Kinder und Lehrer in Tschechien starten ins neue Schuljahr

In Tschechien hat am Montag das neue Schuljahr begonnen. Über 1,5 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene kehren in die Bankreihen zurück. Das neue Schuljahr bringt dabei auch einige Änderungen mit sich. Was wohl vorerst aber gleich bleibt: das niedrige Gehalt der Lehrer hierzulande.

Das neue Schuljahr bringt in Tschechien einige Änderungen mit sich. So sieht das Bildungsministerium vor, dass sich Grundschüler nach der neunten Klasse schon bald nicht nur an zwei Mittelschulen bewerben können, sondern an dreien. Zudem soll die Anmeldung an den weiterführenden Schulen nun auch digital möglich sein. Das soll den Prozess beschleunigen. Außerdem sollen die bisher erbrachten Noten künftig kein zwingendes Auswahlkriterium an den Gymnasien und weiteren Schulen mehr sein. Bildungsminister Mikuláš Bek (Stan) sagte dazu:

Mikuláš Bek | Foto: René Volfík,  Tschechischer Rundfunk

„Die Schulen können diesen Aspekt mit einbeziehen, sie müssen dies aber nicht. Ich denke, dass diese Entscheidung wirklich bei den einzelnen Einrichtungen liegen muss. Sie brauchen diesen Handlungsspielraum, denn sie haben unterschiedliche Bewerbertypen mit individuellen Hintergründen. Dies nicht strikt vom Staat vorzugeben und den Schulen mehr Verantwortung zu übertragen, halte ich für den richtigen Schritt.“

Die geplanten Änderungen sollen ab Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten. Zwar muss dies noch im Abgeordnetenhaus abgesegnet werden, laut Bek geht es dabei aber um eine Formalität. Denn alle Parteien seien sich einig, dass das bisherige System geändert werden müsse, so der Minister.

Änderungen wären auch wünschenswert in Sachen Lehrergehälter. Die Pädagogen haben im vergangenen Jahr im Schnitt 48.000 Kronen (1990 Euro) brutto verdient – deutlich weniger als anderswo in Europa. Doch einer Studie des Think-tanks Idea zufolge wird es wohl eher nicht zu umfassenden Neuerungen kommen. Es drohe hingegen sogar, dass die Realgehälter weiter sinken und Tschechien sich erneut bei jenen Ländern der OECD einreiht, in denen im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt am wenigsten Ausgaben in den Bildungssektor gehen. Der Wirtschaftswissenschaftler Daniel Münich, der die Idea-Studie mit ausgearbeitet hat, warnt vor einem strukturellen Problem für Tschechien:

„Der Reallohn der Lehrer beeinflusst langfristig das Interesse an diesem Beruf. Wenn das Gehalt niedrig ist, kann man nicht davon ausgehen, dass die besten und talentiertesten Absolventen gerade diesen Job ausüben wollen.“

Foto: Luděk Peřina,  ČTK

Und so könne man dem Lehrermangel in Tschechien wohl kaum Einhalt gebieten. Denn die Einkünfte der Pädagogen liegen laut Idea nur bei 72 Prozent dessen, was andere Hochschulabgänger hierzulande verdienen. Bildungsminister Bek sicherte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks aber zu, dies zu ändern:

„Es wird auf jeden Fall zu einer Anhebung der Lehrergehälter kommen – die Frage ist nur noch, um wie viel. Die Pädagogen sind damit die einzigen Staatsbediensteten, die demnächst mit einer Gehaltsanhebung rechnen können. Alle anderen staatlichen Angestellten erhalten den gleichen Lohn oder leicht weniger.“

Im Schnitt 3000 Kronen (125 Euro) sollen die Lehrer in diesem Schuljahr monatlich mehr erhalten, so Bek. Das Finanzministerium sieht in seinem Haushaltsentwurf für 2024 hingegen vor, dem Bildungssektor weniger Geld als in diesem Jahr zur Verfügung zu stellen. Konkret soll das Ressort 12 Milliarden Kronen (500 Millionen Euro) einsparen. Um dennoch steigende Gehälter zu ermöglichen, will man 20.000 Stellen streichen – und somit sieben Prozent aller Schulangestellten entlassen. Bei den Gewerkschaften hat dieses Vorhaben zu Kritik geführt.

Autoren: Ferdinand Hauser , Iva Vokurková
abspielen