„Schluss mit lustig“ auf der Bühne
Das Wiener Volkstheater, das Thalia Theater Hamburg oder etwa die Berliner Schaubühne – Das Festival der markantesten Theaterproduktionen aus dem deutschen Sprachraum wird ab Montag in mehreren Prager Schauspielhäusern zu Gast sein. Insgesamt acht Inszenierungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg sind an der Moldau. Festivaldirektorin Jitka Jílková im Gespräch.
„Die politische Lage heute macht es notwendig darüber nachzudenken, ob alles wirklich gut ausgehen wird, was heute um uns herum passiert. Wir halten die Befürchtungen für berechtigt, dass die Entwicklung nicht immer ganz positiv sein könnte. Darauf soll das Motto aufmerksam machen.“
Bedeutet das, dass Sie Theaterstücke gewählt haben, die sich mit den aktuellen politischen Themen auseinandersetzen?
„Es ist eher so, dass die Aufführungen sich selbst gewählt haben. Das ist aber jedes Jahr der Fall: Alle Stücke gehören irgendwie zueinander, man findet darin gemeinsame Elemente.“
Handelt es sich um tragische Stücke? Soll auch das mit dem Motto Schluss mit lustig angedeutet werden?„Es handelt sich um Stücke mit tragischen Momenten, aber der Ausklang jeder der Vorstellungen ist dann doch nicht so traurig. Es soll auf die Kontraste zwischen dem Tragischen und dem Humor hingewiesen werden. Gerade der Humor ist vielleicht die beste Methode, die drastischen und tragischen Momente zu überwinden.“
Welche Punkte im Programm würden Sie persönlich hervorheben? Sie haben insgesamt acht Vorstellungen nach Prag gebracht…
„Das ist eine sehr schwierige Frage. Für mich sind alle Vorstellungen von der gleichen Bedeutung. Das müssen sie auch sein, sonst hätten wir sie nicht ausgesucht. Worauf ich doch besonders hinweisen möchte, ist ‚Unendlicher Spaß‘. Das ist eine Arbeit, die wir in der Art nicht so bald wieder zeigen können. Ich empfehle schon, sich diese unglaubliche schauspielerische Leistung auf der Bühne der Neuen Szene des Nationaltheaters anzuschauen.“Sie haben erwähnt, dass viele Stars des deutschsprachigen Theaters in Prag zu erwarten sind. Um wen geht es konkret?
„Vor allem die Regisseure. Zum Beispiels kommt Antú Romero Nunes, er ist in der letzten zum großen Theaterstar geworden. Stephan Kimmig wiederum ist schon seit Jahren sehr berühmt und seine Regiemethode schätzen wir hier sehr. Er hebt nämlich nicht die Regie in den Vordergrund, sondern er stellt sie in den Dienst des Inhalts. Thomas Ostermaier muss ich nicht extra betonen: Wir haben vor zwei Jahren seinen Hamlet gesehen und jetzt freuen wir uns auf Richard III. Ostermaier ist eine wichtige Persönlichkeit für das gesamte europäische Theater. Und das erste Mal zeigen wir die Arbeit von Thorsten Lensing in der Aufführung ‚Unendlicher Spaß.‘“
Das Festival vermittelt aber nicht nur die Theaterinszenierungen. Es bemüht sich zudem, seinen Wirkungskreis zu erweitern. In diesem Jahr wird in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut auch eine Theaterkonferenz organisiert. Oder was genau ist der TheaterTreffPunktPrag?
„Es ist eine Plattform für Theaterleute aus Mittel- und Osteuropa. Wir haben jeweils einen Theaterschaffenden aus Lettland, Estland, Litauen, Polen, Ungarn, Slowenien und der Slowakei und dazu auch tschechische Theaterleute eingeladen. Dadurch ist eine Gruppe von Theaterschaffenden entstanden, die während eines Wochenendes drei Aufführungen des Festivals besuchen und nachher darüber diskutieren. Sie erfahren auch etwas über den Theaterbetrieb in Deutschland, über die Förderermöglichkeiten und über die Möglichkeit, eine internationale Koproduktion zu starten. Unser Ziel dabei ist, dass es zu einem grenzübergreifenden Projekt kommt, das wir in Zukunft auf unserem Festival zeigen möchten.“
Der 23. Jahrgang des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache findet von 18. November bis 1. Dezember statt. Das diesjährige Festival bietet außerdem ein reiches Off-Programm: in Zusammenarbeit mit dem Rundfunksender ČRo Vltava im Planetarium Prag wird das Hörspiel „Shakespeares Schädel“ von Werner Fritsch aufgeführt, und das unter Beteiligung des Autors sowie bekannter tschechischer Schauspieler. Im Saal der Eliade-Bibliothek des Theaters Divadlo Na zábradlí präsentiert sich außerdem das Deutsch-tschechische Konkurrenzkabarett mit „Das Thema“ oder die „Szenischen Skizzen“ des Theaters Divadlo Letí im Rahmen des Projekts 8@8.