Eiertanz um den Posten des neuen Fernsehdirektors

Ein spannendes kulturpolitisches Thema bewegt zur Zeit sowohl den tschechischen Blätterwald, als auch den einen oder anderen Kulturschaffenden. Wer soll neuer Chef des öffentlich - rechtlichen Fernsehens werden ? Das ist auch für viele tschechische Politiker die Frage. Marcela Pozarek berichtet.

Nachdem vergangene Woche der Direktor durch den Rat des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernesehens für viele Medienexperten überstürzt abberufen wurde, entfachte sich eine Diskussion darüber, ob besagter Rat überhaupt über fundierte Persönlichkeiten verfüge, die im Stande wären die Geschicke des Senders unbeeindruckt von politischen Zwängen zu leiten.

Laut dem Schauspieler Jiri Bartoska, dem Leiter des Karlsbader Filmfestivals und Initiator des Aufrufs "Tschechisches Fernsehen- eine öffentliche Sache", die sich u.a. für mehr Transparenz beim staatlichen Sender stark macht, liegt der Kern des Problems im maroden System der Fernsehanstalt, da sei viel Geld im Spiel, Aufträge würden unter der Hand verteilt und Bartoska zu Folge wisse jeder wie es im Tschechischen Fernsehen zu und her gehe. Bartoska kritisiert insbesondere die Tatsache, dass unqualifizierte Menschen, wie sie u.a. im Fernsehrat sitzen über das Schicksal einer so wichtigen Institution entscheiden. Es könne dann geschehen, dass der jetzige Rat in Kürze Direktor X wählen würde, der Rat wird unter dem Druck der Öffentlichkeit wegen dieser Entscheidung zurücktreten und ein neu gewählter Fernsehrat wird wieder rum behaupten, man habe Direktor X nicht gewählt man möchte lieber Direktor Y.

Bartoska wird aber wegen dem Fernsehdirektor - Debakel nicht wie einige seiner Kollegen vor dem Sitz der Fernsehanstalt demonstrieren gehen, schliesslich handle es sich nicht um den November 89, sprich die Samtene Revolution. Der Vorsitzende des Fernsehrates der junge Politologe, von der ODS in den Rat delegierte Miroslav Mares gab in der Mlada fronta Dnes bekannt, es hätten ihm in den letzten Tagen einige seiner Parteikollegen in der Direktor angerufen, als politischen Druck würde er das nicht bezeichnet, auch wenn er ein paar Mal den Vorsitzenden der parlamentarischen Medienkommission, den ODS-Politiker Ivan Langer am Draht gehabt hätte. Langer selbst streitet ab, dass seine Partei direkt Einfluss auf die Direktorwahlen ausübe, man habe da seine Favoriten, mehr nicht. Auch die regierenden Sozaildemokraten liessen sich von ihren Mediensachverständigen heisse Kandidaten auswählen, Premier Milos Zeman beispielsweise wünschte sich den wegen Schleichwerbung in die Schlagzeilen gekommenen Leiter des Brünner Studios des tschechischen Fernsehens als neuen Direktor. Bis Ende dieser Woche will der Rat über eine engere Auswahl an Kandidaten verfügen, laut Mares sei man fähig schnell zu handeln. Bartoska hingegen möchte nicht, dass es Tschechien wie beim Slowakischen Fernsehen komme, dort habe man bereits den 11 Direktor und das merke man dem Sender auch an...

Autor: Marcela Pozarek
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