Fußballhit: Slavia empfängt Dortmund mit Vorfreude und Ehrfurcht

Foto: ČTK / Roman Vondrouš

Schon nach der Gruppen-Auslosung zur Champions League war klar: Der tschechische Meister Slavia Prag bekommt es mit drei Spitzenteams des europäischen Fußballs zu tun. Am Mittwoch steigt das erste Heimspiel, zu Gast ist Borussia Dortmund. Bei den Pragern herrscht genauso Vorfreude wie Ehrfurcht vor dem Gegner.

Foto: ČTK / Roman Vondrouš

Jindřich Trpišovský  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)
Slavias Trainer Jindřich Trpišovský macht keinen Hehl daraus, dass ihn die Spielweise des BVB fasziniert. Bei einem früheren Engagement als Coach wollte er bereits aus dem Zweitligisten Viktoria Žižkov ein „tschechisches Dortmund“ machen. Jetzt hat er die Möglichkeit, mit Slavia zu zeigen, dass er seinem Vorbild schon auf den Fersen ist:

„Die Spielweise von Borussia ist sehr schön anzuschauen. Das ist ein sehr kultivierter, erwachsener Fußball. Nach längerer Zeit stoßen wir wieder auf einen Gegner, der nicht nur fußballerisch sehr stark ist, sondern auch athletisch. Mein Eindruck ist der, dass Dortmund nur dann Spieler verpflichtet, wenn sie die 100 Meter unter elf Sekunden laufen können. In der Vorbereitung auf die Begegnung haben meine Spieler den Videotechniker gefragt, ob er nicht zufällig einen Schnelldurchlauf zeige. Doch die Aufnahmen waren leider in Echtzeit.“

Foto: ČTK / Roman Vondrouš
Mittelfeldspieler Lukás Masopust bestätigte diese Eindrücke auf der Pressekonferenz vor dem Spiel:

„Wir haben uns zwei Videos angeschaut und das Spiel der Borussia detailliert analysiert. Wir wissen, dass Dortmund sehr gefährlich ist in der Offensive. Wir müssen daher versuchen, die BVB-Spieler an die Kette zu legen. Doch wir glauben, dass uns die Stimmung im ausverkauften Stadion dabei hilft und uns die Fans wie gegen Chelsea oder Sevilla anpeitschen werden.“

Vor der heißblütigen Atmosphäre im schmucken Sinobo-Stadion, das die Prager liebevoll nur als ihr „Eden“ bezeichnen, warnte auch Dortmunds Trainer Lucien Favre. Der Schweizer ist jedoch ebenso von der Spielstärke des Konkurrenten angetan:

Lucien Favre  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)
„Wir erwarten ein sehr schweres Spiel. Wir haben das 1:1 von Slavia bei Inter Mailand gesehen. Das Remis war klar verdient, Prag hatte sogar mehr Torchancen als Inter. Slavia ist eine sehr athletische Mannschaft, die Spieler des Teams laufen enorm viel. Und sie laufen sehr gezielt und richtig, sowohl defensiv als auch offensiv. Ein 1:1 beim italienischen Spitzenreiter, das sagt alles.“

Gegen Slavia Prag müsse man folglich sehr viel laufen, um zum Erfolg zu kommen, ergänzt Favre. Und man dürfe sich in der Abwehr nicht solche Blößen geben wie zuletzt in der Bundesliga gegen Frankfurt und Bremen, als der BVB jeweils zwei Gegentore kassierte. Da kommt es Favre sehr gelegen, dass ihm sein Abwehrchef Mats Hummels nach einer Verletzung wohl wieder zur Verfügung steht. Der 30-Jährige zeigte sich auf der Pressekonferenz optimistisch, dass er am Mittwoch auflaufen werde. Erst recht, als er von einem Journalisten gesagt bekam, dass der Slavia-Trainer große Stücke auf ihn hält. Trpišovskýs Aussage zufolge wird es seine Mannschaft schwer haben, zu Kopfbällen zu kommen, sollte Hummels mit von der Partie sein. Darauf reagierte der Gelobte mit einem Lächeln:

Foto: ČTK / Roman Vondrouš
„Also, ich hätte auch schon vorher gern gespielt, doch jetzt endgültig. Ich hoffe, dass der Slavia-Trainer mit seiner Aussage recht behält und wir beim Spiel im Defensivverbund überhaupt keinen Kopfball zulassen. Doch auch auf der restlichen Ebene wollen wir gut arbeiten und zusammenspielen.“

Die Vorzeichen für einen Sieg von Mats Hummels und seiner Mannschaft in Prag stehen günstig. Zum einen hat der Innenverteidiger vor gut zwei Jahren genau in diesem Stadion das 2:1-Siegtor für die deutsche Nationalmannschaft im WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien geschossen. Und zum anderen hat die Borussia bei ihren bisherigen fünf Auftritten hierzulande noch nicht verloren, und bei den drei Siegen und zwei Remis auch kein Gegentor bekommen. Hummels lässt dieses Argument indes so nicht stehen:

Mats Hummels  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)
„Das ist natürlich eine schöne Statistik, aber wir alle wissen im Raum, dass uns das ganz, ganz wenig bringt im Spiel selbst. Aber falls wir sie fortführen können, hoffe ich, dass Sie (an den Fragesteller gewandt) beim nächsten Spiel hier die gleiche Statistik wiederanbringen können.“

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen