"Dunkelblaue Welt" - der neue Kinofilm von Jan Sverák
Von Johanna Steiger-Antos.
Sein Vater, der bekannte Schauspieler und Drehbuchautor Zdenek Sverák schrieb das dritte Drehbuch für seinen Sohn. Diesmal dauert es ganze fünf Jahre, bis das Script drehfertig war. Der Film weißt dafür einen detailliert recherchierten historischen Hintergrund auf.
In Sveráks neuen Film geht diesmal um wahre Helden, die in einen historischen Rahmen versetzt werden. Der Film "Dunkelblaue Welt" erzählt die Geschichte des Kampffliegers Frantisek Sláma, gespielt von Ondrej Vetchý, der im Dienste der tschechoslowakischen Staffel für die britische Royal Air Force gegen Deutschland kämpft. Die Handlung verläuft eher banal - Sláma gelangt in Gefangenschaft und liegt mit Lungenentzündung auf der Krankenstation. Er erzählt einem Mithäftling seine Geschichte. Die Retrospektiven schildern die Männerfreundschaft zwischen dem Lektor Sláma und seinem um einige Jahre jüngeren Flugschüler Karel. Durch die Liebe zu einer englischen Frau, gespielt von der Engländerin Tara Fitzgerald, wird die Kameradschaft auf die Probe gestellt.Sie hören nun einen Musikausschnitt aus dem Film "Dunkelblaue Welt". Jan Sverák bediente sich hierzu der Musik von Jaroslav Jezek, der die Jazzmusik in den 30ger Jahren an die Moldau brachte.
Jan Sverák suchte zwei Jahre lang geeignete Produzenten für den Film, bis er schließlich auf den Engländer Erik Abraham traf, der volles Vertrauen in Sveráks Vorhaben legte. Mit zwei weiteren deutschen Produzenten kamen schließlich rund 6,5 Millionen Dollar Budget zusammen. Jan Sverák sagt stolz, dass sein Film nur 4 % des gesamten Budgets des bald anlaufenden amerikanischen Films "Pearl Habour" mit dem gleichen Thema, ausgekommen ist.
Der Film zeigt ein Bild der tschechischen Geschichte, und konzentriert sich nicht wesentlich auf den politischen Hintergrund. Es geht um das Heldentum der tschechischen Flugtruppe, die ihr Leben für ihr Vaterland opferten. Nach ihrer Rückkehr aus England wurden diese nicht als Helden gefeiert, sondern von den Kommunisten ins Lager gebracht. Die Flugpiloten seien nämlich von der Demokratie und der Freiheit zu sehr beeinflusst worden. Jan Sverák widmet so seinen Film ganz bewusst den selbstlosen Kriegshelden.
Ich habe den Regisseur für Sie besucht und ihm einige Fragen gestellt.
Am ersten Wochenende nach der Premiere wurde in den Prager Kinos ein neuer Rekord aufgestellt. Über 80.000 Besucher wollten den neuen Film von Jan Sverak sehen. Fühlt sich der Regisseur geehrt..."Es freut mich sehr, weil es nicht nur darum geht einen guten Film zu drehen, aber auch die Leute vor dem Fernseher aufzufordern, ins Kino zu gehen. Unsere Werbekampagne hat das hingekriegt. Heute geht man nicht mehr so viel ins Kino, wie früher. Mir hat gerade ein Mann gemailt, dass er 10 Jahre nicht mehr im Kino war. Er hat mir mitgeteilt, dass er den Film gesehen hat, und, dass das gut investiertes Geld sei..."
Es gibt verschiedene Gründe warum die Leute unseren Film sehen wollen. Ihnen hat wohl unser voriger Film "Kolja" gefallen, und jetzt sind sie gespannt was danach kommt...
Hat der 36-jährige Regisseur Jan Sverák eine bestimmte Botschaft, die er dem Publikum vermitteln will, und wie wichtig ist ihm dabei der Inhalt seines Filmes...
"Ich kann meine Botschaft nur sehr schwer formulieren. Zuerst muss ich mich in das Thema und in den Stoff einarbeiten. Ich mache einen Film, weil ich über etwas nachdenken will. Oft passiert es mir, daß ich erst während der Dreharbeiten merke, was genau ich den Zuschauern vermitteln will. Bei "Kolja" wurde mir meine eigene Familie bewusst, dass meine Kinder das Wichtigste sind. Das wollte ich den Leuten zeigen."Bei meinem neuen Film ist mir erst nach den Dreharbeiten bewusst geworden, dass er viel über unsere Nation erzählt, und über das, was Heldentum bedeutet, und was wichtig für einen ist, ob man es für sich selbst oder für die Heimat tut.
"Ich habe festgestellt, dass die Piloten, die 1939 nach England gegangen sind, es wegen ihres eigenen inneren Gefühls getan haben, nicht der Nation wegen, und, dass sie es dennoch nach ihrer Rückkehr nicht bereut haben."
