Filmfest Karlsbad: Holzfäller-Drama gewinnt, drei Preise für Tschechen
Der Jubiläumsjahrgang ist zu Ende: Am Samstag wurden die Preise beim 50. Filmfestival im westböhmischen Karlovy Vary / Karlsbad vergeben. Fünf der sieben ausgezeichneten Streifen waren dabei Debütfilme.
„Ich habe Bob vor acht Jahren kennengelernt. Bevor er Schauspieler in meinem Film wurde, waren wir bereits Freunde, denn ich lebe in derselben Stadt wie er. Seine Persönlichkeit, sein Charakter, sein Charisma haben mich sehr beeindruckt. Ich wusste, dass ich einen Film mit ihm drehen wollte, und dass es um das Holzfällen gehen würde, denn er ist Holzfäller und Förster. So kam alles in Bewegung, und wir haben uns eine Geschichte rund um seine Person ausgedacht.“
Für Bob Tarasuk brachte die Rolle im Film eine weitere Herausforderung: Um den Film zu bewerben, musste er erstmals seine Heimat verlassen. Die Reise nach Karlsbad war dabei die Rückkehr in das Land seiner Großmutter.Neben „Bob and the Trees“ erhielten vier weitere Erstlingswerke die sogenannten Kristallgloben aus Karlsbad. Darunter auch der Streifen „Babai/Mein Vater“ von Regisseur Visar Morina. Der aus dem Kosovo stammende und in Deutschland aufgewachsene Filmemacher erhielt den Preis für die beste Regie. Schon beim Filmfest in München kurz zuvor hatte Morina seinen Streifen vorgestellt:
„Der Film erzählt eine klassische Vater-Sohn-Geschichte. Ein zehnjähriger Junge und sein Vater verkaufen Zigaretten im Kosovo der 1990er Jahre.“Die Kristallgloben für die besten Schauspieler wanderten ausschließlich in tschechische Hände. Alena Mihulová wurde für die Rolle einer aufopferungsvollen Krankenschwester ausgezeichnet, die letztlich selbst schwer erkrankt. Sie spielt die Hauptrolle im Film „Domácí péče“ (Hauspflege), ebenfalls einem Spielfilmdebüt, und zwar von Slávek Horák.
Und von der Jury zum besten Schauspieler gewählt wurde Kryštof Hádek. Er erhielt den Preis für seine Rolle im Sozialdrama „Kobry a užovky“ (Kobras und Ringelnattern). In dem Film spielt er einen Kleinkriminellen und Drogenabhängigen, der seinen älteren Bruder immer wieder hineinzieht in den Dreck. Kryštof Hádek mimt den verantwortungslosen Hasardeur dabei an der Seite seines wirklichen Bruders Matěj. Deswegen gehöre auch diesem der Preis.„Vielleicht ließe sich die Kristallkugel irgendwie schälen, damit jeder seinen Teil mitnehmen kann“, so Kryštof Hádek
Da in der Kategorie der Dokumentarfilme mit „Mallory“ ein Werk von Helena Třeštíková siegte, erhielt das tschechische Kino insgesamt drei Preise – und das ist Rekord beim Festival in Karlsbad.Der 50. Jahrgang schrieb aber auch noch eine weitere Bestmarke. Denn so viele Tickets wie diesmal sind noch nie verkauft worden. Insgesamt waren es 136.000. Den Zuschauern gefiel übrigens am besten der italienische Film „La giovinezza“ (Jugend) mit Hollywood-Star Harvey Keitel in der Hauptrolle.