Erstes Finale von "Jugend debattiert international" in Prag

Jakub Stefela

Seit einigen Jahren gibt es das ursprünglich deutsche Projekt Jugend debattiert auch als internationale Ausgabe. In der letzten Woche trafen sich nun sechzehn Schüler aus insgesamt sieben europäischen Ländern in Prag um erstmals ein gesamteuropäisches Finale von Jugend debattiert international auszutragen. Katharina Borberg sprach mit Teilnehmern und Organisatoren des Wettbewerbs. Und sie weiß natürlich auch, wer gewonnen hat.

Jakub Stefela aus Tschechien und Peer Klüßendorf aus Deutschland - dies waren am Ende der Finaldebatte am vergangen Freitag die glücklichen Gewinner des Finales von Jugend debattiert international. Sie hatten sich in den verschiedenen, über die Woche verteilten Vorrunden bis ins Finale durchsetzen können. Hier bewiesen sie zur Frage "Soll in der Europäischen Union die Leugnung von Völkermord unter Strafe gestellt werden?" ihr Argumentationstalent. Und zwar auf Deutsch, was natürlich gerade für Nicht-Muttersprachler eine große Herausforderung ist. Aber auch für die deutschen Teilnehmer war es eine besondere Situation, wie Peer Klüßendorf erzählt:

"Es ist auf jeden Fall noch mal etwas ganz Anderes, als in Deutschland zu debattieren. Weil man mehr darauf achtet, wie man formuliert und auch etwas anders spricht. Aber es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, weil auch viel mehr Gesichtspunkte betrachtet werden können. Denn in Deutschland bezieht man sich dann eben nur auf Deutschland und deutsches Recht und jetzt muss man auch einmal auf ganz Europa schauen und überlegen, wie sieht das in der ganzen EU aus. Außerdem haben wir sogar aus der Ukraine Mitdebattanten, also sogar aus einem Land außerhalb der EU. Und das macht die ganze Debatte dann natürlich noch vielfältiger."

Jugend debattiert international gibt es seit 2005. Dieses Jahr nahmen insgesamt schon 1390 Schüler aus 74 Schulen an dem Wettbewerb teil. Das Projekt ist eine Initiative der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" und wird vom Goethe-Institut europaweit organisiert, wie Thomas Freundorfer, der Projektleiter des Wettbewerbs erklärt:

"Das Goethe-Institut Prag koordiniert den Wettbewerb in insgesamt sechs Ländern. Das sind Tschechien, Polen, die Ukraine, Estland, Lettland und Litauen. Und in all diesen Ländern wird im Verlauf des Schuljahres, nach einer Unterrichtsphase, in einem Wettbewerb jeweils ein Landessieger ermittelt. Diese sechs Landessieger und die Zweitplatzierten sind jetzt hier in Prag."

Zu der Idee hinter dem Projekt und dem was damit erreicht werden soll erläutert Freundorfer:

"Allen voran steht natürlich der Gedanke der Erziehung zur Demokratie, das Auseinandersetzen mit sich selbst, mit der eigenen Meinung, mit der Meinung von anderen. Historische Zusammenhänge zu begreifen und die Erkenntnisse dann umzusetzen in Sprache. Und hier in diesem Fall natürlich auch ein Zugewinn an Fremdsprachenkenntnissen."

Dieser Aspekt steht allerdings nicht an erster Stelle, was auch Dr. Wolfgang Thierse hervorhebt. Der Vizepräsident des Deutschen Bundestages war als Ehrengast zum Finale angereist und von dem Wettbewerb besonders aus einem Grund sehr angetan.

"Unsere Demokratien brauchen Nachwuchs, sonst gehen sie zu Grunde. Zur Parlamentarischen Demokratie gehört, dass man debattiert, dass man überzeugen kann. Und da wir in einem gemeinsamen Europa leben ist es wichtig, dass man nicht nur in der eigenen Sprache sondern vielleicht auch in einer anderen Sprache lernt zu debattieren. Aber es geht vor allem um den Nachwuchs für die Demokratie."