Bilanz des Hochwassers in Tschechien: Schäden in Milliardenhöhe

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In Tschechien werden nach dem Hochwasser die Schäden gezählt. Noch gibt es keine abschließende Rechnung, aber eine zweistellige Milliardensumme in Kronen dürfte zusammenkommen.

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Die genauesten Schätzungen kommen bisher von den Landwirten und aus der Wasserwirtschaft. Zusammen sind in beiden Bereichen Schäden in der Höhe von vier Milliarden Kronen (160 Millionen Euro) entstanden. Noch nicht klar ist hingegen der Preis für beschädigte Straßen und Eisenbahnstrecken und vor allem für die zerstörten Wohnräume und Firmensitze. Privatpersonen und Unternehmer hatten bei der Versicherung Česká pojišťovna bis Montag rund 9500 Schäden gemeldet. Firmensprecher Tomáš Zavoral aber sagt:

„Auch die kommende Woche wird noch einmal dramatisch werden bei den Schadensmeldungen. Dann kehren die Menschen nach und nach in ihre Häuser zurück. Insgesamt erwarten wir bis zu 40.000 Schadensmeldungen im Gesamtumfang von mehreren Milliarden Kronen.“

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Eine Gesamtschätzung wagen bisher nur die Finanzanalytiker. Demnach könnten die Überschwemmungen in diesem Jahr über 20 Milliarden Kronen kosten (800 Millionen Euro). Das wäre rund ein Drittel der Jahrhundertflut von 2002.

Vor elf Jahren war auch die tschechische Tourismusbranche stark geschädigt worden. Die Besucherzahlen gingen vor allem in Prag stark zurück. Diesmal blieb die Hauptstadt des Landes von größeren Zerstörungen verschont. Eva Písařová Rafflová ist Projektleiterin bei der Prager Reiseagentur La Boheme, das Unternehmen organisiert sowohl Individualreisen als auch Kongressbesuche und Dienstfahrten:

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„Uns hat die Flut nicht sehr betroffen, wir haben erstaunlicherweise keine Reisestornierungen erhalten, trotz der ganzen Berichterstattung. Wir haben schon von Anfang an alle unsere Kunden eine Nachricht ausgesendet über die Lage mit dem Hinweis, dass man deswegen keine Reisen stornieren müsse. Und tatsächlich sind de facto keine Reservierungen zurückgenommen worden.“

Anders verhält es sich in den Hochwassergebieten in Südböhmen sowie entlang der Elbe in Nordböhmen. Rostislav Vondruška leitet die staatliche Agentur CzechTourism. Er beschreibt die Situation allgemein, Zahlen will er hingegen noch nicht nennen:

Rostislav Vondruška  (Foto: Alžběta Švarcová)
„Falls in den betroffenen Kreisen einige Gegenden für Besucher geschlossen wurden, können die Verluste in der Saison auch bei bis zu 100 Prozent liegen.“

Die Bilanz bei den ausländischen Besuchern werde aber erst im Laufe des Sommers gezogen, sagt Vondruška.

Bekannt ist dagegen die Summe, die von der tschechischen Regierung bisher zugesichert wurde. Am Montag gab Premier Petr Nečas bekannt, dass noch einmal draufgelegt würde, damit sind die Hilfsgelder auf 7,3 Milliarden Kronen (290 Millionen Euro) angewachsen. Zudem sollen geschädigte Unternehmer steuerliche Erleichterungen erhalten und Kredite zu günstigen Bedingungen aufnehmen können. Das will das Regierungskabinett am Mittwoch beschließen - jedoch ohne Folgen für die Haushaltsziele, wie Nečas betont:

Petr Nečas  (Foto: ČTK)
„Gerade weil die Regierung schon seit langem sehr gut haushaltet, hat sie die Mittel zur Verfügung, die wir den betroffenen Gebieten nun zukommen lassen.“

Das Hochwasser dient also auch als willkommener Anlass für Eigenwerbung und bietet einen ersten Hauch von Wahlkampf vor dem Urnengang im kommenden Jahr.