Folge der Dürre: Zahl der Regenwürmer hierzulande hat sich halbiert

Foto: Natfot, Pixabay / CC0

Die anhaltende Trockenheit ist in Tschechien auch weiterhin ein ernstes Thema. Denn ihre Auswirkungen machen sich in der Fauna und Flora des Landes bereits deutlich bemerkbar. Ein Beleg dafür ist der drastische Rückgang von Regenwürmern im Erdreich.

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Václav Pižl  (Foto: Marek Janáč,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Manche ekelt es vor ihnen, für die Natur sind sie aber ungemein wichtig – die Regenwürmer. In Südböhmen haben Wissenschaftler in diesem Frühjahr eine Bestandsaufnahme gewagt. Das Resultat sei alarmierend, so der Zoologe Václav Pižl unlängst im Tschechischen Rundfunk:

„Hier sehen Sie das Ergebnis unserer Sammlung von Regenwürmern, die wir im April dieses Jahres in südböhmischen Weinbergen gemacht haben. Schon auf den ersten Blick kann man sehen, wie dünn die Tiere sind.“i

Die südböhmischen Exemplare sind schmal wie Fäden, was zweifellos nicht dem normalen Abbild eines mitteleuropäischen Regenwurms entspricht. Doch damit nicht genug. In den zurückliegenden sieben Jahren hat sich ihre Zahl in Tschechien halbiert. Eine der drei heimischen Arten der Wenigborster sei schon vom Aussterben bedroht, warnt der Wissenschaftler:

„In den oberen Erdschichten, sagen wir so bis zu einer Tiefe von 20 Zentimetern, sind die Würmer nahezu völlig verschwunden. Das ist die Folge der anhaltenden Trockenheit, und das nicht nur in diesem Jahr, sondern schon im vergangen Jahr und im Jahr davor.“

Aber auch die Regenwürmer, die sich in den tieferen Schichten der Erde bewegen, haben es schwer, ihre nützliche Arbeit weiter zu verrichten. Welch gute Dienste sie dem Erdreich leisten, erläutert der Mikrobiologe Miroslav Šimek:

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„Die Regenwürmer mischen die Mineralien im Boden gut durch. Sie hinterlassen Exkremente, die wiederum wichtig sind für andere Organismen, und sie graben kleine Gänge in das Erdreich. Zusammen mit anderen Lebewesen helfen sie dabei, dass die Böden eine gute Struktur haben.“

Der Mangel an den glitschigen Zeitgenossen führt zwangsläufig dazu, dass eine solche Struktur beispielsweise bei einer Ackerfurche nicht mehr gegeben ist. Hierzu erklärt Šimek:

„Wie ich bereits erwähnte, graben die Würmer kleine Gänge, durch die das Regenwasser versickert. Der Erdboden wirkt dann wie ein Schwamm: Er saugt das Wasser auf und kann es in den Gängen und den tieferen Schichten auch relativ lange speichern. Dieses Wasser dient schließlich auch zum Anbau von Feldfrüchten.“

Miloslav Šimek  (Foto: Andrea Zahradníková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Das Grundwasser in den Böden isr in den zurückliegenden Jahren tatsächlich schon ziemlich spärlich geworden. Deshalb klagen auch viele Landwirte hierzulande immer öfter über mäßige Ernten oder aber die höheren Kosten, die eine zusätzliche Bewässerung verursacht. Nach Meinung von Miroslav Šimek seien die hiesigen Böden viel zu kostbar, um mit ihnen weiter so zu experimentieren, wie es bisher der Fall ist. Šimek zufolge seien derzeit nur 10 bis 20 Prozent der Ackerflächen in einem guten Zustand. Und dafür macht er nicht die Betreiber verantwortlich:

„Die Lösung des Problems liegt häufig außerhalb der Möglichkeiten der Landwirte. Denn der Staat gibt ihnen die Regeln mittels Steuern und Subventionen vor. Doch die Zuwendungen für die Landwirtschaft sind nicht zielführend, sondern ganz schlecht ausgerichtet. Sie sollten in erster Linie die Qualität und die Bewirtschaftung der Böden unterstützen.“

Autor: Lothar Martin
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