Eltern-Alptraum: Kindsverwechslung erst nach neun Monaten entdeckt

Als Libor Broza und seine Partnerin Jaroslava Trojanova Anfang des Jahres ihre neu geborene Tochter aus dem Krankenhaus endlich nach Hause nahmen, waren sie überglücklich wie alle Eltern. Doch jetzt fordern sie Schadensersatz von der Klinik im südmährischen Trebic.

Die Klinik in Trebic  (Foto: CTK)
Ein erster Verdacht kam auf, als Tochter Nikola blonde Haare wuchsen, beide Eltern aber dunkle Haare haben. Libor Broza ließ einen Vaterschaftstest machen. Das Ergebnis: Er ist nicht der biologische Vater von Nikola. Nachfolgend verdächtigte er seine Partnerin, fremdgegangen zu sein. Als aber auch sie einen DNA-Test machte, stellte sich heraus, dass sie Nikola gar nicht ausgetragen haben kann. Erst danach kam die Wahrheit heraus: Die Tochter war im Krankenhaus ganz einfach mit einem Mädchen namens Veronika verwechselt worden. Am Donnerstag haben sich Libor und Jaroslava mit der Familie getroffen, die ihre biologische Tochter neun Monate lang groß gezogen hat - und einen Tausch der beiden Mädchen vereinbart. Nach dem Treffen sagte Libor:

"Die Ähnlichkeit ist so groß. Wenn ich oder Sie das Mädchen gleich gesehen hätten, hätte es keinen DNA-Test gebraucht."

Libor und seine Partnerin  (Foto: CTK)
Seine Partnerin gestand hingegen:

"Meine Gefühle sind sowohl gut als auch schlecht."

Dass bei dem Rücktausch der Kinder gemischte Gefühle vorherrschen, erklärt sich schon daraus, dass beide Familien auch die ihnen jeweils untergeschobene Tochter lieb gewonnen haben. Die beiden Elternpaare, Fachleute und mittlerweile auch die Öffentlichkeit fragen sich allerdings: Wie konnte es überhaupt zu der Verwechslung kommen? Im Krankenhaus laufen die Nachforschungen noch, niemand will sich dort bisher zu dem Fall äußern. Libor Broza ist jedoch entschlossen, auf Schadensersatz zu klagen:

"Ich will von dem Krankenhaus eine Entschädigung allein wegen des psychischen Schadens. Neun Monate hatten wir eine Tochter, die wir als unsere ansehen, und dann sagt uns jemand, es sei gar nicht unser Kind. Das ist doch nicht normal heutzutage."

Illustrationsfoto
Juristen wie der Anwalt Jan Cerny meinen, dass die Klage Erfolg haben könnte:

"Falls die Kinder im Kreissaal ausgetauscht wurden, lässt sich das als ein Fall mit weit reichenden Folgen betrachten. Es ist großer immaterieller Schaden entstanden, der auch eine adäquate Entschädigung verdient. Meiner Meinung nach liegt diese in Höhe mehrerer Millionen Kronen."

Ärzte beschwören im Übrigen, dass es in Tschechien praktisch nicht aus Versehen zu einer Verwechslung kommen kann. Denn noch im Kreissaal werden Kind und Mutter je ein Armband mit derselben Zahl angelegt. Das Armband lässt sich schwerlich ohne Gewalt entfernen. Die Polizei hat die Ermittlungen jedenfalls bereits aufgenommen. Wie immer es auch passiert sein mag, nach Bekanntwerden des Falls hat in Tschechien nun ein regelrechter Run auf Vater- und Mutterschaftstests eingesetzt.