Fuballpräsident Chvalovsky wegen Betrugsverdachts festgenommen

F.Chvalovsky

Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft trat am Dienstag morgen auf dem Prager Flughafen Ruzyne ihre Reise zum Testspiel in Mazedonien an. An Bord der Maschine sollte sich auch der Präsident des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes (CMFS), Frantisek Chvalovsky, befinden. Doch für den ging es statt zum Fußball zur Anhörung auf ein Polizeirevier. Näheres zu den Hintergründen von Lothar Martin.

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Nun ist es also doch passiert. Frantisek Chvalovsky wurde von der tschechischen Polizei in Gewahrsam genommen, damit er den Ermittlern für Wirtschaftskriminalität über einige Bereiche seiner geschäftlichen Tätigkeit Rede und Antwort steht. Ihm wird vorgeworfen, als Generaldirektor und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Böhmisch-Mährischen Agrar-Gesellschaft (C.A.S.) Bankkredite in Höhe von 640 Millionen Kronen (ca. 35 Millionen Mark) zweckentfremdet zu haben. Das, was Chvalovsky immer als Kavaliersdelikt abtun wollte, scheint sich nun doch als handfester Betrug heraus zu stellen.

Chvalovsky soll als Chef des landwirtschaftlichen Unternehmens Millionenkredite zum Kauf von Schweinehälften erworben, diese Geschäfte aber nicht getätigt haben. Zumindest nicht in dem der Bank angegebenen Ausmaß. Dabei sollen diese und eine weitere Firma, denen er vorstand, Bankschulden in Höhe von 2,4 Milliarden Kronen (ca. 130 Millionen Mark) angehäuft haben. Chvalovsky wies diese Behauptung immer mit den Worten zurück, dass es sich lediglich um Verbindlichkeiten von einer halben Milliarde Kronen handle und er in der Lage sei, über seine Firmen diese Schulden abzutragen, sobald das Geschäft wieder besser laufe.

Dieser profanen Darstellung war auch die überwiegende Mehrheit der Verantwortlichen des hiesigen Fußballverbandes gefolgt, als sie Chvalovsky auf der unlängst durchgeführten Vollversammlung fast einmütig im Amt bestätigte. Augen zu und durch, schien das Motto zu lauten. Doch dieses Motto verfängt nicht mehr. Nach der Verurteilung von fünf betrügerischen Teilhabern dreier Investitionsfonds, der fünfjährigen Haftstrafe gegen den ehemaligen Tennisprofi Milan Srejber und der Konfiszierung des Eigentums von Nova-Intendant Vladimir Zelezny sollte jedem klar sein, dass es nunmehr auch in Tschechien unseriösen Geschäftsleuten an den Kragen geht und auch sie sich Recht und Gesetz zu stellen haben.

Der Präsident des Fußballclubs Slavia Prag, Vladimir Leska, verwies am Dienstag zudem auf den internationalen Aspekt der Affäre Chvalovsky, da der tschechische Fußballboss auch Mitglied der UEFA-Exekutive ist. Wie man sich in dieser Angelegenheit verhalten will, darüber wollte der Slavia-Chef allerdings noch nichts verlauten lassen:

"Ich will im Augenblick noch keinen Kommentar zu dieser Sache abgeben. Bis Ende dieser Woche werden wir aber den Exekutivausschuss des Verbandes einberufen, um mögliche Schritte einleiten zu können."

Möglicherweise hat man bei den Verantwortlichen des tschechischen Fußballs endlich erkannt, dass ein wegen Betrugsverdachts im Fadenkreuz der Ermittler stehender Präsident kein gutes Licht auf die Sportart Nummer 1 im Lande wirft. Doch erst die nächsten Schritte werden zeigen, inwieweit die Fußballfunktionäre dazugelernt haben.