Erstmals frei in den Westen: Vor 35 Jahren hob Österreich Visumpflicht für Tschechen auf

Am Grenzübergang in Dolní Dvořiště in Richtung Österreich (7. Dezember 1989)

Im Dezember 1989 wurde für Tausende von Tschechen ein Traum wahr. Sie durften über die Grenze zu Österreich in den Westen reisen. Für die Mehrheit der tschechoslowakischen Bevölkerung waren es die ersten Schritte in ein Land hinter dem Eisernen Vorhang.

Reisen in ein kapitalistisches Land waren vorher mehr oder weniger nur für einige wenige möglich. Man benötigte ein Visum sowie eine Ermächtigung zum Bezug von Devisen. Diese Dokumente konnten aber die meisten Bürger kaum erhalten. Die Kommunisten kontrollierten streng, wer die Grenze überschreiten durfte und wer nicht. Zudem brauchte man eine polizeiliche Ausreisegenehmigung, wenn man in den Westen oder in das damals populäre Jugoslawien fahren wollte. Ohne diese Genehmigung durfte man vor Ende 1989 nur in ein einige Länder des ehemaligen Ostblocks reisen, nämlich in die DDR, nach Ungarn, Polen, Bulgarien, Rumänien und in die Sowjetunion. Dies änderte sich bald nach dem der Wende vom November 1989.

Autokolonne vor Dolní Dvořiště  (7. Dezember 1989) | Foto: Jaroslav Sýbek,  ČTK

Staus an der Grenze zu Österreich

Am 4. Dezember 1989 trat die offizielle Öffnung der tschechoslowakischen Grenzen in Kraft. Die Tschechen und Slowaken benötigten zur Ausreise aus ihrer Heimat nur noch einen Reisepass, bei der Einreise nach Österreich wurde kein Visum verlangt. Tausende von Bürgern nutzten die Gelegenheit. Vor den Grenzübergängen bildeten sich kilometerlange Schlangen. Und Warteschlangen gab es auch an den Bankschaltern. Mit einem Reisepass erhielt man für zunächst 530 und später für 647 Kronen 300 Schilling. Die Reisebüros reagierten sofort auf die neuen Möglichkeiten und begannen, Tagesausflüge nach Wien, Salzburg oder Linz zu organisieren. Noch heute erinnern sich viele daran, dass ihre erste Reise in die freie Welt nach Österreich ging.

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