Mit Sondererlaubnis und strengen Hygieneauflagen: Profisport in Tschechien wieder möglich
Seit knapp vier Wochen ruht praktisch jeglicher organisierter Sportbetrieb in Tschechien. Doch jetzt hat die Regierung erlaubt, dass zumindest die Profis wieder ihre Tätigkeit aufnehmen dürfen.
Zuschauer werden erst einmal nicht zugelassen sein bei den Spielen der tschechischen Profi-Ligen. Es sei vor allem darum gegangen, den Sportlern wieder die Ausübung ihres Berufs zu ermöglichen, sagte Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) am Montag bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung. Denn ansonsten gelte weiter das Verbot organisierten Sportbetriebs, so Blatný:
„Wir haben uns von dem Prinzip leiten lassen, professionellen Sportlern eine Möglichkeit zu bieten. Diese müssen aber um die entsprechende Ausnahme ersuchen und die Kriterien der Gesundheitsämter erfüllen, damit wir nicht die Gefahr einer Verbreitung des Coronavirus unter den Menschen erhöhen.“
Die Verbände sind also gefordert, weitreichende Hygienekonzepte zu entwerfen. Die erste Fußballliga als Outdoor-Veranstaltung hat so etwas bereits. Deswegen war man sehr unglücklich, als am 12. Oktober auch die Kicker in den Lockdown gehen mussten. Liga-Chef Dušan Svoboda zeigt sich nun aber zuversichtlich:
„Ich denke, dass wir gut darauf vorbereitet sind. Aber wir werden natürlich mit den Vertretern des Gesundheitsministeriums noch darüber verhandeln, ob sie noch eine Verschärfung der Hygienemaßnahmen fordern. Wir sind bereit, alle Forderungen vorbehaltlos zu erfüllen.“
Zu dem Konzept gehören vor allem regelmäßige Corona-Tests sowie der Aufenthalt in einer sogenannten Blase. Das bedeutet, dass die Spieler mit niemandem außerhalb des jeweiligen Teams in direkten längeren Kontakt kommen. Die Fußballer hatten bisher den Vorteil, dass sie zumindest weitertrainieren durften. Deswegen soll die Liga nach ihren Wünschen bereits am kommenden Wochenende wieder anlaufen.
Für alle weiteren Sportarten, besonders die in der Halle, könnte es etwas länger dauern. Für sie ist zunächst ein Erfolg, dass sie ab Mittwoch wieder ihr Training aufnehmen können. Radek Smoleňák ist Kapitän des Eishockey-Extraliga-Klubs aus Hradec Králové / Königgrätz:
„Ich bin ziemlich froh, dass das nun endlich erreicht wurde. Ich freue mich, wieder auf dem Eis zu stehen. Ich denke, ich spreche auch für alle anderen Spieler der Extraliga, wenn ich sage, dass die Pause ziemlich lang war. Und ich warte schon ungeduldig auf das erste Spiel. Auch wenn der Anfang sicher schwer sein wird nach der langen Zeit, freue ich mich sehr darauf.“
Zahlreiche Profis haben sich bisher individuell fitgehalten, oder die Teams sind ins Ausland gefahren. So zum Beispiel der Eishockey-Erstligist aus dem schlesischen Třinec, der sich im nahen Polen auf die Fortsetzung der Saison vorbereitet hat. Allerdings stellt sich in einigen Sportarten die Frage, wie schnell man wieder von Null auf Hundert gehen kann.
„Mindestens zwei Wochen brauchen wir, um wieder die Automatismen und Interaktionen im Teams zu verinnerlichen“, meint zum Beispiel Daniel Čech vom Volleyball-Erstligisten aus Zlín.
Im Laufe des Dienstags will das Gesundheitsministerium konkrete Anforderungen für den Schutz gegen das Coronavirus veröffentlichen. Danach werden sich die Vertreter der jeweiligen Ligen zusammensetzen und ein Hygienekonzept entwerfen. Das soll dann die Leiterin des zentralen Gesundheitsamtes, Jarmila Rážová, absegnen.
Für die Ausrichtung internationaler Sportveranstaltungen bestand bereits eine Ausnahme. So konnten die tschechischen Fußballvereine in den vergangenen Wochen auch ihre Heimspiele in der Europa League bestreiten. Außerdem wurde etwa die Judo-EM in Prag vorbereitet. Sie soll von 19. bis 21. November stattfinden. Dazu Milan Hnilička, der Vorsitzende der Nationalen Sportagentur und Abgeordnete der Partei Ano:
„Die Organisatoren sind in der Lage, eine sogenannte Blase zu gewährleisten. Zusätzlich wird nun aber auch möglich, dass sich die tschechischen Sportler in einer Art Trainingslager auf solche Saisonhöhepunkte vorbereiten. Das war bis jetzt nicht gegeben. Die Judoka beispielsweise durften hierzulande nicht in der Halle trainieren, sondern mussten dafür ins Ausland fahren.“