Ein Jahr seit Russlands Angriffskrieg: Tausende Menschen bekunden Unterstützung für die Ukraine
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist am 24. Februar ein Jahr vergangen. Daran wurde in den vergangenen Tagen an vielen Orten Tschechiens erinnert. Am Samstagabend wurde in Prag ein Umzug zur ukrainischen Botschaft organisiert.
Auf der Bühne vor der ukrainischen Botschaft trat die ukrainische Band TNMK aus Charkiw auf. Trotz des Schneefalls und des frostigen Wetters drängten sich vor dem Podium Tausende Menschen. Während des Konzerts dankten die Musiker Tschechien für die Unterstützung der Ukraine. Die Veranstaltung begann zuvor auf der Letná-Ebene. Viele Menschen brachten ukrainische und tschechische Flaggen mit. Schriftsteller Jiří Padevět erinnerte in seiner Rede daran, dass genau vor 75 Jahren die Kommunisten die Macht in der Tschechoslowakei übernahmen. Er warnte zugleich davor, gleichgültig zu sein:
„Vor dem Übel aus dem Osten, das derzeit die Ukraine vernichtet und das während des vergangenen Jahrhunderts die Hälfte Europas zerstörte, darf man nicht die Augen verschließen. Wir wollen dem Aggressor durch unseren Umzug zeigen, dass wir auf der Seite der Ukraine, auf der Seite der freien Welt, stehen. Sie leistet Widerstand gegen die östliche Despotie und deren Hitler aus der Steppe. Es lebe die Ukraine!“
Die Veranstaltung unterstützten auch der US-Botschafter in Tschechien, Bijan Sabet, sowie Innenminister Vít Rakušan (Stan). Er dankte all jenen, die an der Seite der Ukraine stehen. Nach einem Videomapping, das Momente aus ukrainischen Städten näherbrachte, begaben sich die Teilnehmer Richtung russische Botschaft. An dem Umzug nahmen Menschen aller Alterskategorien teil, unter ihnen waren auch Mütter mit Kinderwagen oder Familien mit Hunden. Im Park auf dem Boris-Nemzow-Platz vor der russischen Botschaft war zuvor ein Kreuz aufgestellt worden. Die Teilnehmer des Umzugs steckten dort zahlreiche kleine ukrainische Flaggen in die Erde. Von dort aus ging es weiter zur ukrainischen Botschaft. Vor dem Podium drängten sich viele Menschen. Der chargé d’affaires der Ukraine, Vitali Usatyj, hieß die Teilnehmer der Aktion willkommen:
„Die Ukrainer spüren, dass Tschechien ihr verlässlicher Freund ist. Wir müssen die Dinge beim Namen nennen und die russische Aggression als Krieg und als ein schweres Verbrechen gegen das Völkerrecht bezeichnen. Darum muss die Reaktion der anderen Länder auf das Verbrechen möglichst stark sein. Wir werden nie die helfende Hand vergessen, die man uns in der schwersten Zeit der ukrainischen Geschichte gereicht hat. Selbstbewusst schreiten wir nun zum Sieg. Der Sieg der Ukraine bedeutet einen Sieg für die Sicherheit in Europa und in der ganzen Welt.“
Der designierte tschechische Staatspräsident, Petr Pavel, sagte in seiner Rede, Tschechien habe einiges mit der Ukraine gemeinsam. Er erinnerte an die Ähnlichkeit mit der Situation nach dem Münchner Abkommen von 1938. Wie damals Hitler verhält sich Pavel zufolge heute Putin. Der zukünftige Präsident betonte, die Ukraine verdiene viel Respekt. Er merkte an:
„Alle diejenigen, die die 1990er Jahre erlebten, wissen, dass Tschechien nicht gerade ein Vorbild war. Trotzdem wurde es in die Nato und in die EU aufgenommen. Auch die Ukraine ist nicht perfekt. Sie verdient jedoch unsere Aufmerksamkeit, Sympathie und Unterstützung genauso wie damals Tschechien. Wir müssen die Ukraine bei allem, was sie unternimmt, unterstützen, denn dies steht auch in unserem Interesse. Ich danken Ihnen für Ihr Kommen.“
Auf das Podium wurde des Weiteren der deutsche Botschafter, Andreas Künne, geladen. Er betonte auf Tschechisch, Deutschland werde die Ukraine unterstützen, solange dies notwendig sei:
„Wir wissen, dass die Ukraine auch für uns kämpft. Ich möchte mich bei den Organisatoren für diese wunderbare Solidaritätsveranstaltung bedanken. Und schließlich das Wichtigste: Ich danke allen, die der Ukraine während dieses einen Jahres so stark halfen. Die tschechische Unterstützung für die Geflüchteten und die Hilfe im militärischen und im politischen Bereich waren für uns in Deutschland sowie für ganz Europa inspirierend. Herzlichen Dank.“
Nicht nur Politiker und Diplomaten ergriffen das Wort, sondern auch einige der ukrainischen Geflüchteten, die in Tschechien Schutz vor dem Krieg fanden. Zu Wort kamen auch Vertreter von Hilfsorganisationen. Für die musikalische Begleitung sorgten anschließend der Rockmusiker David Koller mit seiner Band sowie ein ukrainischer Kinderchor.
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Radio Prague International berichtet über den Krieg in der Ukraine