Die letzten Jahre von Václav Havel: Dokumentarfilm kommt in die tschechischen Kinos
„Tady Havel, slyšíte mě?“, oder auf Deutsch „Hier Havel, hört Ihr mich?“ – so heißt ein neuer Dokumentarfilm, der am Donnerstag in die tschechischen Kinos kommt. Regisseur Petr Jančárek hat dafür den ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel in seinen letzten Lebensjahren begleitet.
Er sei eine komische Mischung aus einem Einzelgänger und einem sehr geselligen Menschen, sagte Václav Havel selbst über sich. Dieses Zitat stammt aus dem Dokumentarfilm „Tady Havel, slyšíte mě?“, der die letzten drei Lebensjahre des ehemaligen tschechischen Staatspräsidenten einfängt. Regisseur Petr Jančárek sagte bei der Vorstellung des Films:
„Wir wollten uns von Anfang an davor bewahren, einen weiteren filmischen Enzyklopädieeintrag über Václav Havel anzufertigen. Darum gibt es auch keine erläuternden Untertitel, wer wer ist oder wo sich welche Szene gerade abspielt. Wir fanden, dass es dem Film und Václav Havel am besten tue, wenn wir nur ihn sprechen lassen und keine eigenen Kommentare einbringen.“
Havel war der erste demokratisch gewählte Präsident der Tschechoslowakei und anschließend auch das erste Staatsoberhaupt der eigenständigen Tschechischen Republik. 2003 schied er aus dem Amt aus, blieb aber durch seinen unermüdlichen Einsatz für die Demokratie im öffentlichen Leben präsent. Es war Havel selbst, der Regisseur Jančárek im Jahr 2009 dann bat, ihn dauerhaft mit der Kamera zu begleiten. Keiner von beiden ahnte wohl, wie wenig Zeit ihnen dafür noch blieb. Havel starb im Alter von 75 Jahren im Dezember 2011.
Trotz seines sichtbar nachlassenden Gesundheitszustandes kommen in dem Film vor allem Havels Charisma und Tiefgang sowie sein bemerkenswerter Sinn für Humor zum Tragen. Szenen, wie er im Wochenendhaus in Hrádeček staubsaugt oder gemeinsam mit Oscar-Regisseur Miloš Forman eine Diskette sucht, lassen das Kinopublikum laut auflachen. Zu seinem Bedauern für die Zuschauer habe er aber die allerwitzigsten Szenen mit Havel gar nicht in den Film hineinnehmen können, wirft Jančárek ein. Diese Anekdoten hebe er sich für seine späteren Jahre auf, so der Regisseur.
Zu sehen ist aber unter anderem, dass Václav Havel gemeinsam mit dem Dalai Lama viel gelacht hat. Beide Männer verband eine enge Freundschaft, und das geistliche Oberhaupt aus Tibet war mehrmals in Prag zu Besuch. Havels langjähriger Sprecher Ladislav Špaček erinnert sich:
„Einmal schenkte der Dalai Lama ihm eine Metallschale für Tee. Dann hörte ich, wie er Václav ins Ohr flüsterte: ‚Aber du kannst auch Bier daraus trinken.‘“
Mit Belustigung, aber auch mit gespannter Aufmerksamkeit nahm das Publikum den Dokumentarfilm dann auch bei dessen Premiere auf. Am 18. März wurde er exklusiv auf der Prager Burg gezeigt, und im Publikum waren unter anderem der aktuelle tschechische Staatspräsident Petr Pavel und seine slowakische Amtskollegin Zuzana Čaputová. Pavel sagte danach:
„Der Film hat auf mich einen angenehmen Eindruck gemacht. Denn er ist keine feierliche Ode an einen großen Politiker, sondern einfach die Geschichte eines Menschen. Das hat mir daran am besten gefallen.“
Regisseur Jančárek hat in den drei Jahren mit Havel insgesamt 250 Stunden Filmmaterial gesammelt. Es habe viele Monate gedauert, die passenden Szenen auszuwählen und zusammenzufügen, berichtet er. Produzent Jiří Konečný hofft, mit dem neuen Dokumentarfilm das schon etwas festgefahrene Bild Havels in der Öffentlichkeit und damit auch die Diskussion über ihn wieder neu beleben zu können:
„Denn er ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten, die in der jüngsten Vergangenheit unser Leben geformt haben. Was damals geschah, wird sich weiter auf die Zukunft auswirken. Es handelt sich um das Erbe eines der großen Tschechen, von denen es nicht wirklich viele gibt. Darum sollten wir lebendiger über Havel sprechen und ihn wieder in das Bewusstsein zurückbringen.“
