Eröffnung der "Samizdat"-Ausstellung im Prager Nationalmuseum

Wolfgang Eichwede mit Johannes Rau und Vaclav Havel, Foto:CTK

Zum Abschluss seines Prag-Besuches eröffnete der deutsche Bundespräsident gemeinsam mit seinem Gastgeber, Präsident Vaclav Havel, eine Ausstellung über verbotene Dissidentenkunst aus dem ehemaligen Ostblock. Samizdat - Selbstverlag - so der Titel der Schau, die sich auf das umfangreiche Archiv der Bremer Forschungsstelle Osteuropas stützt und im Herbst 2000 bereits in Berlin zu besichtigen war. Silja Schultheis war bei der Prager Eröffnung dabei.

Wolfgang Eichwede mit Johannes Rau und Vaclav Havel,  Foto:CTK
Mit einer Hymne an den menschlichen Glauben, das wahrhaftige Wort und die Freiheit leitete der Liedermacher Jaroslav Hutka, ehemaliger Dissident, die Eröffnung der Samizdat-Ausstellung im Prager Nationalmuseum ein. Und stellte damit die Werte in den Vordergrund, die gleichermaßen allen ausgestellten Künstlern immer wieder als Motivation dienten. Dadurch, so hob Bundespräsident Johannes Rau in seiner Ansprache hervor, hätten die Dissidenten entscheidend den europäischen Vereinigungsprozess nach 1989 beeinflusst:

"Ohne das Bewusstsein eines gemeinsamen kulturellen Erbes wäre die Annäherung viel schwieriger und würde viel länger dauern."

Und Professor Wolfgang Eichwede, Leiter der Bremer Forschungsstelle Osteuropas, fügte hinzu:

"Wenn in anderem politischen Kontext gegenwärtig die Europafähigkeit von Ländern angezweifelt wird, die eine solche Kultur hervorgebracht haben, scheint mir dies ein blanker Hohn zu sein."

Der tschechische Präsident Vaclav Havel brachte - mit einem Blick auf die zahlreichen ehemaligen Dissidenten im Publikum - auf den Punkt, worin für ihn der Appell der Ausstellung besteht:

"Man sollte sie als Aufruf zur Nonkonformität auffassen, als Aufruf dazu, keine Kompromisse zu machen, sondern seine Sache zu verfolgen und der Wahrheit zu dienen - ohne Rücksicht darauf, ob das in diesem Moment eher Anerkennung oder Gelächter hervorruft. Mir scheint, dieser Aufruf ist auch in den heutigen freien demokratischen Verhältnissen noch aktuell."

Zu einem kommentierten Gang durch die Ausstellung, gemeinsam mit deren Veranstaltern von der Forschungsstelle Osteuropas, laden wir Sie am kommenden Sonntag im Kultursalon ein.