Fed-Cup-Finale zwischen Tschechien und Deutschland verspricht Dramatik pur

Foto: Kristýna Maková

Der Fed Cup ist der wichtigste Mannschaftstitel im Damen-Tennis. Wer ihn gewinnt, darf sich getrost als Tennis-Weltmeister fühlen. In Prag greifen nun an diesem Wochenende zwei Nationen nach dem Pott, in denen der weiße Sport sehr populär ist: Tschechien und Deutschland. Die O2-Arena, in der sich beide Teams am Samstag und Sonntag gegenüberstehen, ist folglich mit jeweils 10.850 Zuschauern ausverkauft.

Petr Pála  (Foto: ČTK)
Als Mannschaft sind die tschechischen Tennis-Damen gegenwärtig das Maß aller Dinge. Im Fed Cup haben sie in den vergangenen vier Jahren gleich dreimal das Finale erreicht, wobei sie 2011 und 2012 als Siegerinnen vom Court gingen. Und vor dem möglichen Triple steht ihnen mit Deutschland ein Kontrahent im Weg, gegen den sie in sieben Vergleichen sechsmal die Oberhand behielten. Das bringt die Gastgeberinnen zwangläufig in die Favoritenrolle. Teamchef Petr Pála hat indes großen Respekt vor dem Gegner:

„Natürlich ist es nicht leicht, gegen das deutsche Team einen Vorteil beim Bodenbelag zu erzielen, denn es hat einen breiten Kader mit Spielerinnen, die auf jedem Court zurechtkommen. Man kann sagen: So schwer es ist, gegen uns ein Plus beim Belag zu machen, so schwer ist es auch gegen die Deutschen.“

Petra Kvitová  (Foto: ČTK)
Beide Teams haben am Mittwoch erstmals auf dem schnellen Kunststoff-Belag (Novacrylic-Ultracushion) in der Arena trainiert. Darunter war auch die Top-Spielerin des Finals, die Weltranglisten-Vierte Petra Kvitová. Die 24-jährige Tschechin glaubt, dass ihre vermutliche Auftaktgegnerin Andrea Petkovic ihr alles abverlangen dürfte:

„Ich denke, Andrea spielt sehr solide und versucht immer wieder ans Netz zu gehen. Da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als gut zu servieren und aggressiv zu spielen, damit sie keine Zeit hat, ans Netz zu kommen.“

Andrea Petkovic  (Foto: ČTK)
Die in der Weltrangliste nur zehn Plätze hinter Kvitová liegende Petkovic hält indes ebenso große Stücke auf ihre Rivalin:

„Wir wussten immer, wenn Petra gut spielt, kann sie jeden schlagen, und an einem guten Tag vielleicht sogar eine Serena Williams. Auch wenn wir jetzt im Finale gegen sie spielen, so kann ich bestätigen: Ich habe mich wirklich sehr für sie gefreut, dass sie diesen zweiten Wimbledon-Titel geholt hat, weil es einfach so verdient war, weil sie ein so lieber Mensch ist und eine tolle Tennisspielerin. Und ich hoffe, dass es für sie auch noch viel weiter aufwärts gehen wird, nur (Petkovic lacht) an diesem Wochenende sollte sie hier etwas langsamer machen…“

Die deutsche Teamchefin ist Barbara Rittner. Vor 22 Jahren hat sie an der Seite von Steffi Graf und Anke Huber den zweiten und bisher letzten deutschen Triumph im Fed Cup miterkämpft. Weil ihre jungen Schützlinge noch kein solches Erfolgserlebnis gemacht haben, wähnt sie die Tschechinnen im Vorteil:

Foto: Tschechisches Fernsehen
„Das ist definitiv eine Erfahrung, die uns die Tschechinnen eben voraushaben. Sie wissen, wie es sich anfühlt, im Finale zu stehen, denn sie haben es 2012 vor ihrem Heimpublikum in dieser Arena gewonnen. Das heißt, sie haben diese Situation schon gemeistert, und das ist auch der Vorteil, den ich auf Seiten der Tschechinnen sehe.“

Diesen Nachteil wollen die Gästespielerinnen durch Eigenschaften wettmachen, die deutschen Sportlern generell zugesprochen werden: Willensstärke und Hartnäckigkeit. Daraufhin angesprochen, konterte Tschechiens Teamchef Pála:

„Ich hoffe, dass diese sprichwörtliche Hartnäckigkeit nur für das deutsche Team im Fußball zutrifft. Sollte sie aber auch von den Tennis-Damen gezeigt werden, dann haben wir unsere eigenen Waffen, die wir am Wochenende nutzen wollen.“

Das deutsche Fed-Cup-Team hat sich die Finalteilnahme durch zwei Auswärtssiege in der Slowakei und Australien erkämpft. Darin sieht die deutsche Nummer eins, die Weltranglisten-Zehnte Angelique Kerber, nun auch die große Chance ihrer Mannschaft für das Prager Finalduell:

Angelique Kerber  (Foto: ČTK)
„Ich denke schon, dass es ein gutes Omen ist, dass wir auswärts spielen. Natürlich ist es etwas traurig, dass wir das Finale nicht zu Hause spielen können, aber ich glaube schon, dass uns die guten Erfahrungen der zwei Auswärtssiege weiterhelfen. Zudem kommen viele deutsche Fans nach Prag, so dass auch wir Unterstützung haben werden.“

Die Kampfansagen der beiden Teams versprechen also ein spannendes Fed-Cup-Finale in Prag.

Autor: Lothar Martin
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