Durch den Ärmelkanal ohne Bein

Markéta Pechová (Foto: TJ Slavia Liberec)
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Markéta Pechová ist eine tschechische Extremsportlerin. Die 40-jährige Schwimmerin ist dazu noch körperbehindert, ihr fehlt ein Bein. Am Sonntag hat sie aber als erste Frau der Welt mit solch einem Handicap den berühmt-berüchtigten Ärmelkanal durchquert.

Markéta Pechová  (Foto: TJ Slavia Liberec)

Markéta Pechová  (Foto: TJ Slavia Liberec)
Die letzten paar Hundert Meter feuert ihr Trainer sie noch einmal an. Sie solle kraulen, nicht Brust schwimmen, das französische Ufer sei nicht mehr weit, ruft Petr Kořínek. Da ist Markéta Pechová bereits den halben Tag im Wasser. Letztlich schafft sie die gut 38 Kilometer in 12:31 Stunden.

Sie habe mehrere Krisen gehabt, gesteht die durchtrainierte Frau nach ihrer großartigen Leistung. Gegenüber einer tschechischen Zeitung sagte sie:

„Die erste Krise kam ungefähr nach drei Stunden, die nächste etwa nach zehn Stunden. Die Jungs auf dem Begleitboot haben mir aber zugerufen, ich müsse durchhalten, da ich doch schon so weit gekommen sei.“

Problematisch war auch die Wassertemperatur, häufig war es nicht wärmer als zwölf Grad. Dadurch habe sie im Stumpf des rechten Beins schlimme Krämpfe bekommen, bekannte die Langstreckenschwimmerin.

Als Markéta Pechová ein Kind war, entdeckten die Ärzte bei ihr einen Tumor im Knochen des rechten Oberschenkels. Trotz Chemotherapie musste ihr mit zwölf Jahren das rechte Bein ab dem Knie amputiert werden. Doch der Krebs kam wieder, und sie hatte Metastasen im Brustbereich. So verlor sie auch noch einen Teil ihrer linken Lunge. Erst eine Knochenmarkstransplantation half. Trotzdem begann Pechová mit dem Sport. Zunächst Leichtathletik, mit 20 Jahren lernte sie dann schwimmen.

Foto: TJ Slavia Liberec
Später nahm die Frau aus Liberec / Reichenberg an Behinderten-Europameisterschaften teil. Ihre Zeit auf 100 Meter liegt unter einer Minute und 20 Sekunden. Ihr Trainer, der auch Vorsitzender des Schwimmvereins ihrer Heimatstadt ist, sagte nach der erfolgreichen Ärmelkanalquerung:

„Wir hatten optimale Bedingungen und ideales Wetter. Komplikationen sind praktisch keine aufgetreten. Alles lief glatt, aber Markéta war auch gut vorbereitet.“

Zwei Jahre lang hatte sie für die Querung trainiert. Auf der Strecke gelang es Markéta Pechová sogar, drei weitere Schwimmer auf dem Weg von Dover nach Calais zu überholen. Nun ist sie die erste behinderte Schwimmerin, die den Ärmelkanal durchquert hat.

Autor: Till Janzer
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