Junger Iraker aus Prag

Die in Tschechien lebenden Iraker kann man kaum als eine Minderheit bezeichnen. Über ihre Zahl gibt es keine offiziellen Angaben. Nach Schätzungen von Majed Majid, Berater des tschechischen Vizepremiers Petr Mares, leben in Tschechien derzeit etwa 150 - 200 Exil-Iraker. Mit Majed Majid, der selbst Iraker ist, unterhielt sich Jitka Mladkova:

Viele der in Tschechien lebenden Iraker sind schon vor der Wende 1989 in die damalige Tschechoslowakei gekommen, um an verschiedenen Hochschulen und Universitäten zu studieren. Einige sind geblieben, haben Familien gegründet und sozusagen Wurzeln geschlagen. Majed Majid gehört der jüngsten Generation der Exil-Iraker an, die Tschechien zu ihrem Zufluchtsort gewählt haben. In seinem Fall waren es eher die Eltern, die die Entscheidung trafen.

"Wir leben hier seit etwa 10 Jahren. Meine Familie hat den Irak im Jahre 1993 verlassen. Als wir nach Prag kamen, war ich 13 Jahre alt. Das wichtigste war für mich, schnell die Sprache zu lernen, um mich auch schnell in die tschechische Gesellschaft zu integrieren."

Auf dieses Ziel, sich so bald wie möglich in die tschechische Gesellschaft zu integrieren, ist wohl die Tatsache zurückzuführen, dass Majib keiner irakischen Interessengemeinschaft in Tschechien angehört und deren klubartige Tätigkeiten nicht verfolgt. Wie schwer bzw. wie leicht war es für ihn kurz nach der Ankunft in Tschechien:

"Ich hatte keine Probleme mit den Menschen, und auch nicht mit den Mitschülern am Gymnasium, das ich besuchte. Im Gegenteil, letztere halfen mir auch in ganz kritischen Momenten. Die größten Probleme hatten wir aber, meine Eltern und ich, mit der Ausländerpolizei und mit der irakischen Botschaft in Prag."

Ein normaler Teufelskreis, meint Majib. Die irakische Botschaft wollte seiner Familie keine gültigen Pässe ausstellen, ein Botschaftsbeamter soll ihm sogar telefonisch mit Mord gedroht haben. Tschechische Behörden wollten sich wiederum nicht einmischen, aber auch nicht eine Daueraufenthaltsgenehmigung ohne gültige Reisepässe erteilen. Der Angelegenheit haben sich einheimische Medien angenommen. Das Fazit: die Familie von Majib Majed erhielt eine Aufenthaltgenehmigung bis zum Jahre 2 016, der Familienvater hat kürzlich die tschechische Staatsbürgerschaft beantragt.

Majed Majid studiert derzeit an der Prager Karlsuniversität und ist Berater von Vizepremier Petr Mares für - wie es in der Amtssprache heißt - neu entstehende Minderheiten. Anders gesagt für Menschen, die aus Asien, dem Mittleren und Nahen Osten sowie aus anderen Regionen kommen und Hilfe brauchen.