Rekord-Penaltyschießen im Spiel um Platz drei: WM-Bronze für tschechisches U20-Eishockeyteam

Die tschechische U20-Eishockey-Nationalmannschaft hat bei der WM zum dritten Mal in Folge Medaillen gewonnen: Diesmal gab es Bronze.

Foto: Slavomír Kubeš,  ČTK

Viele tschechische Eishockeyfans erlebten in den letzten Tagen traumlose Nächte. Denn die U20-Weltmeisterschaft wurde im kanadischen Ottawa ausgetragen. Im Halbfinale, das nach mitteleuropäischer Zeit in der Nacht zu Sonntag stattfand, unterlagen die jungen tschechischen Eishockeyspieler schließlich dem Team der USA mit 1:4, auch wenn sie in den ersten zwei Dritteln mit dem Gegner Schritt halten konnten. Im Spiel um Platz drei traf Tschechien wieder auf die Schweden, gegen die man in der Vorrunde mit 2:4 verloren hatte. Diesmal aber waren die Kräfte auf beiden Seiten ausgeglichen. Nachdem das Spiel nicht einmal in der Verlängerung entschieden werden konnte, kam es zum Penaltyschießen. Auf das entscheidende Tor mussten die Fans jedoch länger als üblich warten.

„In der 14. Serie tritt der tschechische Kapitän an“, kündigte der Fernsehreporter an und fing gleich darauf an zu jubeln.

Das entscheidende Tor schoss Eduard Šalé. Es war sein zweiter Treffer während des Penaltyschießens, in dem mit 28. Versuchen im Übrigen der Rekord des längsten Torschusswettbewerbs der U20-WM gebrochen wurde. Für die Webseite www.hokej.cz räumte Teamkapitän Šalé ein:

„Als ich auf dem Eis war, war ich zuerst ein wenig nervös. Als ich den Penalty zuvor verwandelte, wusste ich, dass ich auch das nächste Mal das Tor treffe. Es war nicht leicht. Ich hatte schon einige Chancen in der Verlängerung, wo ich das Spiel hätte entscheiden können. Beim Penaltyschießen stehen die Chancen 50 zu 50. Hrabal (der tschechische Torwart, Anm. d. Red.) hat seinen Kasten wunderbar verbarrikadiert. Ich wusste, dass es an mir ist, das Spiel zu entscheiden.“

Michael Hrabal | Foto: Sean Kilpatrick,  ČTK / AP

Für den Kapitän war es die dritte Medaille von einer U20-WM. Vor zwei Jahren holte er in Halifax mit dem Team Silber, letztes Jahr in Göteborg Bronze. Nationaltrainer Patrik Augusta war nun am Sonntag auf die ganze Mannschaft sichtlich stolz. Er sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Ich weiß, dass es in Anführungszeichen ‚nur‘ Bronzemedaillen sind, aber diese Gruppe von Spielern hat sie wohl verdient. Sie haben hart gearbeitet und zusammengehalten. Es ist uns gelungen, die Mannschaft gut zusammenzustellen. Die Spieler wurden für ihre Mühen belohnt, und wir wurden damit belohnt, dass wir das mit ihnen erleben konnten.“

Für viele der Teammitglieder war es die letzte Möglichkeit, an einer U20-WM teilzunehmen. Dies gilt jedoch nicht für den Angreifer Adam Novotný, der vor knapp zwei Monaten seinen 17. Geburtstag feierte. Der jüngste Tscheche in Ottawa hatte für seine Mitspieler nur lobende Worte übrig. Er merkte im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen an:

„Es ist fantastisch. Wir sind hier eine super Truppe. Ich bin sehr froh, dass ich mit den Jungs hier sein konnte und dass wir den dritten Platz belegt haben.“

Der ehemalige tschechische Eishockey-Nationalspieler Martin Procházka ist Olympia-Sieger von Nagano und viermaliger Weltmeister. Er war während seiner Sportkarriere oft beim Penaltyschießen erfolgreich. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks äußerte sich Procházka über das dramatische Ende des Spiels um Bronze:

„Das muss sehr schwer gewesen sein sowohl für die Spieler, als auch für die Torhüter. Ich denke, dass die Torwarte auf beiden Seiten glänzend waren. Schließlich siegte Michael Hrabal. Für die Spieler ist es aus dem Grund nicht leicht, weil sie nach der Begegnung schon müde sind und sich wieder auf das Penaltyschießen konzentrieren müssen. Es freut mich, dass das den Jungs gelungen ist. Sie haben das wegen ihrer tollen Leistung bei dem Turnier absolut verdient.“

Der tschechische Nachwuchs hatte nämlich zuvor etwa das kanadische Heimpublikum geschockt. Denn am Donnerstag besiegte das Team die Kanadier und zog damit ins Halbfinale ein. Martin Procházka schätzt die Medaillenerfolge der tschechischen U20-Mannschaft aus den letzten Jahren sehr.

„Dies zeugt davon, dass die Trainer in Tschechien imstande sind, Spieler zu erziehen, die sich in der internationalen Konkurrenz durchsetzen. Dass die Junioren oft nach Übersee gehen und dort spielen, ist dabei egal. Ich bin froh, dass die Zusammenarbeit der Trainer der Nationalmannschaft und der Trainer der U20- und der U18-Mannschaft so gut funktioniert.“

Den WM-Titel holte in Ottawa das Team der USA, das Finnland mit 4:3 nach Verlängerung besiegte.

Autor: Martina Schneibergová | Quelle: Český rozhlas
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