Dreirad mit Stoff-Karosserie: Velorex-Ausstellung im Nationalmuseum für Technik

Velorex (Foto: Martina Schneibergová)

Die motorisierten Dreiräder der Marke Velorex gehören zu den Legenden der tschechoslowakischen Straßen aus den Zeiten des Kommunismus. Die Kleinwagen mit einer Karosserie aus Stoff sind jedoch von den Straßen nicht vollständig verschwunden. Passionierte Sammler halten die Kleinautos in hervorragendem Zustand. Eine Auswahl von Velorex-Wagen ist seit Mittwoch in einer Ausstellung im Prager Nationalmuseum für Technik zu sehen.

Velorex  (Foto: Martina Schneibergová)
Hierzulande nannte man die Kleinwagen „hadraplán“ oder „hadrák“. Der Name leitet sich vom tschechischen Wort „hadr“ – zu Deutsch der „Lappen“ ab. Er erinnert daran, dass die Karosserie des winzigen Autos aus einem Rohrramen bestand, der mit einem lederähnlichen Stoff bespannt war. Das tschechoslowakische Volksauto fand sich auch in einigen Filmen wieder, beispielsweise in der tschechischen Komödie Vrchní, prchni! (Lauf, Ober, lauf!) aus den 1980er Jahren. Der Hauptheld, ein armer Buchhändler, fuhr eben einen Velorex. In der Verkehrshalle des Nationalmuseums für Technik sind zehn Wagen der Marke Velorex zu sehen, die alle vom tschechischen Velorex-Klub entliehen wurden. Der Vorsitzende des Klubs, Ladislav Šustr, über das älteste Exponat:

Ladislav Šustr  (Foto: Martina Schneibergová)
„Dies ist das älteste erhalten gebliebene Dreirad Namens OS-KAR. Ursprünglich hießen die Kleinwagen noch nicht Velorex. Die Bezeichnung OS-KAR (später Oskar) stand für die Wörter ´kára na ose´ - zu Deutsch etwa ´Karre auf einer Achse. Das Dreirad haben die Brüder František und Mojmír Stránský aus Parník bei Česká Třebová gebaut. Sie haben schon in der Zeit des Zweiten Weltkriegs darüber nachgedacht, wie sie ein solches Verkehrsmittel entwickeln könnten. Es sollte ein etwas besseres Motorrad sein, in dem der Fahrer aber vor Regen geschützt wäre. Das ausgestellte OS-KAR-Auto stammt aus dem Jahr 1952. Es ist der einzige erhaltene Wagen dieses Typs, mit dem man noch fahren kann. Voriges Jahr wurde es mit einem neuen Stoff bespannt, der dem Originalstoff von 1952 möglichst nah kommt.“



Brüder Stránský  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Die Brüder Stránský bauten die ersten Dreiräder in ihrer Werkstatt in Parník. Die staatlichen Behörden drohten Anfang der 1950er Jahre ihren Betrieb zu enteignen. Schließlich wurde die Werkstatt der Produktionsgenossenschaft VELO in Hradec Králové / Königgrätz angeschlossen. 1951 fingen die beiden Brüder mit der Serienproduktion der Dreiräder an. Die bisherigen Oskars hießen von nun an Velorex. Die Produktion wurde bald erweitert und nach Solnice bei Rychnov nad Kněžnou verlegt. Die Brüder Stránský feierten großen Erfolg mit den Dreirädern als Kleinwagen, die speziell für Menschen mit Behinderung gebaut wurden. Seit 1950 wurden rund 15.000 Dreiräder der Marke Velorex hergestellt. Später kamen noch fast 1500 Vierrad-Modelle hinzu. Die Velorex-Wagen wurden 20 Jahre lang ohne Unterbrechung produziert und sogar exportiert. 1973 wurde die Produktion eingestellt. Es gibt jedoch passionierte Sammler, die sich ausgezeichnet um die Kleinwagen kümmern und sie auch gern fahren.

Die Velorex-Ausstellung ist im Prager Nationalmuseum für Technik in Prag 7 bis 25. September zu sehen. Das Museum ist von Dienstag bis Freitag von 9 bis 17.30 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

„Wenn man sich in den Velorex setzt, erlebt man etwas zwischen der Fahrt auf einem Motorrad oder im Auto, kombiniert mit dem Flug in einem Flugzeug. Es ist ein Gemisch von Gefühlen. Der Wagen fährt langsam, man kann die Landschaft wahrnehmen. Wenn die Fenster geöffnet sind, riecht man den Duft der Felder und blühenden Wiesen. Darum fahren wir Velorex.“

Velorex-Sammler und Fahrer gibt es in ganz Europa. Einige der tschechoslowakischen Kleinwagen gibt es auch in Amerika, Asien und Australien.