Fußball-Europa League: Slavia Prag schafft spätes 1:1 beim FC Arsenal
Der tschechische Fußballmeister Slavia Prag sorgt in der Europa League weiter für Furore. Und das schon zum dritten Mal in Folge auf der britischen Insel. Denn nach den beiden 2:0-Siegen in Leicester und Glasgow trotzte er am Donnerstag auch einem weiteren namhaften Gegner: dem FC Arsenal. Im Viertelfinalhinspiel erzielte Slavia dort ein beachtenswertes 1:1 Unentschieden.
Im leeren Emirates Stadium in London lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit, als Slavias Mittelfeldspieler Lukáš Provod einen Eckball ausführte. Die beiden Kommentatoren des Tschechischen Fernsehens bejubelten am Schluss dieser Spielszene den Ausgleich zum 1:1-Endstand.
In der Tat hatten sich die Schützlinge von Trainer Jindřich Trpišovský in den letzten Minuten der Partie noch einmal aufgebäumt, um die drohende Niederlage abzuwenden. Erst spät, in der 86. Minute, waren sie bei einem schnellen Gegenstoß der Gastgeber, den Pépé erfolgreich abschloss, in Rückstand geraten. Die kämpferische Moral der Prager wurde schließlich belohnt. Torschütze Slavia-Treffers war Jung-Nationalspieler Tomáš Holeš:
Ich wollte die Zone am langen Pfosten abdecken. Die Ecke kam wunderbar in den Strafraum, im Zentrum wurde sie von einem Spieler verlängert, und ich bin mit vollem Einsatz in den abgefälschten Ball gesprungen. Zum Glück konnte Torwart Leno den Ball nicht halten.“
Mit dem Ausgleichstreffer verbesserte sich die Ausgangsposition von Slavia für das Rückspiel im Nu. Wie Lukáš Provod bestätigt, hat die Mannschaft die Arithmetik der K.o.-Runden in der Europa League verinnerlicht. Und die abschließende Druckphase von Slavia beschreibt er so:
„Wir mussten dranbleiben an unserem Ziel, ein Auswärtstor zu erzielen. Denn das ist wichtig, wenn die Entscheidung nach zwei Spielen fällt. Nach dem 0:1, das wir hätten verhindern können, gab es also keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir hatten noch ein paar Minuten Zeit, um das wichtige Tor zu erzielen. Im Rückspiel werden wir sehen, was es wert ist.“
Groß war die Freude nach dem Abpfiff auch bei Trainer Jindřich Trpišovský. Denn erleichtert konnte er feststellen, dass seine Mannschaft auch mit mehreren Spielern aus der zweiten Reihe international bestehen kann. In der Innenverteidigung musste er gleich drei Stammspieler ersetzen, die wegen einer Sperre, einem positiven Corona-Befund oder einer Verletzung ausfielen. In die Rolle des zweiten Innenverteidigers neben David Zima rückte daher Torschütze Holeš, der eine überragende Partie machte. Besonders angetan war Trpišovský indes von Torwart Ondřej Kolář und seiner Leistung. Der Stammkeeper war genau drei Wochen zuvor im Achtelfinal-Rückspiel bei den Glasgow Rangers brutal gefoult worden und hatte sich dadurch schwere Gesichtsverletzungen zugezogen. In London aber stand er wieder seinen Mann. Coach Trpišovský:
„Er genießt meine große Bewunderung, dass er schon zurück ist nach dem, was ihm in Glasgow passiert ist. Und das noch dazu ohne Training. Er hat jedoch keine Sekunde daran gezweifelt, zum Spiel in London antreten zu können. Schon vor zehn Tagen sagte er mir, dass er gegen Arsenal im Tor stehen werde. Und er hat eine überzeugende Leistung abgeliefert.“
Im Tschechischen Fernsehen schilderte Kolář indes auch, dass die vergangenen drei Wochen für ihn alles andere als leicht waren:
„Ich habe das Maximum dafür getan, um wieder spielen zu können. Ich bin aber kein Risiko eingegangen. Der Arzt hat mir grünes Licht gegeben, also war es einzig meine Entscheidung. Andererseits konnte ich anfangs gar nicht an solch ein Comeback denken. Mir lief ständig noch Blut aus der Nase oder in den Mund, folglich musste ich dauernd liegen. Ich habe wirklich acht, neun Tage zu Hause nur auf der Couch gelegen und nichts getan.“
Das Beispiel von Torwart Kolář zeigt, aus welchem Holz dieses Slavia-Team geschnitzt ist. Und Lukáš Provod nennt noch einen Grund, weshalb die Rot-Weißen in der Europa League eine solch gute Rolle spielen:
„Diese Spiele sind Feiertage für uns und eine Belohnung für unsere Leistungen in der Liga. Deshalb müssen wir zu 100 Prozent laufen und ackern, denn wer kann schon von sich behaupten, gegen ein Team wie Arsenal zu bestehen. Wir sind also hochmotiviert und froh, den ersten Schritt getan zu haben.“
Sollte Slavia im Rückspiel am kommenden Donnerstag in Prag auch der zweite Schritt gelingen, dann würde der Traditionsclub das zweite Mal in seiner Geschichte im Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs sein. Erstmals gelang dies den Pragern in der Saison 1995/96 im Uefa-Cup.