Erster Schritt in die weite Welt: Tschechische Baguettes bald auch in Deutschland
Weißbrot mit gegrilltem Putenfleisch und Chorizo, ein Vollkornbaguette mit Lachs, Frischkäse und Rucola oder doch lieber nur eine Semmel mit Wienern? Die Bageterie Boulevard bietet dies und noch viel mehr in ihrem Sortiment an. Das Schnellrestaurant gehört mittlerweile zu den beliebtesten in Tschechien und ist vor allem in den urbanen Zentren des Landes allgegenwärtig. Jetzt möchte die Baguetterie auch den Schritt nach Deutschland wagen. Markéta Krejčíková ist Leiterin der Abteilung Expansion und Franchise bei Bageterie Boulevard. Ein Gespräch mit ihr über die Anfänge und die Zukunft des Unternehmens gesprochen.
„Die Geschichte der Bageterie Boulevard hat vor 13 Jahren angefangen. Damals war es noch eine Verkaufsstelle des Unternehmens Crocodile. Ihr Inhaber Petr Cihoň wollte aber beweisen, dass er seinen Kunden nicht nur abgepackte Fertigbaguettes, sondern auch qualitativ hochwertige und frische Mahlzeiten anbieten kann. So hat er im Prager Stadtteil Dejvice die erste Filiale der Bageterie Boulevard eröffnet.“
Wie wurde aus der ersten Filiale dann ein großes Netz von Restaurants?„Das war dann ganz einfach, da das erste Restaurant ein voller Erfolg war. Deswegen hat sich Petr Cihoň dazu entschlossen, mehr aus der Baguetterie zu machen. Der Name des Restaurants hat sich dann auch von Bageterie Crocodile in Bageterie Boulevard geändert, und es kamen immer mehr Filialen hinzu. Das Franchise-System kam aber viel später, genauer genommen vor fünf Jahren. Zurzeit haben wir zehn Franchise-Partner und mit unseren selbst betriebenen Restaurants um die 30 Verkaufsstellen.“
Wie man hier sieht, haben Sie ein festes Angebot an Baguettes, aber auch immer wieder Aktionen. Was zeichnet denn das Konzept der Bageterie Boulevard aus?
„Den Geschmack demokratisieren“
„Bei Bageterie Boulevard haben wir natürlich ein Grundangebot von zehn belegten Baguettes. Davon sind fünf frische Sorten und fünf warme. Jeder Kunde kann im Prinzip seinen eigenen Belag und die Brotsorte auswählen. Wir wollen unseren Gästen aber noch mehr anbieten und den Geschmack etwas ‚demokratisieren‘. Das heißt, dass wir mehr aus gewöhnlichen Zutaten machen. Dazu haben wir das sogenannte Chef-Menu entworfen, das sich alle drei Monate ändert. Dieses stellen wir immer mit einem welt- oder tschechienweit bekannten Chefkoch (zusammen) oder einer besonderen Person, die sich irgendwie in der Gastro-Szene bewegt. Des Weiteren haben wir natürlich eine Auswahl an weiteren hausgemachten Produkten.“
Wir befinden uns gerade in einer Filiale im Prager Stadtzentrum, und auch sonst sieht man die Bageterie Boulevard hier an jeder Ecke. Lehren Sie die amerikanische Konkurrenz schon das Fürchten?„Es ist schön zu hören, dass wir wirklich so sichtbar sind – auch wenn wir natürlich nicht überall sein können. Was die Konkurrenz angeht, denke ich, dass diese sehr gesund ist. Manche Konzepte, die auch mit uns verglichen werden, würde ich eigentlich gar nicht so einordnen. Wir bemühen uns natürlich, unser eigenes Konzept umzusetzen und fürchten uns nicht vor unseren Mitstreitern in der Branche. Ich bin davon überzeugt, dass das Konzept der Bageterie Boulevard an sich gut und hochwertig ist. Solange wir also nichts falsch machen, dürfte es noch lange so funktionieren.“
Wie steht denn das Unternehmen zurzeit da, wie viele Filialen haben Sie insgesamt?„Zurzeit sind es insgesamt 29 Zweigstellen, und im November kommt eine Dreißigste dazu. Im kommenden Jahr sollen dann eigenständige Drive-Ins eröffnet werden. Unsere Restaurants gibt es hauptsächlich in Tschechien, aber auch in der Slowakei und eine kleine Filiale in Dubai.“
Sie haben Filialen bereits in der Slowakei, aber sogar in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Erst jetzt möchten Sie nach Deutschland expandieren. Warum gehen Sie erst so spät in das größte Nachbarland?
