Erniedrigungen und Schläge – tschechischer Missionar aus sudanesischer Haft befreit

Petr Jašek (Foto: ČTK)

Auch Amnesty International hatte auf den Fall aufmerksam gemacht: Im Dezember 2015 war der tschechische Missionar und Journalist Petr Jašek im Sudan verhaftet worden. Er wurde zu 24 Jahren Haft verurteilt wegen angeblicher Spionage und staatsumstürzender Tätigkeit. Nun ist er freigekommen, nachdem Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) persönlich im Sudan verhandelt hat.

Petr Jašek  (Foto: ČTK)
In der Nacht auf Montag landet die graue Regierungsmaschine auf dem Militärflughafen Kbely bei Prag. Unsicheren Schrittes geht Petr Jašek die Treppe hinunter auf das Rollfeld. Er hat 14 Monate in den Gefängnissen des Sudan hinter sich. In der Abfertigungshalle eine improvisierte Pressekonferenz. Der 53-jährige Jašek schildert in knappen Worten sein Schicksal in der Haft, sie lassen das Leiden erahnen:

„Am schlimmsten waren für mich die ersten beiden Monate. Ich wurde in eine Zelle zusammen mit Mitgliedern des Islamischen Staates gesteckt. Sie haben mich zunächst erniedrigt, dann ging dies in Schläge und Folter über.“

Petr Jašek war als Missionar und Journalist im Sudan. Er arbeitete für den US-Zweig der Organisation Hilfsaktion Märtyrerkirche, die sich nach eigenen Angaben für verfolgte Christen in aller Welt einsetzt. 2015 wollte er zusammen mit einheimischen Pfarrern einem Studenten aus dem Darfur helfen. Die Volksgruppen der Region Darfur und die Regierung des Sudan befinden sich in einem kriegerischen Konflikt. Und der Student war bei einer Demonstration in der Landeshauptstadt Khartum schwer verletzt worden. Doch Sicherheitskräfte des Staates verhafteten Jašek und seine Mitstreiter. Die Staatsanwaltschaft klagte sie dann in mehreren Punkte an, darunter Spionage und kriegerische Tätigkeit gegen den Staat. Dem Missionar drohte sogar die Todesstrafe, Anfang dieses Jahres wurde der Tscheche dann zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Illustrationsfoto: theglobalpanorama,  CC BY-SA 2.0
Schon bei der Verhaftung waren die offiziellen Stellen in seiner Heimat alarmiert. Die tschechische Botschafterin in Kairo kümmerte sich um den Fall, aber auch der Schweizer Botschafter in Khartum. Doch der Inhaftierte wurde in immer schlimmere Gefängnisse verlegt, vier Monate lang verbrachte er in einer völlig überfüllten Zelle auf einer Polizeistation.

„In dem Raum von viereinhalb auf fünf Metern waren wir manchmal 40 Gefangene am Tag. In der Nacht waren es einmal 33 Leute. Man konnte sich nicht richtig bewegen, ein Platz zum Sitzen oder Stehen war nicht zu finden. Man konnte dort gerade mal so kauern“, so Jašek.

Dazu kam eine einzige Toilette ohne Spülung für etwa einhundert Menschen. Ständig drohte die Gefahr, schwer zu erkranken. In den Gefängnissen des Sudan grassieren Cholera und Lepra.

Wegen der Verhaftung von Petr Jašek fror Prag die politischen und wirtschaftlichen Kontakte zu dem afrikanischen Staat ein. 14 Monate dauerte es aber, bis Lubomír Zaorálek in den Sudan fliegen konnte. Mit seinem dortigen Amtskollegen und dem Vizepräsidenten führte er die wohl entscheidenden Verhandlungen:

Lubomír Zaorálek  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Glauben Sie mir, es war nicht leicht. Auch im Laufe des Sonntags wussten wir noch nicht, wie alles ausgehen wird und ob wir Herrn Jašek zurückbringen.“

Am Sonntagnachmittag dann begnadigte der sudanesische Präsident Umar al-Baschir den inhaftierten Tschechen. Zaorálek wiederum sagte zu, dass Tschechien nun die Kontakte erneuern wird.

„Wir werden zu unseren Vorhaben wirtschaftlicher Kooperation zurückkehren. Und wir werden in der Frage der Migration zusammenarbeiten, denn der Sudan ist ein wichtiges Transitland für Flüchtlinge.“

Und Petr Jašek? Er will in Zukunft seine Arbeit in Afrika fortsetzen. Doch fürs Erste hat er um Ruhe gebeten.