Freilichtmuseum auf dem "Lustigen Berg" feiert 30. Geburtstag

Das Weihnachtfest ist eine Zeit, in der man sich - und zwar auch in den modernsten Familien - an alte Volkstraditionen erinnert, diese wieder ins Leben ruft und pflegt. Wir wollen daher unsere Vorweihnachtstouristensprechstunde einem Ort widmen, an dem man großen Verdienst daran hat, dass diese Traditionen nicht vergessen wurden. In das ostböhmische Freilichtmuseum auf dem "Lustigen Berg" begleiten Sie Markéta Maurová und Silja Schultheis.

Das Freilichtmuseum auf dem Lustigen Berg, einem Hügel in der Nähe von Hlinsko v Cechach auf der Böhmisch-Mährischen Höhe, nimmt hinsichtlich der Besucheranzahl die zweite Stelle unter den Freilichtmuseen in der Tschechischen Republik ein, und zwar gleich hinter dem Walachischen Museum in Roznov pod Radhostem. Außerdem feiert das Museum in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Und - aller guter Dinge sind drei - es hat mit einem Weihnachtsprogramm an seine Besucher gedacht. Gründe genug, um dem Museum die letzte Touristensprechstunde dieses Jahres zu widmen. Ich konnte von der Direktorin des Museums, Dr. Ilona Vojancova, viele interessante Dinge erfahren. Zunächst hat sie mir über die Entstehung des Museums erzählt:

"Wir haben die erste Ausstellung auf dem Lustigen Berg im Jahre 1972 für die Besucher geöffnet. Die Anfänge können heute manchen Leuten wohl ein bisschen abenteuerlich und unverständlich erscheinen. Unser Museum unter freiem Himmel entstand nämlich Ende der 60er Jahre dank des Eifers und der und der freiwilligen Arbeit verschiedener Enthusiasten, die der erste Direktor, Herr Ludek Stepan, um sich versammelte. Mit diesen Enthusiasten übertrug er die ersten kleinen Häuser auf den Lustigen Berg und renovierte sie: die ersten Bauten waren Dörrhäuser."

Hören wir vom "Lustigen Berg", sind wir gleich besser gelaunt, unsere Gedanken erhellen sich, und wir stellen uns nur schöne Dinge vor. Es handelt sich jedoch um keinen Trick der Museumsmitarbeiter:

"Wir haben diesen Namen nicht erfunden, um die Besucher optimistisch zu stimmen. Dieser Ort heißt seit jeher Vesely kopec (Lustiger Berg). Wir haben in Archivquellen gesucht und ich muss einräumen, dass wir keine befriedigende Erklärung gefunden haben. Wir wissen, dass dort nie eine Familie namens Vesely (Lustig) gewohnt oder Grundstücke besessen hatte, nach der der Ort hätte benannt werden können. In der Umgebung werden zwei Versionen der Entstehung dieses Namens überliefert. Beide klingen einleuchtend."

Die eine Überlieferung geht auf die Kolonisierung dieses Gebietes unter der Herrschaft von König Vaclav III. zurück. Nach der Beendung der Kolonisierung, die angeblich erfolgreich verlief, veranstalteten die Beamten ein Festmahl. Dieses fand auf einer erhöhten Stelle in der Nähe von Hlinsko statt und man begann, diesen Ort "Lustiger Berg" zu nennen, zur Erinnerung daran, dass sich dort die Obrigkeit vergnügte und belustigte. Und die zweite, nicht weniger überzeugende Version?

"Die zweite Variante erzählt über die Mühle auf dem Lustigen Berg. Übrigens wurde sie an ihrem ursprünglichen Standort rekonstruiert und kann heute besichtigt werden. Also der Müller in dieser Mühle, die dort seit dem 17. Jahrhundert stand, besaß neben dem Mahl- auch das Schankrecht. Er betrieb dort daher ein Gasthaus, und an der Mühle vorbei führte ein relativ frequentierter Weg, der Böhmen und Mähren miteinander verband. Und dort, im Gasthaus soll es angeblich lebhaft und lustig bis in die Morgenstunden gewesen sein. Es hallte von dort ein lustiger Gesang der Kumpane, und die Einheimischen begannen den Ort "Lustiger Berg" zu nennen."

Und lustig ist es dort bis heute. Denn es strömen alljährlich 85.000 Besucher dorthin, um die Bauernarchitektur und die Ausstellungen in den einzelnen Häusern zu besichtigen.

"Auf dem Lustigen Berg befinden sich derzeit 26 Gebäude. Ich rechne aber wirklich alle Bauten dazu, den Schweinestall und das Glockentürmchen miteingeschlossen. Diese Gebäude wurden aus unserem Sammlungsgebiet übertragen, das aus dem nördlichen Teil der Böhmisch-Mährischen Höhe und teilweise aus dem Gebirge Zelezne hory besteht. Ein Gebäude davon ist immer schon von hier, es befindet sich an seinem ursprünglichen Standort. Dieses ist jedoch für die Besucher nicht zugänglich, weil es sich in Privatbesitz befindet."

