Emmy-Preis für Filmdokument "Nicholas Winton - Die Kraft der Menschlichkeit"
Nicholas Winton - mit diesem Namen verbindet sich die außergewöhnliche Initiative eines damals 29jährigen Engländers, der 1939 aus der von den Nazis besetzten Tschechoslowakei fast 700 jüdischen Kindern die Ausreise nach Großbritannien ermöglichte.
"Nicholas Winton - Die Kraft der Menschlichkeit" - unter diesem Titel setzte der slowakische Regisseur Matej Minac dem heute 92jährigen Engländer Nicholas Winton ein filmisches Denkmal, das in der Nacht auf Dienstag in New York mit dem renommierten Emmy-Preis ausgezeichnet wurde. Der Film zeichnet eine aus heutiger Sicht nahezu unglaubliche Geschichte nach: Der Börsenmakler Nicholas Winton kommt 1939 nach Prag und rettet - wie sich später zeigen sollte - mehreren hundert jüdischen Kindern das Leben, nahezu in Eigeninitiative. Im Gespräch mit Radio Prag erinnert sich Nicholas Winton in gewohnter Bescheidenheit, dass seine Initiative damals nicht nur naheliegend, sondern auch durchaus praktikabel war:
"Die Deutschen waren damals in Prag, und sie waren nur allzu bereit, diese Kinder los zu werden. Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass zu diesem Zeitpunkt die Deutschen niemals daran gedacht hätten, mit den Briten Krieg zu führen. Und umgekehrt. Von der deutschen Seite gab es also sehr wenige Schwierigkeiten. Das einzige Problem war, britische Einreisegenehmigungen für die Kinder zu bekommen und die Bedingungen des britischen Innenministeriums zu erfüllen. Und diese besagten, dass ich nur ein Kind nach England bringen konnte, wenn ich eine Familie hätte, die bereit wäre, sich um das Kind zu kümmern."
Die Familien fand Winton, und damit war für ihn sein Auftrag erfüllt. Fast 50 Jahre lang erzählte Winton niemandem, nicht einmal seiner Frau, von seiner Tat. Erst 1988 sendete die britische BBC ein Filmdokument über Winton und machte die Geschichte damit publik.Der Regisseur Matej Minac, dessen Film über Nicholas Winton jetzt in New York ausgezeichnet wurde, beschäftigt sich bereits seit Mitte der 90er Jahre mit Wintons Geschichte. Was ihm daran vor allem wichtig ist, verriet er im Gespräch mit Radio Prag:
"Winton ist der letzte von den Rettern wie Schindler oder Wallenberg, der noch am Leben ist. Und ich finde, es ist sehr wichtig, dass die Öffentlichkeit sich vergegenwärtigt, dass er noch unter uns ist und etwas von ihm lernt."