Dresdner Staatsschauspiel feierte gemeinsam mit dem Publikum ein Geburtstagsfest

Ein ungewöhnliches Erlebnis wartete auf die Besucher des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache am Dienstag und Mittwoch. Markéta Maurová war im Publikum dabei.

Das Staatsschauspiel Dresden kam nach Prag mit der Inszenierung "Das Fest", die auf der Grundlage des gleichnamigen, im Geiste des Manifests Dogma gedrehten, dänischen Films entstanden ist. Zur Geburtstagsfeier des Vaters kommt die ganze Familie zusammen. Gegenseitig zugefügtes Unrecht und erlebte Familien-Traumata münden in ein wirkliches Drama... Soweit nichts Ungewöhnliches. Was die Zuschauer jedoch überraschen konnte, war die Tatsache, dass sie während der von Heike Müller-Merten und Michael Thalheimer inszenierten Feier selbst zu Festgästen wurden. Das Publikum konnte gemeinsam mit der Familie am Tisch Platz nehmen, mitessen und mitspielen. Oder besser gesagt: etwa die Hälfte des Publikums, die andere saß in normalen Zuschauerreihen rund um den Tisch.

In der Pause zwischen der Vorspeise und dem Hauptgericht, als die Anwesenden aufgefordert wurden, den Saal zu verlassen, sich zu unterhalten und zu tanzen, habe ich mich bei den Zuschauern nach ihren Eindrücken umgehört. Irina Wutsdorff und Christoph Scheffer erlebten aus ganz anderen Perspektiven das Stück - die eine direkt am Tisch, der andere in der letzten Publikumsreihe:

"Also ich sitze ganz hinten, in der letzten Reihe, d.h. ich hab nicht das Problem, dass ich irgendwie versuchen muss mitzuspielen. Ich kann die normale Zuschauerrolle haben. Also mir wird das schon manchmal ein bisschen mulmig. Das Stück zieht einen schon mit hinein. Wenn dieser Christian eine Rede hält, in der er seinem Vater vorwirft, die Kinder vergewaltigt und die Tochter umgebracht zu haben, dann ist diese feierliche Stimmung auf einmal ganz schnell weg, und das überträgt sich selbst auf die Sitzreihen, die weiter von dem Tisch sind."

"Ich denke die Idee, das Publikum zu zwingen, sich mit der Situation zu identifizieren, die ist sehr gut und ist auch von diesem Bühnenbild sehr gut umgesetzt, weil es sehr spartanisch ist, aber trotzdem so eine klassische Tischsituation. Mir ging es manchmal auch so, dass ich nicht verstanden habe, warum die Schauspieler so unnatürlich reden. Also ist das nun eine schauspielerische Schwäche oder ist es eine Absicht, dass man bestimmte gestanzte, vorformulierte Sätze eben auch so ausspricht, weil sie einfach Klischeesätze sind, aber das wird für mich nicht ganz klar."

"Ja, also nach und nach werde ich jetzt in das Stück und in das Spiel hineingezogen. Am Anfang war ich noch etwas skeptisch, aber inzwischen wird man wirklich integriert und ist fast gezwungen, irgendwie auch drauf zu reagieren. Gerade so - ich sitze direkt neben einem Schauspieler..."