Wie ich erfahren habe, handelt es sich heute um ein Urlaubshaus. Die erste Ausstellung, die man im Jahre 1972 besuchen konnte, befand sich jedoch gerade in diesem Gebäude. Eine Zeitlang war es möglich, einen Teil dieses Hauses zu besuchen, und sein Bewohner, Herr Pilny, dessen Enkel das Haus heute als Urlaubsdomizil nutzen, arbeitete dort sogar als Touristenbegleiter. Das waren die Anfänge, doch das Museum erweitert sich nach wie vor.

"Als letztes Gebäude wurde der Bauernhof aus Mokra Lhota bei Nove Hrady teilweise hierher übertragen und teilweise als Kopie neu gebaut. Dieser Bauernhof wurde am 15. Juni dieses Jahres zugänglich gemacht, sozusagen als Geschenk zu unserem 30. Geburtstag, den wir in diesem Jahr begehen."

Die Häuser, die man in der Umgebung aussucht und ins Freilichtmuseum überträgt, werden dort nicht chaotisch verstreut, sondern man verfolgt dabei klare Regeln.

"Der "Lustige Berg" kann sich eines natürlichen und angenehmen Naturmilieus rühmen. Dadurch, dass wir Gebäude dorthin übertragen, bemühen wir uns, das ursprüngliche Dorf aufzubauen, das es dort bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gab. Es war eine Landwirtschaftssiedlung, mit einer verstreuten Bebauung. Wir haben durch unsere Tätigkeit eigentlich die ursprüngliche Landwirtschaftssiedlung wiederaufgebaut."

Anwesen und kleinere Bauernhäuser, Speicher, Scheunen, Ställe, Trockenkammern usw., usf. Wie sieht eigentlich die Besichtigung dieser Bauernarchitektur aus?

"In die Ausstellungen in den einzelnen Häusern kann man nicht nur durch die Tür reinblicken, sondern die Besucher können teilweise durch die Häuser durchlaufen, und bei verschiedensten Programmen haben sie die Möglichkeit, selbst auch etwas auszuprobieren. Bei einer Veranstaltung, auf der wir verschiedenste Landwirtschaftsmaschinen in Betrieb nehmen, können sie z.B. ausprobieren, wie man auf Dreschmaschine Getreide drosch. Sehr beliebt sind unsere Programme, bei denen wir traditionelle Volksnahrung präsentieren: Dabei können die Besucher selbst z.B. etwas im Ofen backen. Unsere Spezialität sind wasserbetriebene technische Bauten, wie eine Mühle und eine Sägemühle. In diesem Jahr haben wir diese Säge in Betrieb genommen, so dass man sehen kann, wie darauf Holz geschnitten wurde. Und gelegentlich ist auch die Mühle in Betrieb."

Die Ausstellungen in einzelnen Häusern werden während des Jahres gewechselt. Natürlich sind die Stuben in diesen Tagen weihnachtlich geschmückt. Die erste Weihnachtsausstellung wurde auf dem Lustigen Berg 1982 veranstaltet und das Interesse der Besucher hat die Erwartungen der Organisatoren übertroffen. Seitdem findet eine solche Ausstellung alljährlich statt, wobei man das Thema immer ein bisschen variiert. Diesmal hieß die Ausstellung "Weihnachten - Fest der Freigebigkeit" und war der Tradition der Weihnachtsbescherung gewidmet. Diese Ausstellung ging am 8. Dezember zu Ende, eine andere findet jedoch gerade in diesen Tagen statt, und zwar im sog. "Bethlehem" in Hlinsko. Zum Freilichtmuseum gehört nämlich nicht nur der Lustige Berg, sondern auch ein Komplex von 12 alten Holzhäusern in Hlinsko, der den Namen Bethlehem trägt, sowie eine Hammermühle im Dorf Svobodne Hamry und eine Handwerkstätte in Mozdenice.

Gerade "Bethlehem" in Hlinsko befindet sich bis zum 5. Januar kommenden Jahres im Weihnachtsgewand. Eine Weihnachtsausstellung zeigt dort verschiedene Weihnachtsbräuche und Volkskrippen. Das größte Lockmittel für kleine und erwachsene Besucher ist eine bewegliche Krippe. Das Museum erwarb sie vor mehreren Jahren von der Familie des Rudolf Frinta aus Nove Mesto nad Metuji. Dieser Mann war von Beruf ursprünglich Schuster und hat diese Krippe für seine Familie ausgeschnitten. Die Familie Frinta verkaufte die Krippe nach dem Tod von deren Schöpfer um einen symbolischen Preis dem Museum. Enkel und Urenkel eingeschlossen, trifft sich die Familie jedoch jedes Jahr in Hlinsko und veranstaltet vor der Krippe ihre kleine Familienfeier. Und die Besucher der Ausstellung im Bethlehem müssen nicht nur passiv zuschauen, sondern können auch selbst Hand anlegen. In einem der Bethlehem-Häuser kann man versuchen, etwas selbst zu erzeugen: Baumschmuck, ein Geschenk aus Obst, Gebäck, Papier und anderem Material - so wie man sie früher für Kinder vorbereitete. Als Erinnerung kann man so ein eigenhändig erzeugtes Souvenir mit nach Hause nehmen.

Soweit liebe Hörerinnen und Hörer, unser Besuch in Hlinsko und auf dem "Lustigen Berg". Über das dortige Freilichtmuseums hat dessen Direktorin Ilona Vojancova erzählt und aus dem Studio verabschieden sich von Ihnen Silja Schultheis und Markéta Maurová.