Fernsehdirektor muss gehen
Sie heissen Mathe, Puchalsky und Chmelicek, es sind nicht die tschechischen Heiligen drei Könige, sondern die ehemaligen Direktoren des Tschechischen Fernsehens. Ivo Mathe hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen sechs Jahre geleitet, heute ist er Leiter der Präsidentenkanzlei. Sein Nachfolger, der BBC erfahrene Journalist Jakub Puchalsky blieb knapp ein Jahr auf seinem Posten und Dusan Chmelicek, wurde nach nicht mal einjähriger Amtszeit diese Woche gefeuert. Marcela Pozarek fasst die Geschehnisse zusammen.
Sieben von neun Mitgliedern des Fernsehrates des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens befanden dass der junge Anwalt Dusan Chmelicek des Chefpostens nicht würdig sei. Weshalb dem so ist, darüber liess sich ein Redakteur der Tagezeitung Lidove noviny mit ironisch spitzer Feder aus. Der Vorsitzende des Rates, der 26-jährige Politologe, Liebhaber von Militärgeschichte, Miroslav Mares der auf Wunsch der Parteizentrale der ODS, der Bürgerlich-Demokratischen Partei in den Rat delegiert wurde habe Chmeliceks Abberufung damit begründet, dass man irgendwann einmal das Gefühl bekam, Chmelicek sei einfach nicht der richtige Mann auf seinem Posten. Das Gefühl habe also gegen den ehrgeizigen Anwalt Chmelicek gesprochen. Der Kommentator der Lidove Noviny Petr Fischer kreierte in diesem Kontext den Ausdruck Emotionologie um den Beweggründen der zahlreichen Debakel im tschechischen Fernsehen auf die Spur zu kommen, zumal Fischer davon ausgeht, dass nicht inhaltlich-qualitative Parameter bei der Beschlussfindung im Rat ausschlaggebend waren, sondern vielmehr parteipolitische Interessen. Wie lange ein neuer Direktor in seiner Funktion ausharren werde, dass wisse nur Gott allein.
Vorgeworfen wird Chmelicek, dass er ganz einfach dem Rat kein handfestes Programmkonzept vorgelegt habe. Das positive Systemveränderungen in einem Mammutunternehmen wie dem Tschechischen Fernsehen vielleicht längere Zeit und einen langen Atmen brauchen, damit argumentiert ein Ratsmitglied das gegen Chmeliceks Abberufung stimmte, da der Wechsel von Spitzenmanagern alle paar Monate aus Prinzip nicht vernünftig sei.
Mirka Spacilova, die Film- und Fernsehkritikerin nahm in ihrem Kommentar in der meistgelesensten Tageszeitung Chmeliceks eher blasses Profil auf die Schippe. So habe man in der Fernsehanstalt in den ersten paar Monaten seiner Amtszeit gesagt: "Im Unterschied zu Puchalsky versteckt sich Chmelicek wenigstens nicht, er grüsst und lächelt immer freundlich. Als fachliche Qualifikation genügt das zwar nicht, aber es ist eine angenehme Veränderung."
Spacilova kritisiert, dass sich Chmelicek mit einer Herrschaar von Beratern umgeben habe, ohne selber Farbe zu zeigen. Als Musterschüler, der jedem höflich zuhört und alle Entscheide konsultiert sei er zwar einsame Spitze gewesen, aber das Fernsehen brauche endlich jemanden der auch einmal in Anwesenheit des Premiers, des Fernsehrats, aber auch einer Putzfrau mit der Faust auf den Tisch hauen könne, ohne gleich eine Sitzung einzuberufen. So ein Chef würde dann irgendwann auch Mal den Fernsehrat überrumpeln.
Was bedeutet es aber für die öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt, dass der Chef gefeuert wurde. Rein formal gesehen bis Ende Januar gar nichts - dann soll ein neuer Direktor gewählt werden.