Fußball: Sparta Prag und Trainer Chovanec für Schwindel-Affäre hart bestraft

Sparta Prag (Foto: Archiv von Sparta Prag)

Der tschechische Clubfußball steht wieder in den Schlagzeilen. Leider erneut nur in den negativen. Am Montag bestrafte die Disziplinarkommission des nationalen Fußballverbandes ČMFS den Verein Sparta Prag wegen einer Schwindel-Affäre. Der Prager Traditionsclub wurde mit einer Geldbuße von umgerechnet 31.000 Euro belegt, Trainer Jozef Chovanec muss für zehn Wochen auf die Tribüne und zwei Spieler erhielten eine Sperre von zwei Spielen.

Tomáš Pekhart,  Manuel Pamic und Václav Kadlec  (Foto: ČTK)
Interessenskonflikte kann man für gewöhnlich auf zwei Arten lösen: Entweder man kämpft für seine Position oder man versucht dem Stärkeren auszuweichen. In vielen Bereichen wird in Tschechien leider häufig die zweite Variante gesucht. So auch im vorliegenden Fall des Fußballclubs Sparta Prag. Am 1. Februar wurden die beiden Sparta-Stürmer Václav Kadlec und Tomáš Pekhart für das acht Tage später stattfindende Länderspiel der tschechischen U 21-Mannschaft in den Niederlanden nominiert. Sparta Prag, mitten in den Vorbereitungen auf das große Duell mit dem FC Liverpool in der Europa-Liga, aber meldete beide Spieler krank. Ebenso den Kroaten Manuel Pamic, der in den kroatischen Kader für das A-Länderspiel gegen Tschechien berufen wurde. Bei einem Testspiel gegen den russischen Verein Zenit St. Petersburg in Spanien aber liefen alle drei „erkrankten“ Spieler im Sparta-Dress auf, und noch dazu unter falschem Namen. Zu dumm nur, dass ihr Mitwirken von russischen Fotografen festgehalten wurde und ihre Fotos – unter anderem vom zweifachen Torschützen Kadlec im Trikot von Kadeřábek – im Internet auftauchten. Die Prager gerieten daher in Erklärungsnot und schnell wurde allen klar, dass die Erkrankungen oder Verletzungen nur vorgetäuscht waren.

Jiří Golda  (Foto: ČTK)
„Wir sind keine Dummköpfe und eine Nationalmannschaft ist kein Taubenschlag“, schimpfte Fußballverbandschef Ivan Hašek über die Dreistigkeit des Traditionsvereins. Am Montag wurden nun die mit Spannung erwarteten Strafen ausgesprochen. Der Vorsitzende der Disziplinarkommission, Jiří Golda, begründete die Strafen so:

„Der Club und sein Generalsportmanager wurden bestraft für die Verletzung der Richtlinien des Verbandes im Zusammenhang mit den Fifa-Statuten, in denen vorgeschrieben wird, wie und zu welchen Bedingungen Spieler von den Aufgaben des Nationalteams befreit werden können. Die Spieler Kadlec und Pekhart wurden bestraft, weil die Entschuldigung für ihr Nichterscheinen unzureichend war.“

Jozef Chovanec  (Foto: ČTK)
Mit anderen Worten: Trainer und Generalmanager Chovanec, der als Urheber des ganzen Schwindels ausgemacht wurde, darf die Mannschaft nun bei neun Punktspielen nicht von der Bank aus betreuen. Eine Strafe, die von den meisten tschechischen Medien als angemessen bezeichnet wurde. Die Zwei-Spiele-Sperre für die beiden Stürmer wird hingegen als zu niedrig eingestuft. Disziplinarkommissionschef Golda hält dem entgegen:

„Für eine höhere Strafe hätte auch die Absicht der Spieler vorliegen müssen, dass sie alle täuschen wollten. Das war nicht der Fall, deshalb erhielten sie nur das niedrigste Strafmaß.“

Sparta Prag  (Foto: Archiv von Sparta Prag)
Gar völlig ohne Strafe ging Verteidiger Pamic aus. Als Kroate habe er nicht gegen die Vorschriften des tschechischen Verbandes verstoßen, hieß es. Der kroatische Fußballverband wiederum gab sich mit der Entschuldigung, er sei verletzt gewesen, zufrieden. So war zumindest zu hören.

In Tschechien aber sind viele enttäuscht, dass es Sparta Prag nicht wenigstens versucht hatte, beim Verband für eine Freistellung seiner beiden Spieler zu kämpfen. Anstatt aber mit der Blamage zu leben, will der Verein jetzt sogar Berufung gegen die Strafen einlegen.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen