Elektronischem Rezept gehört Perspektive, Einführung war holprig

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Zu den markantesten Neuerungen zu Jahresbeginn gehört in Tschechien die Einführung von elektronischen Rezepten für Medikamente. Von der Durchsetzung der Veränderung verspricht sich das Gesundheitsministerium finanzielle Einsparungen in Millionenhöhe. Lothar Martin berichtet.

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Seit dem 1. Januar sind die Ärzte hierzulande verpflichtet, die Daten jedes ausgestellten Rezepts an eine zentrale Erfassungsstelle weiterzuleiten. Andererseits müssen sie die Rezepte nicht mehr auf einem entsprechenden Formular niederschreiben, sondern können sie dem Patienten nunmehr auch via E-Mail oder SMS zusenden. Für einen Patienten, dem ein Medikament akut auszugehen droht, ist das sicher keine schlechte Lösung.

Viele Ärzte und Apotheker kritisierten allerdings im Vorfeld die neue Regelung. Ihrer Meinung nach würden sie nur unnötig Zeit verlieren mit der Weiterleitung der Daten. Außerdem fehlte dem System eine wichtige Option, und zwar der Abgleich von Medikamenten bei einem bestimmten Patienten. Tschechiens neuer Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) versuchte daher, etwas Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Er versicherte, dass die weitere Ausstellung von auf Papier verfassten Rezepten im ersten Jahr nicht geahndet werde.

Apotheke | Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International
Vor diesem Hintergrund waren Ärzte, Apotheker, Patienten und der Minister gespannt, wie die Einführung der E-Rezepte nun in der Praxis von statten geht. Am Montag fiel schließlich der Startschuss für die neue Datenbank. Und die ersten Schritte waren holprig.

„Es tut ihnen leid, aber diese Nummer ist völlig überlastet“– so hieß es nämlich in den Morgenstunden oft bei der Hotline, über die den Ärzten erklärt wird, welche Daten sie unbedingt eingeben müssen oder welche nicht akzeptiert werden. Doch schon am Vormittag zeigte sich: Wenn man die ersten Erfahrungen gesammelt hat, dann funktioniert auch das neue System. Und so kam beispielsweise Ärztin Marie Manoušková aus Ostrava / Ostrau schnell zu der Einsicht:

„Wir werden ganz sicher nichts boykottieren. Im Gegenteil, wenn uns diese Regelung die Arbeit erleichtert, dann sind wir froh.“

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Zudem hatte auch die Ärztekammer eigens eine Hotline zur Beratung eingerichtet. Dort wollten besonders Apotheker wissen, ob ein auf Papier verfasstes Rezept gültig sei, wenn der jeweilige Arzt darauf nicht vermerkt habe, weshalb er das Rezept auf die klassische Weise ausgestellt habe. In die Apotheke des Prager Instituts für klinische und experimentelle Medizin (Ikem) aber kamen bereits 96 Prozent der Patienten mit einem sogenannten Begleitschein für ein E-Rezept. Der Apotheker Lukáš Bouz:

„Im Gegensatz zu früher muss man nur lernen, mit dem Computerprogramm umzugehen.“

Ein weiteres Problem ist, dass rund 8000 Ärzte hierzulande bisher keinen Zugang zu dem System haben, weil ihre Anmeldung noch nicht geprüft wurde. Dazu sagte die stellvertretende Direktorin der staatlichen Behörde für Arzneimittelkontrolle, Irena Storová:

Irena Storová  (Foto: Archiv von Irena Storová)
„Man könne nicht beeinflussen, wie lange die Überprüfung bei der tschechischen Ärztekammer dauern werde.“

Doch der erste Schritt ist vollzogen. Überdies verspricht sich das Gesundheitsministerium in Prag von der elektronischen Rezeptausstellung Einsparungen von 60 bis 70 Millionen Kronen (ca. 2,4 bis 2,8 Millionen Euro) jährlich. Und mittelfristig soll das neue System die Möglichkeit eröffnen, um beispielsweise ein nationales Verzeichnis zum Medikamentenverbrauch zu erstellen.