Franzosen haben Musikfestspiele „Prager Frühling“ eröffnet

Peter Oundijan (Foto: ČTK)

Am Sonntagabend wurden zum 68. Mal die internationalen Musikfestspiele „Prager Frühling“ in der tschechischen Hauptstadt eröffnet. Traditionell wurde dabei der Zyklus sinfonischer Dichtungen „Mein Vaterland“ von Bedrich Smetana gespielt - diesmal allerdings nicht von einem tschechischen Orchester, wie es lange Jahr eine Tradition war.

Peter Oundijan  (Foto: ČTK)
Es waren die Philharmoniker von Radio France unter der Leitung von Peter Oundijan, die am Sonntagabend den Prager Frühling eröffneten. Erst seit wenigen Jahren der 68-jährigen Festivalgeschichte wird der Eröffnungsabend einem Auslandsorchester anvertraut. Nach drei britischen Orchestern fiel nun die Wahl auf die Franzosen. Roman Bělor ist der Festivaldirektor:

„Wir streben an, dass die traditionelle Interpretation von Smetanas ‚Mein Vaterland’ mannigfaltig ist. Wir wollen nicht, dass diese schöne Tradition des Eröffnungskonzerts in Klischees erstarrt.“

Frankreich bildet auch allgemein den Schwerpunkt beim diesjährigen Prager Frühling. Roman Bělor:

„Diese Wahl ist logisch, weil Frankreich lange Jahre, vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Vorbild für die tschechische Kultur war. Wir wollen den mitteleuropäischen Rahmen überschreiten. Wir haben daher nach französischen Musikern, aber natürlich auch nach französischen Musikwerken gegriffen.“

Die Musikfestspiele Prager Frühling sind ein universales Musikfestival mit einem genreübergreifenden Programm. Antonín Matzner war an der Auswahl des Programms beteiligt:

Foto: ČTK
„Das Festival Prager Frühling hat dennoch seine Prioritäten: Eine davon ist, dass wir das einzige Musikfestival hierzulande sind, das große Symphonieorchester der Welt nach Tschechien bringt. Das ist ein so großer finanzieller Aufwand, dass sich dies kein anderes Festival leisten kann. Die Festivalbesucher erwarten, dass sie bei uns große Stars des Musikhimmels hören und sehen werden.“

Musikliebhaber können in den nächsten drei Wochen aus insgesamt 45 Konzerten auswählen. Von den großen Orchestern sind neben dem Pariser Rundfunkorchester auch schon die Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle aufgetreten, und zwar bei einem vorgezogenen Konzert am 1. Mai. Am 17. Mai werden die Münchner Philharmoniker unter Lorin Maazel in Prag spielen.

Im Programm spiegelt sich auch der 90. Geburtstag des Tschechischen Rundfunks wider. Das Prager Rundfunkorchester wird am kommenden Samstag nicht nur beim Konzert im Prager Repräsentationshaus, sondern auch auf den Radio-Wellen zu hören sein. Der Chefredakteur des Kultursenders des Tschechischen Rundfunks, Lukáš Hurník:

Lukáš Hurník | Foto: Tomáš Vodňanský,  Tschechischer Rundfunk
„Der Tschechische Rundfunk Vltava wird in diesem Jahr eine Rekordzahl von Konzerten senden: 13 Konzerte werden live übertragen und sieben für eine spätere Sendung mitgeschnitten. Dazu bringen wir noch einige Video-Übertragungen.“

Abgeschlossen werden die Festspiele am 2. Juni durch die Tschechische Philharmonie. Sie wird die ‚Frühlingsweihe’ von Igor Strawinski spielen, die vor genau 100 Jahren in Paris uraufgeführt wurde. Laut Hurník wurde damit eine gute Wahl getroffen:

„Strawinskis ‚Frühlingsweihe’ ist meiner Meinung nach der richtige Schlusspunkt. Es handelt sich ja um den Prager Frühling, so dass die ‚Frühlingsweihe’ zu seinem Abschluss gehört.“