Fußball: Sparta Prag will mit Sylvestre auch Rassismus-Problem bekämpfen

Ludovic Sylvestre (Foto: CTK)

Mit der Partie des Rekordmeisters Sparta Prag gegen den Aufsteiger SK Kladno wird an diesem Samstag in Tschechien eine neue Saison in der höchsten Fußballspielklasse, der so genannten Gambrinus-Liga angepfiffen. Auf welche Teams und welche Kicker sich der tschechische Fußballfan dann besonders freuen darf, dazu mehr im folgenden Beitrag von Lothar Martin.

Ludovic Sylvestre  (Foto: CTK)
Wenn in England, Deutschland, Spanien oder Italien eine neue Saison zur nationalen Fußballmeisterschaft eröffnet wird, dann sind die Erwartungen unter den Fans in der Regel hoch und ihr Appetit auf neue Fußballkost ziemlich groß. Nicht so aber in Tschechien, wo der Zuschauerschnitt von 7146 Besucher pro Spiel in der Saison 1996/97 auf bis über knapp 4000 Besucher in der vergangenen Saison zurückgegangen ist. Der Grund für diese Flaute liegt auf der Hand: In der Mehrzahl werden unattraktive Spiele mit wenig Einsatz und niedrigem Tempo geboten. Auf den Zuschauertribünen prägen nur allzu oft Hooligans und andere Chaoten das ansonsten leidenschaftslose Bild. Und: Die seit zwei Jahren schwelende Korruptionsaffäre hat das letzte dicke Vertrauen unter den zahlenden Fußballanhängern weggewischt. Um die Zuschauer wieder zurück zu gewinnen, muss auch eine Mannschaft wie der AC Sparta Prag, das Aushängeschild des tschechischen Clubfußballs, attraktiver spielen. Das weiß auch Stanislav Griga, der slowakische Cheftrainer des Traditionsvereins:

"Es gilt immer wieder das gleiche Klischee: Nur mit einem attraktiven, offensiv geführten Fußball, vielen Toren und Siegen lassen sich die Zuschauer in die Stadien locken. Und wir als AC Sparta wollen das auch zeigen."

Präsentieren wird sich bei Sparta Prag aller Voraussicht nach auch der französische Auswahlspieler Ludovic Sylvestre. Am Mittwoch war sein Wechsel vom spanischen Champions-League-Sieger FC Barcelona nach Prag noch nicht in trockenen Tüchern, doch Spartas Pressesprecher Lukas Pribyl gab zu verstehen, dass dazu eigentlich nur noch eine kleine Formalität fehle:

"Also jetzt liegt das Papier über den Vereinswechsel schon in Barcelona auf dem Schreibtisch und es bedarf eigentlich nur noch dessen, dass Barca-Präsident Porta auf die Arbeit kommt und das Papier unterschreibt."

Stanislav Griga  (Foto: CTK)
Sylvestre wäre nach dem Kameruner Abanda der zweite Spieler mit dunkler Hautfarbe, der für Sparta Prag die Stiefel schnürt. Das ist ein heißes Thema beim Prager Renommierclub, denn für die wiederholt von den eigenen Hooligans gegenüber dunkelhäutigen Akteuren der internationalen Gegnerschaft in der Champions League geäußerten beleidigenden Urwaldgeräusche musste Sparta schon mehrfach hohe Geldstrafen an die UEFA zahlen. Trainer Griga steht daher dem Zugang von Sylvestre sehr positiv gegenüber:

"Der Zugang wäre auch in Bezug auf die Zuschauer eine Attraktion. Wir haben schon längerfristig nach einem dunkelhäutigen Spieler gesucht, der für die Mannschaft eine wirkliche Verstärkung ist, schon damit ein solcher Spieler auch bei den Prager Fans seine Anerkennung genießt. Und sollte es dann immer noch einige geistig Minderbemittelte geben, dann kann man das kaum verhindern. Aber ich denke, das letzte Vorbereitungsspiel hat schon gezeigt, dass Sylvestre bei der großen Mehrheit des Publikums gut ankommt und ich bin überzeugt, das wird auch so bleiben."

Autor: Lothar Martin
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