Flutkatastrophe 2002: Südböhmen zuerst betroffen - Hochwasserschutz noch im Argen
In diesen Tagen jährt sich in Tschechien das Ereignis zum fünften Male, das im August 2002 das ganze Land in Atem gehalten hat: die Jahrhundertflut. Der Großteil der zerstörten Häuser und Einrichtungen ist wieder aufgebaut, doch viele Narben sind noch sichtbar. In mehreren Beiträgen wollen wir an diese Flutkatastrophe erinnern. Heute an die vor fünf Jahren überschwemmte Region Südböhmen.
Geschockt, aber gefasst, oder unter großen Tränen - so haben vor nunmehr fünf Jahren Dutzende Tschechen vor laufender Fernsehkamera den Verlust ihres Hab und Guts beklagt. In wenigen Minuten erfasst und davon gespült von einer der größten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes, der Jahrhundertflut. Im Vergleich zu ähnlichen Katastrophen vergangener Jahrhunderte wurde sogar festgestellt, dass es ein solches Ausmaß an Schäden zuletzt vor rund 500 Jahren gegeben hat. Die traurige Bilanz der Flut in Böhmen und an der Thaya (Dyje) in Südmähren: 17 Tote und Schäden in Höhe von 73 Milliarden Kronen (ca. 2,4 Milliarden Euro).
Ihren Anfang nahm die Flut im Süden und Westen des Landes. Als erste Region erwischte es den Südböhmischen Kreis. Am 7. August 2002 begannen die Wasserwirtschaftler mit dem Ablassen der Talsperren Lipno, Rimov und Husinec. Die bittere Folge: Zahlreiche kleinere Ortschaften wurden vollkommen unter Wasser gesetzt. Einer der davon betroffenen Orte war das Sägewerk in Hamr bei Rimov. Heute steht das Werk wieder, doch einen Versicherungsschutz gegen Hochwasser- oder Sturmschäden hat es nicht. Der Chef der Einrichtung, Jaromir Mertlik, erklärt warum:"Eine Versicherung können wir uns nicht leisten. So ein Areal wie unseres versichert niemand zu erschwinglichen Beiträgen. Unser kleiner Betrieb würde beim Abschluss einer Elementarschadenversicherung also nur draufzahlen."
In Südböhmen wurden sieben Hochwasseropfer beklagt. Die Schäden erreichten eine Gesamthöhe von 15 Milliarden Kronen (ca. 535 Millionen Euro). Als traurige Symbole der Region gingen die nach einem Dammbruch völlig zerstörte Gemeinde Metly bei Strakonice und die vom Wasser überspülte Stadt Veseli nad Luznici in die Annalen ein. Aber auch in der als architektonische Perle bezeichneten Kleinstadt Cesky Krumlov / Krumau und in der Kreisstadt Ceske Budejovice / Budweis dominierten vor fünf Jahren die motorisierten Schlauchboote, mit denen zahlreiche Evakuierungen vorgenommen wurden.Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man. Doch in Südböhmen gehen die Uhren mithin etwas langsamer. Erst im Herbst dieses Jahres wird man im dortigen Landkreis eine fachliche Konzeption erarbeitet haben, wie man die Region in Zukunft besser vor einer derartigen Naturkatastrophe schützen kann. Bleibt zu hoffen, dass es keine weiteren fünf Jahre dauern wird, um diese Konzeption wirkungsvoll umzusetzen.