Energie-Aufsichtsbehörde: Strom wird im kommenden Jahr erheblich teurer

Elektrische Energie wird in Tschechien im kommenden Jahr deutlich teurer. Soviel steht fest. Schuld daran ist die hohe Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Doch wie tief Haushalte und Unternehmen im kommenden Jahr tatsächlich in die Tasche greifen müssen, darüber wird seit gut zwei Monaten heftig diskutiert. Der staatliche Stromriese ČEZ spricht von einem Preisanstieg bis zu 20 Prozent, Vertreter der Ökostromlobby hingegen prognostizieren eine Verteuerung um die fünf Prozent. Nun hat das staatliche Energie-Regulierungsamt (ERÚ) seine Schätzungen veröffentlicht.

Foto: Archiv Radio Prag
Bis zu 12 Prozent mehr für Haushalte, sogar 17 Prozent mehr für Firmen. Um so viel könnte der Strompreis im kommenden Jahr steigen. Macht für einen durchschnittlichen Plattenbau-Haushalt immerhin fast 300 Euro mehr im Jahr. Dies schätzt zumindest das tschechische Energie-Regulierungsamt (ERÚ), die Aufsichtbehörde für den Markt mit Strom, Gas und Fernwärme. Schuld daran sind die hohen Einspeisevergütungen für Strom aus erneuerbaren Energiequellen, die in Tschechien einen regelrechten Solarboom ausgelöst haben. Wie die Pilze sprießen die Sonnenkraftwerke auf den heimischen Feldern und Wiesen aus dem Boden. Deshalb hat die Regierung beschlossen, ab dem kommenden Jahr nur mehr kleinere Solarkraftwerke auf den Dächern von Gebäuden zu fördern. Wir haben mehrmals berichtet. Allerdings versuchen nun die Investoren, vor dem Jahreswechsel noch möglichst viele Anlagen ans Netz zu schließen. Josef Fiřt, der Leiter des Energie-Regulierungsamtes, sagte dazu im Interview mit dem Tschechischen Rundfunk:

„Das kann man nur schwer beschränken. Denn diese halbfertigen Solarkraftwerke sind auf der Grundlage der derzeit gültigen Gesetze errichtet worden. Also gilt für sie die für 2010 festgesetzte Einspeisevergütung. Es geht nur darum, wie viele dieser Kraftwerke noch vor dem Jahreswechsel ans Netz gehen.“

Experten schätzen, dass sich die Leistung der installierten Sonnenkollektoren bis zum Jahreswechsel von derzeit 700 Megawatt auf rund 1,5 Gigawatt beinahe verdoppeln wird. Zum Vergleich: Das südböhmische Kernkraftwerk Temelín leistet zwei Gigawatt. Damit die hohe Einspeisevergütung den Strompreis nicht explodieren lässt, müsse man auch für die noch vor dem Jahreswechsel fertig gestellten Solarkraftwerke eine Lösung finden, sagt der oberste Energie-Regulator Fiřt:

Solarpark in Ostrožská Lhota
„Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Entscheidung liegt nicht in der Kompetenz des Energie-Regulierungsamtes. Aber wir sind Teil einer von der Regierung eingerichteten Arbeitsgruppe. Nach Konsultationen mit dem Finanzministerium soll es bis Mitte Oktober einen entsprechenden Reform-Entwurf geben.“

Möglich wäre, dass der Staat einen Teil der Einspeisevergütung übernimmt, um den Anstieg des Strompreises zumindest für Privatkunden unter zehn Prozent zu drücken. Ob sich dafür in der klammen Staatskasse allerdings Mittel finden lassen, ist mehr als fraglich.