Zwecke in den einzelnen Pfarreien genutzt werden. In Prag gab es damals etwa 70 konkrete Projekte, die aus diesem Geld finanziert wurden. Dazu gehörten beispielsweise Ferienaufenthalte für Kinder aus sozial schwachen Familien. Aus den übrigen finanziellen Mitteln wird jedes Jahr ein größeres Projekt unterstützt, das in der zuständigen Diözese verwirklicht wird. Bei uns in der Prager Erzdiözese wird es diesmal ähnlich wie im Vorjahr die Errichtung einer Tagesstätte für Senioren und eines Asylhauses für Mütter mit Kindern sein. Es geht um ein anspruchsvolles Projekt, das 20 Millionen Kronen (rund 714.000 Euro) kosten wird."

Jedoch nicht nur die Zahlen allein sind wichtig, meint Kardinal Miloslav Vlk, der die Dreikönigs-Spendensammlung in Prag eröffnet hatte:

"Diese ´Drei Königs-Spendensammlung´ oder das Sternsingen, wie es in Deutschland genannt wird, ist nicht nur aus dem Grund wichtig, dass finanzielle Mittel für karitative Zwecke gesammelt werden. Aus diesen Mitteln haben wir vor kurzem beispielsweise ein Krankenhaus in Uganda gebaut. Meiner Meinung nach ist die Tatsache noch wichtiger, dass schon die Kinder lernen, den anderen, die nichts haben, zu helfen, und sich für diese Menschen einzusetzen. Es ist auch wichtig, unsere Gesellschaft zur Solidarität mit den Schwachen zu führen. Dieser erzieherische Aspekt der Spendensammlung ist nicht zu übersehen. Ich halte es für bedeutend, dass die Spenden nicht nur vor den Kirchen oder in den Pfarreien, sondern in der Öffentlichkeit, auf der Straße gesammelt werden."

Foto: Theresa Kuglin