"Fall Rutkowski" sorgt für Ärger in tschechisch-polnischen Beziehungen

Krzysztof Rutkowski, Foto: CTK

Großes Aufsehen hat in Tschechien dieser Tage der "Fall" des polnischen Abgeordneten und Privatdetektivs Krzysztof Rutkowski ausgelöst. Rutkowski, der ebenso als Privatdetektiv tätig ist, hatte am Sonntag vergangener Woche im nordmährischen Ceský Tesín den mutmaßlichen polnischen Verbrecher Dawid S. im dortigen Hotel Piast überwältigt und ihn mit Hilfe seines Diplomatenpasses unbehelligt über die Grenze nach Polen überführt. Die vom polnischen Politiker bei den Ermittlungen angewandten Methoden stießen in Tschechien auf zum Teil harsche Kritik, weshalb Rutkowski am letzten Sonntag in Prag weilte, um seine Vorgehensweise zu erklären. Näheres dazu von Lothar Martin.

Krzysztof Rutkowski,  Foto: CTK
"Wilder Westen im beschaulichen Ceský Tesín". So in etwa lautete der Tenor in der tschechischen Politszene und in den hiesigen Medien, als bekannt wurde, auf welche Art und Weise der Warschauer Abgeordnete Krzysztof Rutkowski den polnischen Straftatverdächtigten Dawid Soltysik aus besagtem Hotel durch Angehörige seines Privatdetektivbüros verhaften und nach Polen zurückholen ließ. Der 23-jährige Soltysik wurde in Polen landesweit als einer von drei Verbrechern gesucht, die den brutalen Mord an einer Rechtsanwältin aus Osvetim verübt haben sollen. Laut Auskunft der polnischen Polizei bestehe keinerlei Zweifel darüber, dass Soltysik von Anfang den Mord an der Rechtsanwältin geplant habe. Dementsprechend wurde Rutkowski in den Medien seines Landes nur so mit Lob überschüttet.

Vollkommen anders sieht jedoch die tschechische Seite den "Fall", da sich dieser ganz offensichtlich auf dem ihrigen Territorium abgespielt habe. Die Polizeiverwaltung von Nordmähren legt Rutkowski daher auch zwei begangene Straftaten zur Last: Hausfriedensbruch und die Verschleppung einer Person ins Ausland. Rutkowski hatte in einer ersten Reaktion auf diese Anschuldigung in ironischem Unterton geantwortet, dass man bei der Polizei in Nordmähren nur vergrämt darüber sei, nicht selbst den Verbrecher gefasst zu haben. Anderen Presseberichten zufolge sei Rutkowski vor allem darauf aus gewesen, unbedingt die mit der landesweiten Fahndung verbundene Prämie kassieren zu können.

Mittlerweile hat Rutkowski jedoch eingesehen, mit seinem Verhalten für den größten diplomatischen Skandal in den tschechisch-polnischen Beziehungen nach der Wende 1989 gesorgt zu haben. Deshalb war er letzten Sonntag nach Prag gekommen, um sowohl sein Vorgehen zu erklären als auch der tschechischen Polizei bei der Aufklärung "des Falles" behilflich zu sein. Rutkowski gab zu, auf eigene Faust gehandelt zu haben, betonte aber immer wieder, dass die Polizei in Nordmähren von seinen Absichten gewusst hätte. Er habe schnell handeln müssen, um den Erfolg seiner Aktion nicht zu gefährden. Nach der Pressekonferenz im Prager Hilton-Hotel hat sich Rutkowski bereitwillig der tschechischen Polizei zum Verhör gestellt. Über die Befragung informierte der Sprecher der Prager Polizeibehörde Jan Holub die Medien wie folgt: "Kaum, dass dieser Mensch in Prag eingetroffen war, meldete er sich sofort bei der zuständigen Polizeiabteilung, der er später seine Erklärung abgegeben hat. Nach Auskunft der Kriminalisten war er sehr mitteilsam und seine Ausführungen war sehr umfangreich. Wie in dieser Angelegenheit nun weiter fortzufahren ist, das wird man sehen."

Für die tschechische Polizei bestand daher kein Anlass, den polnischen Abgeordneten festzunehmen. Von Seiten der polnischen Politik rechnet man in Prag allerdings in den nächsten Tagen mit einer offiziellen Entschuldigung.