Champions League: Sparta Prag musste vor halbleeren Rängen spielen

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Jedes Jahr im August erfolgt im europäischen Fußball die Auslosung zur Gruppenphase der Champions League. Falls sich für diesen Wettbewerb auch ein tschechischer Vertreter qualifiziert hat, dann hoffen die hiesigen Fans auf ein tolles Los. In dieser Saison, in der Sparta Prag der Gruppe B zugelost wurde, ist Arsenal London der attraktivste Gegner des tschechischen Landesmeisters. Doch dem Gastspiel der Londoner "Kanoniere" am Dienstag in der Prager Toyota Arena durften nur 12.500 anstatt der möglichen 19.000 Zuschauer beiwohnen. Weshalb, und wie die Partie zwischen Sparta und Arsenal letztlich ausgegangen ist, das verrät Ihnen Lothar Martin.

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Rassismus im Fußball. Das ist ein leider noch relativ oft anzutreffendes Problem. Besonders in den neuen EU-Mitgliedsstaaten Mittel- und Osteuropas sowie den EU-Beitrittskandidaten Rumänien und Bulgarien. Denn wenn die großen und erfolgreichen Clubs aus West- und Südeuropa mit all ihren Stars in den Stadien dieser Länder antreten, dann werden die gegnerischen Spieler mit dunkler Hautfarbe nur allzu häufig bei jeder Ballberührung mit höhnischen Urwaldgeräuschen bedacht. Eine Unsitte, die nicht nur von einer schlechten Kinderstube, sondern auch von einer rassistisch gefärbten Intoleranz zeugt. Und diese Art der Diffamierung lässt sich der Ausrichter der Champions League, die Europäische Fußball-Union (UEFA), schon längst nicht mehr bieten. Deshalb werden Mannschaften, deren so genannte Fans sich in derart intoleranter Weise verhalten, mit harten Geldbußen belegt. Unter diesen sind leider auch immer wieder tschechische Teams vertreten, allen voran der eigentliche Vorzeigclub Sparta Prag. Martin Hasek, Mittelfeldspieler des AC Sparta und Bruder des berühmten Eishockey-Goalies Dominik Hasek, hat für diese Form der "Fußballbegeisterung" kein Verständnis:

Thierry Henry  (Foto: CTK)
"Dieses Verhalten ist eindeutig negativ und es wird von mir auch ganz klar abgelehnt. Es kommt mir so vor, dass diese Leute noch vor 100 Jahren in der Vergangenheit leben. Als sie damit in der Schweiz angefangen haben, hat sie das ganze Stadion ausgepfiffen. Ich weiß nicht, was alles noch passieren muss, damit sie damit aufhören."

Weil die Anhänger des nationalen Rekordmeisters in der vergangenen Saison gleich mehrfach negativ in dieser Hinsicht auffielen, musste der Verein eine Strafe von insgesamt 42.000 Euro an die UEFA zahlen. Diese Zeche tat weh, aber halt nur dem Club als solchem. Deshalb bekamen die neuerlichen Verfehlungen der so genannten Sparta-Ultras, ihre beleidigenden Affenlaute gegen dunkelhäutige Kicker der Champions-League-Kontrahenten Ajax Amsterdam und FC Thun, nun endlich auch die Verursacher selbst zu spüren. Die UEFA ließ nämlich am Dienstag, beim Auftritt des Arsenal FC in Prag, neben der fälligen Geldstrafe auch ein Drittel der Zuschauerränge in der Toyota Arena für die Besucher sperren. Statt einem vollen Stadion mit 19.200 Zuschauern konnten daher nur 12.528 Kiebitze die Begegnung sehen. Nur sie durften live miterleben, wie sich die Gastgeber zwar bemühten, dem cleverer und reifer operierenden Arsenal-Team aber dennoch 0:2 unterlagen. Weil die Londoner mit dem Franzosen Thierry Henry, der beide Treffer erzielte, den überragenden Akteur der Partie in ihren Reihen hatten. Und dieser Henry ist nicht nur einer der besten Fußballer der Gegenwart auf unserem Planeten, sondern auch der Wortführer der weltweiten Nike-Kampagne gegen die rassistische Intoleranz in den Fußballstadien. Die Antwort auf das rückständige Verhalten der Sparta-Ultras konnte kaum deutlicher und direkter ausfallen...

Autor: Lothar Martin
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