Eishockey-WM: Aufsteiger Deutschland erteilt Tschechien erste WM-Lektion

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Teamsport würde niemandem vom Hocker reißen, wenn immer nur die gleichen Mannschaften gewinnen würden. Faustdicke Überraschungen sorgen vielmehr dafür, dass Emotionen überschäumen oder Stimmungen in den Keller gehen. Eine solche Sensation gibt es auch von der Eishockey-Weltmeisterschaft in Russland zu vermelden, bei der Außenseiter Deutschland den vorjährigen Vizeweltmeister Tschechien mit einer 0:2-Niederlage in die Kabine schickte.

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Der deutsche Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp lächelte etwas verlegen in die Fernsehkameras, die tschechischen TV-Kommentatoren indes sparten nicht mit Lob für die gegnerische Mannschaft, als am Donnerstagabend in der WM-Arena von Mytischi die Schlusssirene ertönte. Auch sie hatten in den vorangegangenen 60 Spielminuten eine Partie gesehen, in der das deutsche Team einfach aktiver war. Deshalb wurde der Aufsteiger zur A-Gruppe zu Recht mit einem 2:0-Sieg belohnt, der ihm nun sogar Chancen auf eine Teilnahme am Viertelfinale eröffnet. Für die tschechischen Cracks hingegen hat sich diese Aufgabe im Nu erschwert, da sie in ihren zwei ausstehenden Begegnungen der Zwischenrunde, in denen sie auf die Slowakei und Kanada treffen, nun unbedingt punkten müssen. Das weiß auch der 21-jährige Youngster Rostislav Olesz, der sich ansonsten wenig überrascht zeigte:

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"Mich haben die Deutschen nicht überrascht mit ihrem Spiel, auch wenn ich zum ersten Mal gegen sie gespielt habe. Es war ein schweres Match, denn die Deutschen haben sehr gut verteidigt. Bei uns dagegen ist fast nichts zusammengelaufen. Wir hätten uns mehr bewegen und die deutschen Verteidiger auch einmal überlaufen müssen. Nun, es geht weiter, mit dieser Niederlage ist die WM für uns nicht zu Ende. Aber jetzt es wird freilich schwer für uns."

Auch Kapitän David Vyborny lobte die Deutschen für ihre forsche Spielweise und konstatierte, dass sie wirklich besser waren. "Wir haben heute den Sieg nicht verdient", ergänzte Vyborny, um gleich darauf den Blick nach vorn zu richten:

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"Ganz sicher wird es jetzt schwer für uns. Doch wir werden uns auf den Hosenboden setzen und uns gewissenhaft auf unsere zwei Begegnungen am Wochenende vorbereiten. Jetzt erst wissen wir den Sieg über die Amerikaner so richtig zu schätzen. Gegen die Slowakei und Kanada werden wir bestimmt wieder besseres Eishockey bieten und nicht wieder so kompliziert spielen wie diesmal. Uns hat auch ein wenig die Kraft gefehlt, aber das soll keine Entschuldigung sein."

Ob nun fehlende Kraft, mangelnde Einstellung oder übermäßige Unkonzentriertheit - all diese möglichen Gründe für die Niederlage interessieren letztlich nicht, wenn es um die Statistik geht. Und die besagt, dass das 2:0 von Mytischi der erste WM-Sieg eines deutschen Teams gegen die tschechische Nationalmannschaft überhaupt war. Vor 21 Jahren haben deutsche Spieler wie der heutige Bundestrainer Uwe Krupp, sein Assistent Ernst Höfner und DEB-Sportdirektor Franz Reindl die Spieler aus dem Nachbarland zum letzten Male bei einer WM geschlagen. Damals standen sie jedoch der Auswahl der Tschechoslowakei gegenüber, die sie mit 4:3 bezwangen. Seltsamerweise auch bei einer WM, die in der russischen Metropole ausgetragen wurde. Anscheinend ein gutes Pflaster für deutsche Puckjäger. Die tschechischen Kufencracks wiederum klammern sich an die jüngere Vergangenheit. Bei der letzten WM, die in Russland stattfand, wurden sie nämlich Weltmeister. Das war vor sieben Jahren in Sankt Petersburg.

Autor: Lothar Martin
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