Emil Zátopek wird als Legende weiterleben

Eine schon zu Lebzeiten zur Legende gewordene Persönlichkeit der Leichtathletik, ja des internationalen Spitzensports überhaupt, Emil Zátopek, lebt nicht mehr. Am Dienstag Abend gegen 19 Uhr ist er im Prager Militärkrankenhaus im Alter von 78 Jahren verstorben.

Emil und Dana Zatopek | Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks
Eine schon zu Lebzeiten zur Legende gewordene Persönlichkeit der Leichtathletik, ja des internationalen Spitzensports überhaupt, Emil Zátopek, lebt nicht mehr. Am Dienstag Abend gegen 19 Uhr ist er im Prager Militärkrankenhaus im Alter von 78 Jahren verstorben. Nach einem weiteren Gehirnschlag hatte er sich Anfang November in erneute ärztlich Behandlung geben müssen. Sein Zustand war seitdem kritisch, zumal er nach dem Auftreten einer Lungenentzündung an ein Atemgerät angeschlossen werden musste. Emil Zátopek hinterläßt seine gleichaltrige Frau Dana, die 1952 Olympiasiegerin im Speerwerfen geworden war.

Doch Emil Zátopek hinterlässt vor allem eine Vielzahl von hervorragenden Leistungen im Langstreckenlauf und die damit verbundenen Erinnerungen. Einen solch grandiosen Lauf, den goldenen über die 10-Kilometer-Strecke bei den Olympischen Spielen in Helsinki, wollen wir Ihnen - wenn auch mit tschechischem Kommentar - hiermit noch einmal nacherleben lassen:

Bescheiden und sympathisch äußerte der damals 30-jährige Zátopek über seinen Sieg in die Mikrofone: "Nun, das war ein sehr schwerer Lauf. Ich selbst habe nicht so gespürt, dass ich in der allerbesten Form bin und außerdem, meine Gegner waren ausgezeichnet. Aber letzten Endes freue ich mich riesig, und ich denke, nicht nur ich allein, sondern wir alle freuen uns darüber, dass wir wieder einen Sieg geholt haben für unsere Republik und die Leute zu Hause."

Ja, so war er, der stets freundliche und faire Sportsmann Emil Zátopek. Guten Freunden verzierte Emil Zátopek das Autogramm mit einer schnellen Strichzeichnung: Ein Mann läuft einer Speer schwingenden Frau davon. Er pflegte die Legenden, die sich um ihn rankten. Er sei damals in Helsinki so schnell gelaufen, erzählte Zátopek, um nicht vom Speer seiner Frau Dana Zátopková getroffen zu werden. Er lächelte bei der nicht ganz ernst gemeinten Anekdote immer verschmitzt, gerade so wie der "brave Soldat" Schwejk.

Aber ein "braver Soldat" war Emil Zátopek nur bis zu jenem 21. August 1968, als sowjetische Truppen den "Prager Frühling" beendeten. Das Bild, als er auf einen Panzer kletterte und die Sowjets aufforderte, nach Hause zu fahren, ging um die ganze Welt. Auch unser Hörer Hans Jähkel aus Altenburg kann sich daran und an ein Zusammentreffen mit dem großen Sportidol noch ganz genau erinnern:

So wie Herr Jähkel haben uns noch weitere Hörer ihr Bedauern und ihren Schmerz zum Ableben des einzigartigen Läufers mitgeteilt. Ihre Zuschriften werden wir in unserem nächsten Hörerforum veröffentlichen.

Für Zátopeks Einzigartigkeit stehen insbesondere die drei bei den Olympischen Spielen in Helsinki errungenen Goldmedaillen über 5 und 10 km sowie über die Marathonstrecke. Hinzu kommen noch ein weiterer Olympiasieg über 10 000 Meter 1948 in London und insgesamt 18 Weltrekorde, die Zátopek während seiner aktiven Karriere aufgestellt hat. Wegen seines von eigentümlichen Kreisbewegungen der Arme geprägten Stils hatte er den Beinamen "Lokomotive von Prag" erhalten. Seine zumeist geschlagenen Kontrahenten wurden daher nicht selten auch als "verspätete Waggons" bezeichnet.

Das letzte Geleit wird Emil Zátopek - den letzten Informationen zufolge - am 6. Dezember ab 11 Uhr im Prager Nationaltheater gegeben. An den Trauerfeierlichkeiten wird voraussichtlich u.a. auch IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch teilnehmen.