Tschechischer Sport drängt auf höhere Fördergelder

Foto: picselweb / Pixabay CC0

Zu Beginn eines neuen Jahres präsentieren Institutionen und Organisationen oft ihre Pläne für die kommenden zwölf Monate. Dies hat nun auch die neue Nationale Sportagentur getan.

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Die Sportverbände, Klubs und Vereine sollen ihre dringend benötigten staatlichen Zuschüsse schneller und unbürokratischer bekommen. Dazu wolle man ein neues Register schaffen und die Digitalisierung vorantreiben, erläutert Agenturchef Milan Hnilička:

„Wir wollen dadurch die zahlenmäßige Stärke der Vereine und ihr sportliches Umfeld in einem Register erfassen. Die Antragsformulare sind benutzerfreundlich und wie ein Onlineshop gestaltet. Diese fortschrittlichen Werkzeuge gibt es heute überall – und wir wollen sie im Sport auch anwenden.“

Milan Hnilička  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Dank der digitalen Datenerfassung können die Klubs und Sportgemeinschaften die Gelder viel früher bekommen. Bisher konnte die Förderung immer nur am Ende des Jahres ausgezahlt werden. In erster Linie aber will die Nationale Sportagentur über ein größeres Budget verfügen. Denn der aktuelle Stand, wonach der Haushalt für Sport im Jahr 2020 mit rund acht Milliarden Kronen (320 Millionen Euro) bestückt ist, sei zu wenig, moniert Hnilička:

„Ich verstehe nicht, dass ein so großer Bereich wie der Sport nur die Hälfte an Zuschüssen bekommt wie die Kultur. Für mich sollte der Sport dieselbe Wertschätzung genießen. Denn jeder von uns kommt mit ihm in Berührung, egal ob das im Bereich der Gesundheit ist oder als Werbefaktor im Ausland. Um den Sport auf allen Ebenen voranzubringen, brauchen wir mehr finanzielle Mittel. Wir bereiten daher eine Richtlinie vor, aus der klar hervorgeht, wohin das Geld fließt.“

Nach Vorstellung der Sportagentur soll dieser Haushalt im Jahr 2025 das Zweieinhalbfache von acht Milliarden, also 20 Milliarden Kronen (800 Millionen Euro) ausweisen. Der Großteil des Geldes soll investiert werden. Zunächst einmal wird sich die Agentur auf Projekte in kleineren Ortschaften mit bis zu 3000 Einwohnern konzentrieren. Gleich danach aber kämen die Sportstätten an die Reihe. Hier sieht der Vorsitzende der Tschechischen Sport-Union (ČUS), Miroslav Jansta, einen dringenden Handlungsbedarf:

Hnilička: „Ich verstehe nicht, dass ein so großer Bereich wie der Sport nur die Hälfte an Zuschüssen bekommt wie die Kultur."

„Wir haben kein einziges Fußballstadion, das internationalen Ansprüchen genügt. Wir haben eine einzige Halle für Basketball oder Volleyball in Opava, die modernen Standards entspricht. Das ist zu wenig. Wir haben keine Skisprunganlage mehr, die wettbewerbstauglich ist. Und wir haben einen einzigen Zehn-Meter-Turm für die Wasserspringer im ganzen Land.“

Zudem wird die Agentur viel Wert auf einen vielseitigen Schulsport sowie auf eine gute Trainerausbildung legen. Denn auch in diesen Bereichen sind die Defizite zu anderen Ländern teilweise erheblich. Wegen der maroden Schanzen findet seit einiger Zeit kein Skisprung-Weltcup mehr hierzulande statt. Und die mögliche Ausrichtung der Skiflug-WM 2024 in Harrachov / Harrachsdorf ist ebenso in weitere Ferne gerückt. Ohne ein Umdenken bei der Finanzierung des Sports wird Tschechien in diesem Bereich international immer stärker hinterherhinken.

Autor: Lothar Martin
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