Fußballpräsident Chvalovsky vorläufig wieder auf freiem Fuß

F.Chvalovsky

Am Dienstag war der Präsident des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes (CMFS), Frantisek Chvalovsky, festgenommen und den Ermittlern für Wirtschaftskriminalität zur Anhörung vorgeführt worden. Chvalovsky wird beschuldigt, Bankkredite in Höhe von umgerechnet 35 Millionen Mark zweckentfremdet zu haben. Nach insgesamt 70 Stunden unter polizeilichem Gewahrsam wurde er am Donnerstag Nachmittag gegen eine Kaution von zehn Millionen Kronen vorerst wieder auf freien Fuß gesetzt. Doch seine Position an der Spitze des tschechischen Fußballs ist mehr als nur ins Wanken geraten. Lothar Martin berichtet.

F.Chvalovsky
Der oberste Boss des hiesigen Fußballsports hatte kaum die Prager Polizeibehörde verlassen, als er vor den wartenden Journalisten auch schon wieder das Unschuldslamm spielte. In verklausulierten Worten brachte er folgendes zum Ausdruck: "Ich lebe in einem Land, dass im zurückliegenden Jahr vieles dafür getan hat, um mich zu überwachen und zu verfolgen. So konnte ich nicht so naiv sein und annehmen, nicht auch eine jener Hauptpersonen zu sein, die sich den Verpflichtungen der Gesellschaft gegenüber und dabei in nicht geringem Maße denen der tschechischen Kommerzbank, zu verantworten haben."

Ja, in der Tat. Die polizeilichen Ermittler schauen den Finanzjongleuren, Kreditbetrügern und - wie sie hierzulande genannt werden - Untertunnelern nunmehr wesentlich genauer auf die Finger. Und die Gerichte des Landes bestrafen die aufgeklärten Vergehen gegen Recht und Gesetz endlich konsequenter. Da muss halt auch ein Fußballpräsident, der die schon lange vorher mehrmals gegen ihn in den Raum gestellten Anschuldigungen stets nur bagatellisierte, mehr als bisher zur Aufklärung beitragen. Denn jede öffentlich ausgesprochene Verdächtigung wirft immer ein schlechtes Licht auf den Betroffenen und auf die Organisation, der er vorsteht.

Dies scheinen die weiteren Verantwortlichen des tschechischen Fußballverbandes nun endlich auch kapiert zu haben. Am Donnerstag riefen sie eiligst eine Sondersitzung des Exekutivausschusses ein, kamen aber noch zu keinem offiziellen Ergebnis. Der Grund: Nachdem ihnen bekannt wurde, Chvalovsky sei wieder auf freiem Fuß, wollten sie auch ihn in ihre Überlegungen mit einbeziehen und vertagten sich auf Freitag. Dennoch kursiert seit Donnerstag zumindest ein neuer Name für die - laut Satzung nur vorübergehend mögliche - Nachfolge von Chvalovsky in der Funktion des Verbandsvorsitzenden. Es ist der stellvertretende Minister für Schulwesen, Jugend und Sport, Ladislav Maly, der das Amt kommissarisch führen könnte. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk äußerte Maly:

"Ich habe mit den Vertretern des Exekutivausschusses nur einige Gedanken ausgetauscht, als sie sich an mich als den höchsten Vertreter der für Sport zuständigen staatlichen Verwaltung gewandt haben. Ich habe ihnen lediglich gesagt und versprochen, dass ich für meine Person alles dafür tun werde, dem Fußball zu helfen, wenn man mich dazu auffordert."

Der Spannungsbogen ist also wieder groß, wie es in der Frage um die Besetzung des höchsten Postens im tschechischen Fußballverband weiter geht. Nach dem Wochenende wird man sehen, ob der große Knall erfolgt ist oder ob wieder nur einige Luftbläschen über der Oberfläche entströmt sind.