„Die Deutschen sind sehr offen für neue Konzepte, und ihnen wird es bei uns sicher schmecken.“
„Eine Expansion nach Deutschland erschien uns ein vollkommen logischer Schritt. Das hängt auch mit unserem Mutterunternehmen Crocodile zusammen, das es bereits viel länger gibt als die Bageterie Boulevard. Bereits 26 Jahre, um genau zu sein. Crocodile selbst hat neben seinem Firmensitz in Tschechien noch kleinere Zentralen in Ungarn, Österreich und eben auch ein Lager und eine Zentrale in Berlin. Unweit der deutschen Hauptstadt betreibt Crocodile zudem eine Produktionsstätte. Da Deutschland ein großer Markt ist, haben wir uns entschieden, dort auch das Konzept der Bageterie Boulevard zu etablieren. Ich glaube, die Deutschen sind sehr offen für neue Konzepte, und ihnen wird es bei uns sicher schmecken.“
Warum denken Sie, könnte die Bageterie Boulevard bei den Deutschen gut ankommen?„Natürlich haben wir im Vorfeld Studien durchgeführt und den Markt analysiert. Aber eine große Motivation waren auch unsere deutschen Kollegen. Vor allem sie haben sich immer gefragt, warum es die Bageterie Boulevard eigentlich nicht schon längst in Deutschland gibt. Auch das hat uns schließlich überzeugt.“
Die erste deutsche Filiale soll ja in Dresden entstehen. Gibt es bereits Pläne, das Netzt dort noch weiter zu spannen oder vielleicht auch nach Österreich zu gehen?
„Jetzt wollen wir uns voll und ganz auf das Gelingen unseres Betriebs in Dresden konzentrieren.“
„Natürlich würden wir gerne viel mehr in Deutschland machen. Jetzt ist erst einmal das Restaurant in Dresden in der Endphase. Aber wir haben schon Standorte in Berlin in Planung und schauen uns in Leipzig nach geeigneten Räumlichkeiten um. Ein weiterer Schritt wären dann München und Umgebung. Jetzt wollen wir uns aber zunächst voll und ganz auf das Gelingen unseres Betriebs in Dresden konzentrieren.“
Ein Großteil der Filialen der Bageterie Boulevard sind Franchise-Unternehmen. Wird das auch bei den Restaurants in Deutschland so sein, und warum verlassen Sie sich generell auf dieses System?
„Zurzeit haben wir insgesamt zehn Franchise-Partner, was ungefähr 70 Prozent des Restaurantbetriebs ausmacht. Einen Teil der Filialen betreiben wir jedoch zentral. Auf lange Sicht sollte das auch in Deutschland so sein, wobei die Betriebe in Dresden und Berlin zunächst unsere eigenen Restaurants werden sollen. Danach wollen wir aber ebenso in Deutschland geeignete Franchise-Partner finden. Und das nicht nur in den jeweiligen Städten, sondern auch in den unterschiedlichsten Geschäftssegmenten, wie zum Beispiel an Bahnhöfen und ähnlichem. Allgemein denke ich, dass das Franchise-System eine sehr gute Form der Unternehmensführung ist – dass vor allem für Menschen, die nicht über genug Elan, Erfahrungen und insbesondere die finanziellen Mittel für ein eigenes Geschäft verfügen. Für diese Menschen kann die Bageterie Boulevard der ideale Partner sein.“Wo sehen Sie denn die Zukunft von Bageterie Boulevard?„In dem Punkt bin ich nicht gerade ein bescheidener Mensch. Ich würde mir für das Unternehmen wünschen, weltweit auf Augenhöhe zu sein. Und dass wir in einem Zeitraum von rund zehn Jahren auch auf die ganz großen Märkte vordringen, wie es die USA und auch China sind. In ungefähr fünf Jahren sollten wir auf dem deutschen Markt fest etabliert sein und in Russland schon einen Namen haben. Dorthin führt uns nämlich unser nächster Schritt, wir bereiten dort bereits Franchise-Projekte vor.“