Und Sieger ist: ....das Eishockey

Am Montag schlug ich den Sportteil der Zeitung auf. Ich wollte wissen, wie es um die tschechische Fußballmeisterschaft steht. Was ich fand, waren erst einmal drei Seiten Eishockey.

Foto: CTK

Tschechien hatte Österreich im Vorrundenspiel der Eishockey-WM wenig überraschend mit 6:2 geschlagen. Dazu kamen Gespräche mit dem Mannschaftskapitän David Vyborny, das Porträt eines Stürmers und einige weitere Details, die niemals in einer deutschen Tageszeitung über Eishockey geschrieben würden. Irgendwo erfuhr ich dann auch noch, dass es - sechs Runden vor Schluss - einen Wechsel an der Tabellenspitze im Kampf um die tschechische Fußballmeisterschaft gegeben hatte. Verdammt, dachte ich. Nein, eigentlich fiel mir dies auf Tschechisch ein, also: Sakra, dachte ich, Tschechien ist wirklich keine Fußballnation!

Für Sie als Deutsche, Schweizer oder Österreicher mag das nicht so erstaunlich klingen. Oder höre ich da Proteste? Nun, ich bin der Meinung, dass ein tolles Nationalteam noch keine Fußballnation ausmacht. Am wenigsten verstehen die Tschechen selbst aber darüber zu reflektieren. Als ich mit dem früheren Eishockey-Nationaltrainer Slavomir Lener darüber sprach, sagte er: Ja, Fußball und Eishockey sind wirklich beide bei uns groß.

Bitte? In welchem europäischen Land wird der Fußball durch eine andere Sportart noch getoppt. Viele sind´s jedenfalls nicht. Dass es da nicht mal beim Eishockey-Nationaltrainer klingelt, ist erstaunlich. Dabei behauptete er, dass sich jeder Tscheche heimlich als Nationaltrainer fühle. In Deutschland ist man Teamchef nur im Fußball. Ich kenne auch einige männliche Tschechen, die den Eishockeymeister ihres Landes benennen könnten, nicht aber beispielsweise, wer die Fußball-Champions-League zuletzt gewonnen hat.

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Zu viel Spekulation, finden Sie. O.k., eine Umfrage hat in Tschechien vor einiger Zeit ergeben, dass Tschechinnen, falls sie Sport im Fernsehen oder im Stadion verfolgen, Eishockey wählen. Und nicht Fußball.

Oder vergleichen Sie doch mal die Größe der Stadien. Beispielsweise des tschechischen Eishockeymeisters und des tschechischen Fußballmeisters aus dem vergangenen Jahr. Beim Eishockeyklub Sparta passen rund 13.000 Menschen in die Arena, beim Fußballklub Liberec nicht einmal 10.000. Dabei ist weder Spartas Arena die größte Eishockeyhalle im Land, und in Liberec steht bei Weitem nicht das kleinste Fußballstadion aller tschechischen Erstligisten.

Und last but not least: Sagen Sie ehrlich - wäre es in Deutschland denkbar, dass der Regierungschef vor der Eishockey-WM die Schlittschuhe schnürt, nur um mit der Nationalmannschaft ein paar Runden zu drehen. Und das auch noch zeitgleich zu einem wichtigen Wirtschaftstermin, zu dem er geladen war, aber abgesagt hatte. In Deutschland nur beim Fußball denkbar. Ich bin der Meinung: Die Tschechen haben ihre Wahl schon längst getroffen. Es ist das Eishockey und nicht der Fußball!