Es reicht nicht! Lehrergewerkschaften kündigen Protest an

Photo: Jana Šustová

Lehrer sollen ab dem kommenden Schuljahr mehr Geld bekommen. Zu wenig, finden jedoch die Gewerkschaften im Bildungswesen und rufen zu Protesten auf. Die Demonstrationen sollen am ersten Schultag stattfinden und somit noch mitten in den laufenden Verhandlungen zum Staatshaushalt für kommendes Jahr.

František Dobšík  (Foto: Jan Bartoněk,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Wenn in den ersten Septembertagen in Tschechien die Schulglocken wieder läuten, könnten sie in diesem Jahr von Trillerpfeifen und Parolen übertönt werden. Die Lehrergewerkschaften haben nämlich für die ersten Schultage zu Protesten aufgerufen. Sie wollen im Zuge der laufenden Haushaltsverhandlungen mehr Geld für Lehrer, Erzieher und andere pädagogische Angestellte herausschlagen. Zentraler Programmpunkt bei den Protesten soll eine große Diskussion in der Prager Bethlehemskapelle sein. František Dobšík ist Chef des Verbandes der Lehrergewerkschaften:

„Wir wollen uns in der Bethlehemskapelle treffen und dort unsere Forderungen sowie die Forderungen der Hochschulen präsentieren. Wir, die Lehrerverbände sowie die Vertreter von Hochschulgewerkschaften und Hochschulen, haben große Angst um die Bildung als solche. Wir wollen darauf hinweisen, dass der derzeitige Haushalt nicht im Interesse der Bildung in diesem Land ist.“

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10 bis 15 Prozent mehr Geld für Lehrer, Professoren und weitere Angestellte an den tschechischen Bildungseinrichtungen fordern die Arbeitnehmervertreter. Zwar hat die Regierung den Pädagogen ab dem kommenden Schuljahr höhere Löhne zugesichert, laut Gewerkschaften reicht das aber bei Weitem nicht. Zu hoch sind die Kosten und Anstrengungen, die beispielsweise durch die Inklusion auf die Lehrtätigen zukommen. Zudem haben die Hochschulen und Universitäten schon lange nichts mehr vom Kuchen des tschechischen Konjunkturaufschwungs abbekommen. Dies bestätigt unter anderem der stellvertretende Vorsitzende der tschechischen Rektorenkonferenz, Jan Hančil:

„So langsam sind wir mit unserer Geduld am Ende. Diese Regierung hat für die Hochschulen nichts getan. Unser Budget ist immer noch auf dem Stand von 2015. In diesem Jahr ist es zu überhaupt keinem Plus bei unseren Mitteln gekommen, trotz der vielen Versprechen von Regierungsvertretern einschließlich des Premiers.“

Stanislav Štech  (Foto: Jan Bartoněk,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Rückendeckung bekommen die Pädagogen aus dem Bildungsministerium. Schon unter der ehemaligen Ressortchefin Kateřina Valachová (Sozialdemokraten) hat sich das Ministerium für ein dickes Lohnplus in der Bildung ausgesprochen. Am Ende reichte es nur für einen Kompromiss. Zudem ist ein weiteres Kernanliegen, die neue Karriereordnung für Lehrkräfte, im Parlament schließlich ganz durchgefallen. Jarmila Balážová ist Sprecherin des Ministeriums:

„Der jetzige Bildungsminister Stanislav Štech wird sich beim Finanzressort auch weiterhin dafür einsetzen, dass diejenigen, die sich für die Bildung unserer Kinder und kommender Generationen einsetzen, nicht mehr für einen so miserablen Lohn arbeiten müssen.“

Der Finanzminister Ivan Pilný, von der Partei Ano, zeigt sich ebenfalls verhandlungsbereit. Ihm zufolge sind die Gespräche über den Haushalt 2018 noch lange nicht abgeschlossen. Außerdem hätte das Scheitern der Karriereordnung einen ordentlichen Puffer geschaffen:

Foto: Jana Šustová,  Tschechischer Rundfunk
„Die Gewerkschaftsvertreter sollten lieber den Bildungsminister fragen, was er mit den nun verfügbaren 1,7 Milliarden Kronen (65 Millionen Euro Anm d. Red.) plant. Lohnerhöhungen sind wieder ein ganz anderes Kapitel. Derzeit sind flächendeckende Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst geplant, die den Staat rund 12,5 Milliarden Kronen (478 Millionen Euro Anm. d. Red.) kosten werden. Wer davon wie viel erhält, also auch wie stark die Löhne der Lehrer dadurch steigen werden, ist noch nicht geklärt. Der Premier hat diese Debatte auf den 21. August verlegt.“

Die Lehrergewerkschaften sind bereit, im Falle einer Einigung zwischen den Ministerien von ihren geplanten Maßnahmen abzusehen. Die geplanten Proteste würden sowieso relativ gemäßigt werden und man wolle auch niemandem drohen, so der Gewerkschafter Dobšík. Man halte sich aber auch die Option offen, in Zukunft noch viel radikaler zu werden.