In fotografischen Zügen: "Intercity Berlin - Praha"

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Zwei Metropolen begegnen sich und werden konfrontativ. Junge Fotografen aus Prag und Berlin treffen sich und zeigen, inwieweit ihr Wohnort und ihre Herkunft ihre Arbeit beeinflussen. Der zweite Jahrgang des Kulturprojektes "Intercity: Berlin - Praha" wird in diesen Tagen in der tschechischen Hauptstadt präsentiert. Bara Prochazkova hat die Fotoausstellung in der Prager Galerie Manes gesehen.

Eine Runde von jungen Fotografen, man hätte kaum erkennen können, wer aus Prag und wer aus Berlin kommt. Ihre Bilder aber verraten sie! Die deutschen Künstler reflektieren eher gesellschaftliche Probleme, ihre Kollegen aus Tschechien arbeiten dagegen mit subjektiven Wahrnehmungen und Gefühlen, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Simona Mehnert:

"In Prag, könnte man sagen, wird Fotografie als Kunst gesehen. Fotografie ist dort keine dokumentarische Aufnahme, sondern wird als künstlerische Aussage verstanden. Also da wird die Grenze des Mediums der Fotografie überschritten, und es wird ein Zusammenhang mit anderen künstlerischen Medien, wie zum Beispiel einer Rauminstallation oder ähnlichem gesucht."

Die tschechischen Fotografen arbeiten mit Kreativität und Emotionen, deutsche Fotografien entstehen eher im Kopf, fasst Simona Mehnert aus dem Tschechischen Zentrum in Berlin die Unterschiede zusammen. Der Berliner Fotograf Wolfgang Stahr gehört zu denjenigen, die ihre Bilder im Kopf entstehen lassen. Im Jahr 2000 hat er sich auf den Weg nach Tschechien und in vier andere EU-Beitrittsländer gemacht. Stahr war unzufrieden mit der fotografischen Darstellung dieser Länder, denn die meisten Künstler beschränkten sich auf idyllische schwarz-weiße Eindrücke. Deshalb entschied er sich, anstatt romantischen Altstadtbildern eine zeitgenössische Beschreibung zu bieten:

"Konkret waren es meistens Orte und Architekturen, die für mich auf gewisse Art exemplarisch waren und die den Wechsel des Gesellschaftssystems für mich charakterisieren. Es handelt sich oft um Architektur, die in den 60er und 70er Jahren entstanden und im sozialistischen Stil errichtet worden ist, jetzt aber teilweise anders genutzt wird. Ich habe in der Umnutzung und in der Phase dazwischen Situationen aufgespürt, die für mich interessant genug waren, um letztendlich zu Bildern zu werden."

Das zehnjährige Projekt "Intercity Berlin - Praha" soll die kulturellen Kontakte zwischen den beiden Metropolen vertiefen. Vor allem junge Künstler sollen weiterhin angesprochen werden, sagt der Initiator des Projektes, Josef Vomacka:

"Junge tschechische Künstler haben heute zu Berlin phantastische Beziehungen. Der Kontakt klappt sehr gut. Von der Berliner Seite gibt es jedoch Probleme. Ein Ziel dieses Projekts ist es daher, die Prager Kultur auch dort auf unpolitische Weise vorzustellen."

Fotografie ist im Rahmen des Projekts nach der Malerei das zweite Medium, das den Austausch zwischen Prag und Berlin intensiviert. In den kommenden Jahren werden Künstler aus beiden Städten auch in den Bereichen Design, Architektur oder Videoart zusammenarbeiten.

Die Ausstellung "Intercity Berlin - Praha" ist in der Prager Galerie Manes bis zum 30. Oktober zu sehen. Internetseite: www.galeriemanes.cz