Empfindet Herr Sverák als Filmemacher noch eigene Gefühle, wenn er seinen Film "Dunkelblaue Welt" auf der Leinwand sieht...
"Es passiert mir nicht immer. Ich sehe den Film 3x in der Woche. Insgesamt habe ich ihn 100te von malen gesehen. Als ich aber im Studio die Tonmischung beendet habe, hatte ich Tränen in den Augen. Ich hatte den Abstand, und habe den Film wie ein Zuschauer sehen und durchleben können."
War der Vater und Autor Zdenek Sverák auch bei den Dreharbeiten anwesend...
"Mein Vater war einige male auf dem Drehplatz, und hat hinter meinen Rücken ständig was gemurmelt, das hat mich nervös gemacht. Und so habe ich ihm gesagt, er solle lieber nicht mehr kommen... Im Schneideraum haben wir ihn dann zweimal kommen lassen, da war er sehr glücklich..."Leider hat Zdenek Sverák, der bei "Kolja" die Hauptrolle gespielt hat, diesmal keine größere Rolle im neuen Film übernehmen können...
"Mein Vater taucht einmal im Film auf, wie Hitchock in seinen Filmen. Er fährt auf einem Fahrrad vorbei, mit einem Turban auf dem Kopf. Als Mitglied der indischen Royal Air Force. Die Inder durften nämlich Vollbart tragen..."
Der Film "Dunkelblaue Welt" hat viele Actionszenen. In einer fliegt ein Militärflugzeug über einen explodierenden Zug. Die gesamte Szene hat angeblich genauso viel gekostet wie der ganze Film "Kolja". Man merkt, dass sich Jan Sverák regelrecht an den Actionszenen ausgetobt hat...
"Ich habe Actionszenen sehr gern. Die dreht man wie eine Reklame, man muss sie nur ordentlich zusammenschnipseln, wie einzelne Fragmente, und dann entsteht die Show... aber mit so einem kleinen Budget geht das sehr schwer und mühsam. Zum Glück hatten wir viel Zeit dafür, insgesamt zwei Jahre, um die Tricks fertig zu stellen. Es macht mir große Freude, wenn man auf dem Arbeitstisch eine Konstruktion ausdenkt, die dann auch in der Praxis klappt und funktioniert. Und wenn das noch auf der Leinwand wie echt aussieht, dann ist das wie ein Wunder..."
In Tschechien ist der Film jetzt schon ein großer Erfolg. Ursprünglich sollte der Film in englischer Sprache gedreht werden, aber Jan Sverák merkte, dass die tschechischen Dialoge den Reiz und den Inhalt verlieren. Wie wird man den Film in Deutschland aufnehmen und, wie kommt man in Deutschland mit der tschechischen Heldenfrage zurecht...
"Ich glaube der Film wird auch in Deutschland Erfolg haben, weil das deutsche Publikum tschechische Sachen gern hat. Wir sind uns nicht nur als Nachbarn nahe. "Kolja" hat auch funktioniert. Beide Geschichten basieren auf Dialogen, aber vorwiegend auch auf ihrem Inhalt. Der Film funktioniert als Ganzes. Ich glaube, dass der Film "Dunkelblaue Welt", der über eine Kameradschaft erzählt, ein übernationales Thema ist. Es geht um Jugend, um Naivität, und auch um das Heldentum... das ist auch international. Ich glaube, dass die neue deutsche Generation sich nicht als Faschisten fühlt. Wir sind doch Europäer und der Film ist historisch."
Jan Sverák hat zwei große heranwachsende Kinder und das dritte wurde ihm während der Dreharbeiten geboren. Haben seine Kinder den Film gesehen...
"Die Großen haben den Film auf der Premiere gesehen, und ich habe meine 14-jährige Tochter danach gefragt, wie er ihr gefallen hat. Sie wollte nichts sagen, weil sie gerührt war, und es kam ihr unpassend vor, ihre Gefühle zu äußern. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich nicht schämen, weil ich gerne Filme sehe, die mich rühren... Mein Sohn will nach dem Film kein Pilot werden, aber etwas in der Filmbranche machen. Er sieht, dass mein Vater Drehbuchautor und Schauspieler ist, ich Regisseur, und so fragt er ständig, was er denn so im Film machen könnte. Es ist schwer ihm klar zu machen, dass er nicht im Filmbereich arbeiten muss und, dass er das machen soll, was ihm Spaß macht. Er sieht die Filmerei als Regel der Familie, die unbedingt übergeben werden muss."
In Deutschland und in Italien steht bereits der Verleih des Filmes fest.
Aber Sie müssen sich noch bis zum nächsten Frühling gedulden, bis Sie Jan Sveráks neuen Film "Dunkelblaue Welt" in den deutschen Kinos sehen können.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei, mit einem Film, der ein virtuos gefühlvolles Erlebnis mit einzigartigen Schauspielern, brillianten Bildern, guten Dialogen, und großartiger Musik verspricht.