Ehemalige politische Weggefährten über Havel
In diesen Tagen, an denen laut Außenminister Karel Schwarzenberg der „bedeutendste Tscheche des 20. Jahrhunderts“ mit allen Ehren verabschiedet wird, wird sehr viel über Václav Havels Rolle in der Politik, über seine Verdienste als Schriftsteller und Menschenrechtler geschrieben und zitiert. Seine engsten Weggefährten wie auch politische Mitstreiter aber wissen auch sehr viel über Havels menschliche Größe zu berichten.
Der Unterzeichner der Charta 77, ehemalige Innenminister und heutige Abgeordnete in Tschechien, František Bublan, wiederum hebt hervor:
„Er war ein Philosoph, für ihn besaß Weisheit daher hohe Priorität. Und auf diese Weisheit baute er in allen Lebenslagen, egal ob in seiner Zeit als Dissident oder später als Präsident.“
Eine sehr hohe Meinung von Václav Havel hat auch Tschechiens ehemaliger Außenminister Cyril Svoboda:„In der Welt gibt es nicht nur Idealisten, aber Václav Havel war einer von ihnen. Das heißt, er kämpfte auch gegen Dinge, ohne zu wissen, ob er den Kampf gewinnen und die Dinge verändern konnte. Und das ist das Sympathische an ihm. Wir leben in einer Welt der kühlen Rechner, jeder kalkuliert seinen Erfolg. Václav Havel aber kämpfte für die Gerechtigkeit auch ohne dabei einen Erfolg zu erwarten. Und letztlich lebte er damit, dass ein solcher Erfolg nie eintrat.“
Tschechiens Verteidigungsminister Alexandr Vondra hat eine ganz andere Eigenschaft Havels beeindruckt:
„Er war einfach ein wunderbarer Mensch. Er hatte Einfluss, eine hohe Position, aber zugleich behielt er den Überblick und seinen Humor.“Ein sehr enger Weggefährte von Václav Havel war Ladislav Špaček, der dem ehemaligen Präsidenten der Tschechoslowakei und der heutigen Tschechischen Republik in diesen Ämtern elf Jahre lang als Pressesprecher zur Seite stand.
„Er war ein Mensch mit einer großen Vorliebe für Humor, unglaublich menschlich, kameradschaftlich und offen. Die Präsidialkanzlei verrichtete ihre Arbeit natürlich wie ein offizielles Staatsorgan, doch in den Räumen der Kanzlei herrschte eine sehr freundschaftliche und kollegiale Atmosphäre, die gerade Václav Havel dort hineingebracht hatte. Auch ich bin dort nicht des Geldes wegen gern zur Arbeit gegangen, sondern seinetwegen.“
Bei dieser Beschreibung von Havels Wesen passt es auch ins Bild, wie sich Havel selbst am Ende seiner Präsidentenzeit vor den Fernsehkameras von seinen Mitbürgern verabschiedet hat:
„Liebe Freunde, ich verabschiede mich von Ihnen als Präsident, aber ich bleibe bei Ihnen als Mitbürger.“Diese Rolle kann Havel seit vergangenen Sonntag nun nicht mehr ausfüllen, doch schon jetzt ist sicher: In den Gedanken wird er immer bei uns bleiben!