Ein Jahr Pilotprojekt: 34 irakische Flüchtlinge in Tschechien verblieben
Es ist jetzt ein Jahr her: Am 24. Januar 2016 waren zehn Flüchtlinge aus dem Irak in Prag gelandet. Sie waren die ersten Vertreter eines Pilotprojekts, bei dem man bei rund 150 Irakern christlichen Glaubens auch testen wollte, wie gut sich Flüchtlinge in die hiesige Gesellschaft integrieren lassen. Die Regierung hat das Projekt zweieinhalb Monate später vorzeitig abgebrochen, von den bis dahin eingereisten 89 Irakern leben heute nur noch 34 in Tschechien.
Die vierte Familie kehrte in den Irak zurück. Zdeněk Kašpárek nennt die Gründe:
„Sie erklärten, dass sie sehr dankbar seien für all die Hilfe, die ihnen in Tschechien gewährt wurde. Nichtsdestotrotz aber sei die sprachliche und kulturelle Barriere für sie viel höher, als sie erwartet hätten. Vor allem die beiden Eltern kamen überhaupt nicht damit klar, dass es hier eine ganz andere Art der Kommunikation und des Verhaltens der Menschen untereinander gibt. Deswegen haben sie sich im Herbst entschlossen, mit ihren vier Kindern in den Irak zurückzukehren. Die Mittel dazu haben Verwandte von ihnen aufgebracht. Unseren Informationen zufolge leben sie dort jetzt in einem Campingwagen.“ Das Erlernen der Sprache war generell das größte Problem bei der Integration der Iraker in Tschechien. Das hat vor allem die Arbeitssuche erschwert. Von den sechs Männern im arbeitsfähigen Alter sind fünf inzwischen berufstätig, doch vier davon erst seit Beginn dieses Jahres:„Der eine Iraker, der schon seit Sommer letzten Jahres angestellt ist, arbeitet in einer Firma, die Innenausstattungen produziert. Er ist gelernter Tischler. Die anderen vier haben eine Anstellung bei der Diakonie als Hilfsarbeiter gefunden. Es sind ebenfalls Tischler, die in ihrer Heimat als Gewerbetreibende Möbel herstellten. Gern würden wir sie auch hier in dieser Branche unterbringen, doch das ist nicht so einfach.“
Neben den fehlenden Sprachkenntnissen wurde zudem noch ein zweites Manko offenkundig, ergänzt Kašpárek:„Ein gewisses Problem war auch der Gesundheitszustand. Denn die christlichen Iraker waren mehrere Jahre auf der Flucht vor radikal-islamischen Gruppierungen. In dieser Zeit hatten sie keine ärztliche Betreuung. Diese wurde ihnen erst nach ihrer Einreise in Tschechien wieder zuteil. Es dauerte jedoch eine Zeitlang, bis sich ihr Gesundheitszustand verbessert hatte.“
Anlass zu größerer Hoffnung für eine gute Integration geben indes die Kinder der irakischen Familien. Einige von ihnen besuchen seit Mai vergangenen Jahres eine kirchliche Grundschule in Třinec:„Die Kinder beherrschen die tschechische Sprache am besten. In der Schule haben sie sich zudem sehr gut in das Kollektiv integriert. Mit Beginn des neuen Jahres denken wir indes über Veränderungen der gesamten Betreuung nach, damit die Iraker weiter die Möglichkeit zum Erlernen der Sprache und zum Erlangen einer Arbeit haben.“
Nach genau einem Jahr ist das Pilotprojekt nämlich offiziell zu Ende. Die Schlesische Diakonie und die Siftung „Generace 21“ aber haben sich bereits nach Mitteln und Wegen umgeschaut, wie sie die Betreuung der Iraker fortsetzen können.