Dresdner Mittelaltermarkt – tschechisch besucht
Wir haben bereits darüber berichtet, dass Tschechen jetzt in der Vorweihnachtszeit zum Einkaufen häufig nach Deutschland fahren. Diesmal war unsere Mitarbeiterin Anita Müller auf dem Weihnachtsmarkt in Dresden und ist auch dort fündig geworden. Den Beitrag gelesen hat Till Janzer.
Von der Holzbühne tönt die Schalmei und heißer Met dampft aus dem böhmischen Barockglas. Auf dem historischen Weihnachtsmarkt von Dresden tummeln sich jeden Tag Tausende Besucher zwischen den schummrig beleuchteten Buden. Die da dem Schmied zuschauen, Gebäck knabbern oder im dampfenden Badezuber untertauchen, sind aber nicht nur Dresdner. Viele Tschechen genießen das historische Flair auf dem Markt, wie zum Beispiel Barbara Lambeinová aus České Budějovice
„Dresden ist eine interessante historische Stadt. Auch wenn sie restauriert ist, hat sie noch ihren Zauber. Am meisten gefallen mir die Märkte und ich denke dass ich hier etwas Schönes finden kann.“
Vielleicht historische Gläser aus Český Krumlov / Krumau? Zwischen hunderten verschiedenen Karaffen, Krügen und Kelchen steht Hana Křížvková und kennt die Geschichte jedes Glases auswendig. Seit über zehn Jahren kommt sie mit ihren Waren im Advent nach Dresden. In der letzten Zeit trifft sie hier immer mehr tschechische Besucher:
„Aus Tschechien kommen sehr viele Leute, vor allem in der letzten Zeit. Mit dem starken Kurs der Krone kann es sich jeder leisten, hierher zum einkaufen zu kommen. Das ist schon nicht mehr der Ostblock, die Lage hat sich geändert.“
In ihrem kleinen Familienbetrieb stellt Hana Křížvková nach alter Technik mundgeblasene Gläser im Stil des 2. bis 18. Jahrhunderts her. Warum sie hier dennoch wenig tschechische Kunden hat, erklärt sie auch:
„Das kennen die Tschechen ja von zu Hause. Sie nehmen natürlich kein böhmisches Glas vom Ausflug aus Deutschland mit, sondern lieber irgendwelche deutschen Sachen. Die meisten kaufen also etwas Anderes. Aber sie freuen sich, uns hier zu sehen!“
Der Preis für den Traum vom Mittelalter ist jedoch kein Ablassbrief, sondern die strikte Stiltreue. Hana Křížvková sieht darin den größten Unterschied zu den tschechischen Märkten:
„In Tschechien hängt man nicht so sehr am Detail. Wenn ich hier zum Beispiel als Verkäuferin mit einer Armbanduhr herumlaufe, kommt der Veranstalter und erinnert daran, dass das hier eine absolut authentische Atmosphäre sein soll. Das ist ein Unterschied zu Tschechien, wo jeder mit seinem eigenen Stand kommt und verkauft, was er will. Das würde hier nicht gehen.“
In ein paar Tagen packt Hana Křížvková ihre Gläser zusammen, denn Weihnachten verbringt sie daheim in Krumau. Im nächsten Jahr stellt sie wieder ihren mittelalterlichen Stand auf dem Weihnachtsmarkt auf.