Dritter Anschlag auf Tschechen in Afghanistan

Tomáš Procházka (Foto: Archiv von Tomáš Procházka)

Bei einem Anschlag im Westen Afghanistans ist ein tschechischer Soldat getötet worden.

Tomáš Procházka  (Foto: Archiv der tschechischen Armee)
Vier Tote und sieben Verletzte. Das ist die Bilanz der tschechischen Armee in Afghanistan in den letzten drei Monaten. Am Montag kam es bereits zum dritten Anschlag in Folge. Verteidigungsminister Lubomír Metnar trat am Dienstagmorgen vor die Journalisten:

„Gestern Mittag ist es auf dem Luftwaffenstützpunkt Shindand zum Anschlag auf die Einheit tschechischer Soldaten gekommen. Dabei wurde der Korporal Tomáš Procházka tödlich verletzt. Zwei weitere tschechische Militärangehörige wurden schwer verletzt.“

Die überlebenden Verletzten seien in das Militärhospital in Bagram gebracht worden und inzwischen außer Lebensgefahr. Verteidigungsminister Metnar:

„Unsere Soldaten sind ausgebildet für den Kampf gegen den Feind. Aber in diesem Fall hat es sich um einen unerwarteten Anschlag aus den eigenen Reihen gehandelt, vonseiten unserer Verbündeten.“

Der Militärstützpunkt Shindand ist eine weitläufige Anlage rund um einen Flughafen in der westlichen Provinz Herat. Militärs der Nato helfen dort bei der Ausbildung afghanischer Soldaten, Polizisten und Piloten. Auf die tschechischen Armee-Angehörigen sei innerhalb dieses geschützten Gebiets das Feuer eröffnet worden, wie Generalstabschef Aleš Opata am Dienstag in Prag mitteilte:

Aleš Opata und Lubomír Metnar  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
„Es handelte sich um einen sogenannten Insider-Angriff durch ein Mitglied der afghanischen Armee. Er war nach unseren Angaben und Analysen nicht konkret gegen tschechische Soldaten, sondern gegen Nato-Angehörige gerichtet. Der angreifende Soldat gehörte nicht der Einheit an, die von tschechischen Spezialkräften ausgebildet wird. Der Attentäter wurde unmittelbar nach dem Angriff von afghanischen Streitkräften verhaftet.“

Zu der Motivation der Attacke laufen derzeit Ermittlungen, sagte Opata:

„Bei dem Angreifer handelte es sich jedenfalls um eine Einzelperson. Es werden zwei Varianten in Betracht gezogen: Erstens dass er allein und spontan gehandelt und auf einen äußeren Anreiz reagiert hat. Und zweitens, dass er an die Taliban angebunden war.“

Jiří Šedivý  (Foto: Archiv der tschechischen Armee)
Tschechien hat derzeit rund 350 Militärangehörige am Hindukusch. Das Parlament in Prag hatte das Mandat für den Einsatz erst im Juni verlängert und einer geplanten Aufstockung des Kontingents zugestimmt. Daran werde sich nach den Attacken nichts ändern, betonte der Verteidigungsminister am Dienstag.

„Wir verlassen Afghanistan nicht. Unser Einsatz geht weiter. An der Mission Resolut Support sind 39 Länder beteiligt, und das bleibt weiter so.“

Auch der ehemalige Generalstabschef Jiří Šedivý sprach sich in einem Interview für den Tschechischen Rundfunk für eine Fortsetzung des Einsatzes in Afghanistan aus. Man müsse aber nach Wegen suchen, um ähnlichen Vorfällen vorzubeugen. Der Generalstab der tschechischen Armee habe derzeit eine sehr erfahrene Leitung, unterstrich Šedivý:

Militärstützpunkt in Bagram  (Foto: Archiv der tschechischen Armee)
„Alle wissen, wie man mit den Problemen in Afghanistan umgehen sollte. Aber wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die Lage dort nicht verbessert, sondern verschlechtert. Das müssen wir in unserer Tätigkeit reflektieren.“

Doch in der Politik beginnt es zu rumoren nach dem dritten Angriff innerhalb relativ kurzer Zeit. Anfang August waren bereits drei tschechische Nato-Soldaten bei einem Selbstmordanschlag im Osten Afghanistans getötet worden. In der vergangenen Woche wurden dann fünf tschechische Soldaten nahe dem Militärstützpunkt in Bagram verletzt.

Am Dienstag bekannte der frühere Außenminister Lubomír Zaorálek und jetzige Vorsitzende des Außenausschusses im tschechischen Abgeordnetenhaus, es sei ein Fehler gewesen, nach Afghanistan zu gehen. Wie der Sozialdemokrat dem Nachrichtenportal Novinky.cz weiter sagte, müsste ein Weg gefunden werden, das tschechische Kontingent abzuziehen. Dies sollte aber gemeinsam mit den Partnern in der Nato geschehen, so der Regierungspolitiker.