Fußballmeister Slavia Prag will tschechische Clubs in Not unterstützen
Die strengen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus bringen unter anderem den Sport in Nöte. Ähnlich wie in Deutschland ist auch in Tschechien der Fußball davon stark betroffen. Mit dem Spiel auf dem grünen Rasen verdienen nicht nur die Kicker ihren Lebensunterhalt, sondern auch die zahlreichen Angestellten in den Profivereinen. Wegen der aktuellen Spielpause aber fehlen den Clubs bereits jetzt fixe Einnahmen, und einigen drohen ernsthafte finanzielle Probleme.
„Unser Club gibt 15 Prozent seiner Einnahmen aus den beiden anstehenden Spielzeiten in den europäischen Wettbewerben für einen Solidaritätsfonds ab. Dieser Fonds soll anderen Vereinen in den beiden höchsten tschechischen Ligen in der Notlage helfen.“
Eine ähnliche Geste haben bereits die vier deutschen Champions-League-Teilnehmer dieser Saison gezeigt: Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen. Ende März gaben sie 20 Millionen Euro an einen Fonds ab, aus dem Vereine der ersten und zweiten Bundesliga schöpfen können, wenn sie wegen der Corona-Krise in finanzielle Schieflage geraten. Nach Aussage von Býček aber hat sich Slavia Prag an einem anderen Beispiel orientiert:
„Slavia hat die Idee eines Solidaritätsfonds schon wiederholt unterbreitet und dabei auf andere Länder verwiesen. In den Niederlanden zum Beispiel funktioniert dieses Modell sehr gut. Das ist die Richtung, die wir schon seit langem einschlagen.“Gleichzeitig haben die Rot-Weißen auch andere Vereine und Spieler, denen es besser geht, zur Beteiligung an dem Fonds aufgefordert. Die Reaktion anderer Clubs ließ auch nicht lange auf sich warten. Für Sparta Prag sagte Pressesprecher Ondřej Kasík:
„Wenn wir uns über ein Prinzip der Solidarität unterhalten wollen, dann sollten wir das Ganze anders anpacken. Die Hilfe wird jetzt benötigt. Daher sollten wir auch sofort handeln und nicht über eine virtuelle Zeit und über virtuelles Geld sprechen.“
Die Hilfe von Slavia käme also womöglich zu spät, wenn die Gelder dazu erst noch erspielt werden müssten. Deshalb legte Ondřej Kasík noch einmal nach:„Wir als Sparta Prag unterstützen das Solidaritätsprinzip. Doch wenn wir helfen wollen, dann lasst uns bitte eine andere Form der Unterstützung finden. Denn den in ihrer Existenz bedrohten Clubs sollten die Gelder in möglichst kürzester Zeit zukommen.“
In ähnlicher Weise äußerten sich auch die Vertreter von Viktoria Pilsen. Die Westböhmen, die als dritter starker Verein in Tschechien gelten und in der Vergangenheit schon mehrfach anderen Clubs halfen, haben im Moment jedoch eigene Sorgen. Daher erklärte Clubpräsident Tomáš Paclík, dass man zurzeit keine Versprechungen abgebe, die man dann vielleicht nicht halten könne. Dies wäre unverantwortlich und nur eine populistische Geste.
Da kommen zwei Meldungen vom Donnerstag wohl gerade zur rechten Zeit. So hofft der Ligaverband, dass man den Weisungen der Uefa folgen und die verbleibenden Spieltage der ersten beiden Ligen bis zum 30. Juni durchführen könne. Dazu sei es notwendig, dass alle Mannschaften ab dem 1. Mai wieder das Training aufnehmen, um ab Mitte Mai erneut in den Spielbetrieb einzusteigen. Zugleich sicherte der Ligaverband zu, eine Ratenzahlung, gespeist aus Fernsehgeldern, Marketing- und Sponsoreneinnahmen, schon vor dem Monat Mai an die Vereine abzugeben.